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Flüchtlingslager in West-Darfur

Nertiti, West Darfur.
Nertiti liegt inmitten der Bergregion Jebel Mara am östlichen Zipfel West-Darfurs. Verglichen mit der brütenden Hitze in Nyala, das im äußersten Süden Darfurs liegt, ist die Luft hier frisch und kühl. Nertiti ist ein 7.000 Seelen Ort.

Eines Tages, um die Neujahrszeit, kamen 700 Menschen, die hier Schutz vor angreifenden Janjaweed suchten. Seither strömen Menschen aus mehr als 40 verschiedenen Ortschaften nach Nertiti. Momentan leben allein hier 35.000 Inlandsvertriebene. Auf zwei Seiten des Städtchens wurden offizielle Flüchtlingscamps errichtet. Im nördlichen Lager sind 4.000 Flüchtlinge registriert, im südlichen leben laut der Registrierungslisten 7.500 Personen. Nertiti ist eine ärmliche Stadt. Auf den ersten Blick ist es kaum möglich, zu unterscheiden, wo die Stadt endet und das Flüchtlingslager beginnt. In den Lagern drängt sich Hütte an Hütte, kaum eine ist größer als zwei Quadratmeter. Dennoch lebt in jeder einzelnen eine ganze Familie mit durchschnittlich sieben bis acht Personen. Die Flüchtlinge sammeln das Stroh für die Hütten in der Umgebung, dort, wo Janjaweed-Milizen umherstreifen. Frauen, die sich aus dem Camp wagen, laufen Gefahr, überfallen und vergewaltigt zu werden, doch scheint dies fast das kleinere Übel, denn Männern droht die Ermordung. Für die Flüchtlinge aber gibt es keine Alternativen. Um ihren Familien einen Unterschlupf zu bauen, müssen sie ihr Leben riskieren. Drei Frauen kommen uns entgegen. Auf dem Kopf tragen sie ein riesiges Gebinde von Zweigen und Ästen, dem künftigen Gerüst für eine etwas stabilere Stohhütte. Das Material stammt aus der Gegend, die von den Janjaweed kontrolliert wird. Die ganze Sammelaktion bedeutete für sie gefahrvolle sieben Stunden. Jene, die schon seit mehreren Wochen im Camp leben, haben wenigstens ein Dach auf ihrer Hütte. Die meisten aber leben hinter einfachen Trennwänden aus Stroh, dem Wetter ausgesetzt und quasi ohne Privatsphäre. Ihre Nachbarn sind nur wenige Zentimeter entfernt.

Zalingei
ist eine alte Kolonialstadt, am östlichen Rand der Provinz West-Darfur.

 
Foto: Christoph Püschner

Die lokalen Autoritäten versuchen alle, die sich in der Stadt auf öffentlichen Anlagen, in Schulgeländen, einfach auf jedem freien Quadratmeter niedergelassen haben, davon zu überzeugen, in die offiziellen Flüchtlingscamps zu ziehen. Es wurde sogar ein neues Areal für sie bereitgestellt, doch bisher sind nur wenige dorthin umgesiedelt. Die NGOs (Nichtregierungsorganisationen), die Hilfsorganisationen in dieser Region, geben hierfür vor allem zwei Gründe an: So ist zum Einen das neu ausgewiesene Gebiet zu weit von der Stadt entfernt, und damit sinkt die Chance auf eine gelegentliche Arbeit, um etwas Essen zu kaufen. Zum Anderen aber ist es schlichtweg Angst, die die Menschen in der Stadt hält. Denn hier in der Masse, wähnen sich die Flüchtlinge zumindest etwas sicherer. Diesen Menschen ist es gelungen, den grausamen Überfällen der Janjaweed zu entkommen und ihr nacktes Leben zu retten. Und so wiegt Sicherheit für sie schwerer als alles andere.

Al Hamidia Das erste Camp
Al Hamidia, beherbergt rund 17.000 Flüchtlinge. Es liegt oben auf einem Hügel, Reihe um Reihe Strohhütten, einige mit einem Dach aus Plastikplanen, um die Bewohner während der wolkenbruchartigen Regengüssen trocken zu halten, mit der sich die Regenzeit bereits angekündigt hat. Am Eingang stehen Frauen Schlange, um Trinkwasser zu bekommen.

Sudo (Sudan Social Developement Organisation), die Partnerorganisation von Caritas international und Diakonie Katastrophenhilfe in Darfur hat hier zwei Schulen und ein Krankenhaus gebaut. Die Schulen stehen nebeneinander, einfache Strohmatten dienen als Wände. Rund 3.000 Kinder werden hier in acht Klassen unterrichtet. Gegenüber liegt die kleine Gesundheitsstation mit einem Raum zur Aufnahme der Patienten, einem Sprechzimmer und Behandlungsräumen nebenan.

Von Fiona Callister

Quelle: Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung von Caritas International (www.caritas-international.de)

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