Flucht
Noch nie kamen in Mitteleuropa so viele Flüchtlinge an, Hunderttausende aus Syrien, Tausende aus dem Irak, Afghanistan, ... und wohl bis zu 500.000 über das Mittelmeer aus vielen afrikanischen Staaten. Hier ein kurzer Blick auf einige Gründe, die man nicht vergessen sollte, wenn man über diesen Problemkreis nachdenkt.
Syrien ist durch einen jahrelangen Bürgerkrieg gegen das diktatorische Regime von Assad ein nahezu kolabierter Staat. Auslöser für den Aufstand gegen Assad ist einmal seine Weigerung demokratische Reformen einzuleiten, zum anderen auch eine jahrelange Dürre (Klimawandel?), die die Unzufriedenheit weiter Teile der Bevölkerung verstärkt hat.
In der Umgebung hat sich in den letzten Jahren der sogenannte Islamische Staat ausgedehnt, eine pseudo-islamische fundamentalistische Gruppe, die über massive Gewaltanwendung einen männerbündischen, antidemokratischen Staat aufbauen will. Durch das Machtvakuum hat sich der IS auch in Teilen Syriens ausgedehnt. Sowohl die syrischen Rebellen, als auch das Assad-Regime kämpfen gegen den IS. International hat die Verbindung zwischen der russischen Regierung unter Putin und dem Assad-Regime bisher in der UN jede politische Lösung blockiert, wobei sowohl die EU, als auch die US-Amerikaner darauf verzichtet haben, deutlicheren Druck auszuüben. Seit Oktober 2015 fliegen die russischen Streitkräfte Angriffe - nach der Lesart von Putin auf Terroristen. Nach allen verfügbaren Angaben trifft der überwiegende Teil der Bombardements die syrischen Rebellen.
Die Verfolgung aller Andersdenkenden durch Assad, die massiven Nebenwirkungen der Kämpfe auf die unbeteiligte Bevölkerung, die Flucht vor dem IS-Terror und nun die Bombardierung durch russische Kampfflugzeuge führen zu immer weiter gehenden Fluchtbewegungen aus Syrien.
In Afghanistan, um nur ein weiteres Beispiel aus der Region zu nennen, ist die Regierung nicht in der Lage, die fundamentalistisch-muslimischen Taliban unter Kontrolle zu bringen, deren Ursprung in muslimischen Flüchtlingsschulen in Pakistan liegt. Das Entstehen der Taliban hängt damit eng mit dem russischen Einmarsch in Afghanistan 1979 und der wenig erfolgreichen, dafür um so brutaler durchgeführten Besetzung des Landes bis 1989 zusammen.
Wagen wir einen Blick nach Afrika:
Bürgerkriege und Terroismus betreffen die Menschen in mindestens 10 afrikanischen Staaten (von Ägypten bis Zentralafrikanische Republik), hohes Bevölkerungswachstum und Armut noch deutlich mehr Staaten. Woher kommt die Armut? Natürlich zum einen aus dem Bevölkerungswachstum, zum anderen aus vielen historischen und aktuellen Problemen. Noch immer wirkt an vielen Stellen die Kolonialgeschichte nach, etwa durch Grenzziehungen, die noch heute innere Konflikte auslösen, oder durch weiter bestehende Abhängigkeiten von ehemaligen Kolonialmächten. Instabile Staaten begünstigen instabile, nicht mehrheitsfähige und korrupte Regierungen.
Aktuelle Probleme können einerseits Dürren und Überschwemmungen auf Grund des von den Industrieländern gemachten Klimawandels sein, aber auch neokoloniales Einwirken etwa der EU gegenüber afrikanischen Staaten. Staaten werden gezwungen ihre Märkte für europäische Produkte zu öffnen, die dann die einheimischen Märkte zerstören, so zum Beispiel bei Hühnerfleisch und Milch(pulver). Oder man schließt Abkommen, die höchst einseitig europäische Interessen befördern, etwa bei Fischereiabkommen. Europäische Flotten fischen die Meere vor Afrika leer, die afrikanischen Küstenfischer kommen mit leeren Netzen nach Hause.
Auch die häufig illegale Ausbeutung des tropischen Regenwaldes für Holzprodukte, die Förderung von Öl durch internationale Großkonzerne oder der Verkauf von Land an internationale Investoren, an Staaten (China, ...) oder Firmen, das von Einheimischen traditionell genutzt wurde, für das es aber zumeist keine Besitztitel gibt, das sogenannte Land Grabbing, vertreiben Millionen Menschen.
Wen wundert es, wenn sich die Menschen auf den Weg machen, ein besseres Leben zu suchen?
Wo?
Nun, dort wo sie das Geld vermuten dürfen, das ihnen durch ausbeutende europäische und internationale Politik entzogen wird.
Eventuell wäre es geschickt, einmal weltweit auf politischer Ebene nachzudenken, welche Politik man zulässt und welche Vorgaben man der Wirtschaft machen muss.