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Die geographischen Seiten des TLG

Interviews mit Flüchtlingen in Darfur

Fatma Mohammed Hasaballah: "Vor fünf Tagen habe ich im Wald Material gesucht, um für meine Hütte ein Dach zu bauen. Dort haben mich die Janjaweed aufgespürt. Sie fragten mich, was ich da mache und forderten mich auf, alles was ich gesammelt hatte, abzuladen und zu verschwinden. Ich fragte sie "Warum macht ihr das? Warum lasst ihr mich nicht in Ruhe?" Doch die Janjaweed antworteten, sie hätten keinen Grund, und begannen, mich zu schlagen und zu treten. Sie haben meine Schulter ausgekugelt und ich habe viele Schnitte von dem Überfall. Foto: Caritas international Ich habe sieben Kinder, die alle mit mir in der Hütte leben. Unser Nachbar hat uns erlaubt, bei ihm zu schlafen, weil unsere Hütte nicht fertig ist. Wenn es mir wieder besser geht, möchte ich aber wieder zurück in meine Hütte. Wir haben unser Dorf Kougo verlassen, als die Janjaweed uns überfallen haben. Sie haben meinen Mann mitgenommen. Ich habe ihn seither nicht mehr gesehen. Das Dorf haben sie vollständig niedergebrannt. Nach dem Überfall sind ein paar Leute zurück ins Dorf und sie haben die Leichen von den Männern entdeckt, die die Janjaweed getötet haben, aber meinen Mann haben sie nicht gefunden. Von den 500 Männern aus meinem Dorf haben sie 28 getötet. Ich habe absolut nichts mitnehmen können. Als ich vor einem Monat hierher ins Camp kam, gab es zuerst gar nichts. Erst nach drei Tagen haben wir etwas Getreide, Öl, und Wasser bekommen."

Isahage Abubaka: "Ich war Farmer in einem Dorf namens Um Haras. Ich hatte 20 Kühe, 40 Ziegen, zwei Pferde und drei Esel. Als die Janjaweed uns angegriffen haben, haben sie mir alles weggenommen, außer meinem Esel, denn mit dem Esel war mein Sohn zum Markt unterwegs und sie wussten nichts davon. Die Janjaweed kamen mit großen Waffen, sie hatten Maschinengewehre, die auf Lastwagen montiert waren. Die Leute aus dem Dorf sind weggerannt, viele wurden erschossen. Die Janjaweed haben alles geplündert, was zu finden war. Sie haben allein aus meiner Familie 28 Mitglieder erschossen. Meinen Vater, meinen Onkel, meine Tante mit ihrem Sohn, meine zwei Brüder. Alle erschossen. Die Janjaweed kamen am 1. Januar, von den 600 Leuten im Dorf haben sie 133 Menschen ermordet. Unser Dorf war wohlhabend. Wir hatten eine fruchtbare Landwirtschaft, Viehzucht, wir hatten eine Pumpanlage für Trinkwasser. Ich hatte einen Garten voller Orangenbäume - die Janjaweed haben einfach die Bäume gefällt. Auch die Pumpe haben sie mitgenommen. Als wir dann hierher ins Flüchtlingslager gekommen sind, hat man uns Essen und Decken gegeben. Dann aber gab es einen Überfall der Janjaweed auf das Camp und wieder haben sie uns alles geraubt. Der erste Angriff war am 17. Februar. Seither gab es zwei weitere Überfälle. Der letzte war am 27. März. Dieses mal kamen sie nicht ins Lager selbst, aber sie griffen die Leute auf der Straße an. Einem haben sie dabei 40.000 Dinar (154 Us-Dollar) geraubt - es war alles was er hatte. Ich habe zwei Frauen und zusammen 20 Kinder. Wir brauchten vier Stunden, um hierher ins Lager zu kommen. Einerseits fühle ich mich hier sicher, andererseits aber auch nicht. Wir leben hier mit sehr vielen Leuten, das gibt mir ein sicheres Gefühl. Aber sobald wir hier rausgehen, um Holz oder Gras für den Esel zu sammeln, sind wir vollkommen schutzlos. In unser Dorf können wir nicht zurück. Es wurde dem Erdboden gleich gemacht."

Khadia Abdullah Kabir: "Ich wurde in meinem Dorf überfallen und später haben sie das Dorf niedergebrannt. Deshalb sind wir hier. Ich konnte nichts mitnehmen außer einem kleinen Kochtopf. Eines Tages sind die Janjaweed gekommen und haben alles geplündert, was wir hatten. Wir waren auf dem Markt und als die Janjaweed ins Dorf gekommen sind, haben sie sich in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe hat das Dorf angegriffen, die andere den Marktplatz. Sie kamen mit Gewehren auf ihren Pferden - ohne jede Vorwarnung. Wir wussten gleich, dass es Janjaweed sind, denn wir kannten sie alle. Sie kamen nämlich selbst immer zum Markt, wir gaben ihnen Essen und Trinken und sie waren immer freundlich. Wenn wir im Dorf ein Fest hatten, kamen sie als Gäste, um zu gratulieren und umgekehrt gingen wir auch zu ihnen. Fünf Leute aus meinem Dorf wurden bei dem Überfall umgebracht und mehr als zehn wurden verletzt. Die Janjaweed kamen und fragten, ob wir "dura" (eine Weizensorte) hätten. Wer ihnen dura gab, den ließen sie in Frieden. Wer ihnen nichts gab, wurde sofort erschossen. Die Janjaweed überfielen mein Haus, ich rannte hinaus und konnte nur noch meine Kinder und einen kleinen Kochtopf mitnehmen. Ich habe 10 Kinder, sie sind zwischen dreißig und fünf Jahren alt. Vier meiner Kinder leben noch bei mir. Mein Dorf wurde vollständig niedergebrannt, aber wir konnten entkommen. Nachdem wir geflohen waren wurden die Leute, die zurückgeblieben sind, von den Janjaweed bestraft. Einer Frau wurden die Finger abgeschnitten, weil sie sich weigerte ihren Weizen herauszugeben. Wir sind zu einem Flüchtlingslager gebracht worden, wo es aber keinerlei Hilfe gab - nicht einmal sauberes Wasser stand dort zur Verfügung. Dort blieben wir 22 Tage - unser Dorf wurde am 22. März niedergebrannt. Wir lebten dort, als würden wir fasten: Wir mussten ein Stück Brot in drei oder vier Teile brechen und jeweils eines davon unseren Kindern geben. Einige aus dem Dorf schafften es, heimlich in die Provinzhauptstadt zu gelangen und sie kauften uns Nahrung. Wenn zum Beispiel einer Brot besorgte, dann geschah das heimlich - und viel konnte er nicht mitbringen. Wenn er also 10 Brote brachte, dann musste es unter allen Leuten aus den fünf Nachbardörfern geteilt werden. Wir sind Ende April hier [in Zalingei] eingetroffen. Gleich am Anfang haben wir von Roten Kreuz Weizen bekommen: für vier Personen einen Sack. Aber er hat nur ungefähr vier Tage gereicht, weil die Verteilungsstelle mitten in der Stadt war und wir jemanden brauchten, der uns beim Transport half. Da wir kein Geld haben, mussten wir mit Weizen zahlen... Im Moment essen wir ausschließlich mit Wasser gekochtes Getreide, weil wir kein Geld haben, uns etwas anderes zu kaufen. Aber ich brauche vieles: Ich brauche noch Plastikplanen, um die Hütte ganz abzudecken, ich brauche Essen und Kleidung. Ich habe nur das, was ich auf dem Leib trage. Wir haben auch keine Decken und ich muss die Kinder mit meinem Umhang zudecken. Nachts wird es inzwischen kalt."

Quelle: Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung von Caritas International (www.caritas-international.de)

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Von Sao Filipe ...

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