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Die geographischen Seiten des TLG

  • Rohstoffe und Bodenschätze

    Bodenschätze und Rohstoffe - Afrika im allgemeinem Überblick

    Erdöl ist das wichtigste Exportprodukt Afrikas (42% aller Exporte). Gold, Diamanten und Metallerze machen 14,5% des Exports aus Afrika aus.

    afrrohstoffe
    Arbeiter in einer Diamantenmine in Siera Leone im Kono-Distrikt
    © USAID/L. Lartigue

    Zudem findet man in Afrika etwa 20 - 40% der weltweiten Uranvorkommen, über 80% der Platin-, etwa 40% der Vanadium-, über 80% der Mangan, ca. 50% der Kobalt-, über 80% der Chromit- und etwa 18% der Titanvorkommen.

    afrrohstoffe
    Angaben in Prozent!

    2002 Erdöl (Mio. t)   2002 Steinkohle (Mio. t)
    Ägypten 36,8 Deutschland 29,2
    Angola 46,2 Kasachstan 56,0
    Libyen 63,8 Polen 103,7
    Algerien 66,5 Südafrika 221,0
    Nigeria 97,6 Australien 260,9
    Norwegen 157,4 Indien 338,1
    Russland 378,2 USA 920,2
    Saudi-Arabien 407,2 China 1045,0
    Welt 3552,4 Welt 3525,0

     

    2002 Blei (1000t)   2002 Eisenerz (Mio. t)
    Südafrika 55 Mauretannien 9,5
    Polen 73 Schweden 20,3
    Peru 298 Südafrika 35,4
    Australien 658 Brasilien 210,5
    Welt 2943   Welt 941,3

     

    2002 Bauxit (Mio. t)   2002 Gold (t)
    Griechenland 2,49 Tansania 42,30
    Guinea 17,00 Mali 56,00
    Brasilien 18,20 Ghana 69,53
    Australien 53,90 Südafrika 399,20
    Welt 138,11 Welt 2512,16

     

    2002 Kupfer (Mio. t)   2002 Platin (t)
    Sambia 0,33 USA 4,4
    Polen 0,57 Kanada 21,8
    Indonesien 1,16 Russland 60,0
    Chile 4,62 Südafrika 133,8
    Welt 13,78 Welt  

     

    2002 Diamanten (Mio. Karat)
    Guinea 0,45
    Zentralafr. Republik 0,65
    Ghana 0,96
    Namibia 1,55
    Angola 6,00
    Südafrika 10,86
    Dem. Rep. Kongo 29,70
    Botswana 28,39
    Australien 33,50
    Welt 75,22

    Generell ist zu sagen, dass Europa viel weniger Bodenschätze besitzt als Afrika. Die Verarbeitung oder Weiterverarbeitung von Rohstoffen ist aber in Europa weiter verbreitet. In Afrika ist dies, aus finanziellen Gründen, bisher nur eingeschränkt möglich.

    Rohstoffe und BodenschÄtze von Afrika und Europa im Vergleich

    - Informationen zu Rohstoffen/Bodenschätzen in Südafrika

    - Informationen zu Rohstoffen/Bodenschätzen in Algerien

    - Informationen zu Rohstoffen/Bodenschätzen in Ägypten

    Zum Vergleich:

    - Informationen zu Rohstoffen/Bodenschätzen in Deutschland

    - Informationen zu Rohstoffen/Bodenschätzen in Frankreich

    - Informationen zu Rohstoffen/Bodenschätzen in Finnland

  • Rohstoffe: Blut-Diamanten

    Das Geheimnis einer faszinierenden Leidenschaft: Kriegsdiamanten

    »Gestern war die dunkle Nacht des Kolonialismus. Heute ist das Leiden des Krieges, aber das Morgen wird das Paradies sein.
    Dieses Morgen ist nie gekommen, nur ein ewiges Heute.«
    (Pepetela, angolanischer Schriftsteller)

    Unvergängliche Liebe symbolisieren sie, Glück und Wohlstand. Jeder kennt die Diamanten in den großen Anzeigen. Indes kaum etwas ist bekannt über die Schattenseiten der begehrten Steine. Beispiel Angola: Dort finanziert der Handel mit Diamanten und Öl einen seit drei Jahrzehnten andauernden Krieg. Weit über 10 Jahre dauerte der bewaffnete Kampf gegen die portugiesische Kolonialherrschaft. Nach der Unabhängigkeit 1974 ging die bewaffnete Auseinandersetzung in einen Bürgerkrieg zwischen der MPLA-Regierung (Volksbewegung für die Befreiung Angolas) und der Rebellenbewegung UNITA (Nationalunion für die volle Unabhängigkeit Angolas) über. Auch nach dem Ende der Blockkonfrontation – in dieser Phase wurde die MPLA von der UdSSR und Kuba unterstützt, die UNITA von Apartheid-Südafrika und den USA – hat Angola nur fünf Jahre eines brüchigen Friedens erlebt. Zehntausende sind nach Unfällen mit Landminen verkrüppelt, Millionen Minen liegen noch in der Erde und stellen eine permanente Gefahr für die Bevölkerung dar. Der Krieg erlaubt es Regierung wie Rebellen gleichermaßen, die soziale Not der Bevölkerung zu ignorieren – die Menschen werden von beiden Kriegsparteien terrorisiert und ausgeplündert. Angola ist eines der ärmsten Länder überhaupt, aber in bezug auf Bodenschätze das viertreichste Land der Welt. Gewinne aus unvergänglichen Steinen Zwischen 1992 und 1998 erzielte die von Jonas Savimbi geführte antikommunistische UNITA Gewinne von mindestens 3,7 Milliarden US-$ aus Diamantenverkäufen, ihrer Hauptfinanzierungsquelle. Die Verkäufe auf den Märkten in Europa bilden das Rückgrat ihrer Kriegsfinanzierung. Zur Zeit ist Angola der viertgrößte Diamantenproduzent weltweit mit einem Produktionsvolumen von ca. 600 Millionen US$ jährlich. Wichtiger Abnehmer der UNITA-Diamanten war jahrzehntelang der Großkonzern De Beers. Seit 60 Jahren dominiert das britisch-südafrikanische Unternehmen die internationale Edelsteinindustrie, indem sie über 60% der weltweiten Produktion klassifizieren, bewerten und verkaufen. Im Jahr 2000 betrug der Umsatz 5,67 Milliarden US$. Handelsembargo gegen Kriegsdiamanten Zur Unterbindung dieser Geschäfte verabschiedete der UN-Sicherheitsrat eine Resolution, die den direkten oder indirekten Export von sog. Kriegsdiamanten aus Angola, Sierra Leone und der Demokratischen Republik Kongo verbietet. Diese machen zwar lediglich zwischen 4 und 15% des Welthandels aus, aber bereits 4% entsprechen einer Summe von ca. 270 Millionen US$. Entscheidend für eine erfolgreiche Durchsetzung der Sanktionen ist die Frage, ob Diamanten verläßlich nach ihrer Herkunft bestimmt werden können. Internationale Experten sind sich darüber einig, dass die Herkunft eines ungeschliffenen Parcels ohne weiteres bestimmt werden kann. Da die Kontrollen in den Herkunftsländern lückenhaft sind, verlangt Fatal Transactions zusätzliche Kontrollen auf den großen Märkten in Europa, in Israel und den USA. Denn diese profitieren direkt von dem Handel. Trotz des bestehenden Embargos gelangen Kriegsdiamanten an die Börse.Hoher Preis für einen Mythos Die Diamantenindustrie lebt von der Legende, die begehrten Steine seien selten. Um ihren Verkaufspreis zu erhalten, hält De Beers Vorräte im Wert von z.Z. ca. 4 Mrd. US$ zurück. Die Kunden bezahlen Millionen für die Symbolhaftigkeit der Diamanten, für Glamour und ewige Liebe. Ihr Wert existiert jedoch ausschließlich in der Vorstellung ihrer Käufer und Käuferinnen: Ohne die symbolische Kraft der Steine würde der Handel zusammenbrechen. Aus Angst vor einer Verbraucher-Kampagne beschloß der »World Congress of Diamonds«, in Zukunft keine Schlupflöcher für Kriegsdiamanten zu lassen.Raffinierter Strategiewandel De Beers beteuerte nach dem Start der Kampagne Fatal Transactions im Herbst 1999, sich vollständig vom Markt in Angola und Sierra Leone zurückziehen zu wollen und damit über die Vorgaben des UN-Embargos hinaus zu gehen. Der Großkonzern wirbt mittlerweile mit seiner neuen Geschäftsidee der »kriegsfreien Diamanten«. Ein Erfolg der Kampagne Fatal Transactions? Ein Teilerfolg? Ja, gewiß! Doch die »ethische Bergbaupolitik« von De Beers ist auch geleitet von dem strategischen Interesse, den Preis zu stabilisieren. Und der ist gefährdet, seit der informelle Sektor – der illegale Markt schwer kontrollierbarer Diamantenschmuggler und Kleinförderer – auf den Markt drängen. Schon vor Jahren hat De Beers Söldnerfirmen beauftragt, die Schmuggelroute zwischen Sierra Leone und Liberia zu unterbrechen. Die neue Strategie ist besser durchdacht: De Beers befürwortet die Einhaltung des Embargos und entledigt sich damit der Konkurrenz. Ziel von Fatal Transactions ist nicht die Absicherung wirtschaftlicher Monopole, sondern die Beseitigung der Kriegsschäden, für die auch de Beers – nach dem Verursacherprinzip – verantwortlich gemacht werden muß. Für die Kontrolle des Diamantenhandels fordert Fatal Transactions die Einrichtung einer unabhängigen Prüfkommission zur Vergabe eines Unbedenklichkeitszeugnisses. Diese Kommission darf die Vergabe eines Herkunftszertifikates nicht ausschließlich vom Exportland abhängig machen, um eine Verlagerung des Schmuggelmarktes zu verhindern: Zwischen 1994 und 1998 wurden z.B. aus Liberia 6 Millionen Karat Diamanten exportiert, aber nur 140.000 Karat produziert. Der Überschuß stammt wurde aus dem Bürgerkriegsland Sierra Leone geschmuggelt. Neben der Einhaltung des Embargos muß ein strengeres Waffengesetz verhängt werden, um diesen Handel zu erschweren. Öl für den Krieg Während die UNITA ihre Waffenkäufe weitgehend aus den Einnahmen der Diamantenausfuhr finanziert, ist die MPLA-Regierung Angolas unter Staatspräsident José Eduardo dos Santos hauptsächlich auf den Ölexport angewiesen. Die Gewinne aus der Erdölförderung sollen die Hälfte der gesamten Staatseinnahmen ausmachen; die Erdölförderung bringt 94% der Exporterlöse ein und ist damit der wichtigste Devisenbringer. Öl im Wert von 11 Millionen US$ wird jetzt schon täglich gefördert. Angola gilt inzwischen weltweit als eines der lukrativsten Explorationsgebiete. Die erwarteten Einnahmen für die Regierung in Luanda zwischen 2003 und 2010: Zwischen 2,9 und 3,2 Milliarden US$. Durch die kriegsbedingte Zerstörung fast aller anderen Wirtschaftszweige ist Angolas Regierung heute mehr denn je auf die Einnahmen aus dem Geschäft mit dem schwarzen Gold angewiesen. US-amerikanische Konzerne haben 8 Milliarden Mark in Angolas Ölindustrie investiert, die derzeit 7% des amerikanischen Bedarfs deckt. Auf 16% soll dies bis zum Jahr 2005 gesteigert werden. Deshalb haben die USA politisch die Seiten gewechselt und nach über 20 Jahren die Unterstützung der UNITA aufgegeben. Firmen wie Elf Aquitaine und Chevron verdienen doppelt an dem Handel mit Angola, indem sie einerseits Öl exportieren und andererseits über Zwischenhändler Waffen importieren. Der Direktor von Elf-Aquitaine in Angola hat zugegeben, dass sein Vorgänger jahrelang für die UNITA Waffen nach Angola geschmuggelt hat. Sicherheit wird zur Ware Bei der Kontrolle von Bodenschätzen stehen Privatarmeen und private Sicherheitsdienste den Großkonzernen und den Warlords in Afrika und anderswo zur Seite. Privatarmeen und private Sicherheitsdienste erobern und schützen Industrieanlagen, ersetzen teilweise staatliche Unternehmen und beteiligen sich am Schmuggel. Seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes wurden in Afrika ca. 1,1 Millionen Soldaten demobilisiert. Ein Großteil von ihnen fand ein neues Betätigungsfeld im Bereich des boomenden Marktes der privaten Sicherheit. »Wir arbeiten gegen Geld für Frieden«In Angola hat Executive Outcomes (EO) 1992 im Auftrag ausländischer Unternehmen Ölfelder an der Küste geschützt. Zwei Jahre später eroberten die Söldner die Diamantenzentren Saurimo und Cafunfo zurück. Hauptgewinner dieser Operation war der Diamantenkonzern De Beers – der mit wachsendem Unmut die Kontrolle der UNITA über die Diamantengebiete beobachtete – sowie der mit EO assoziierte Konzern Diamond Works. Auch die angolanischen Eliten verdienten gut an dem Einsatz. Es ist einträglicher, einen Krieg auszubeuten als ihn zu gewinnen. Zur Ökonomie des Krieges Es ist einträglicher, einen Krieg auszubeuten als ihn zu gewinnen. Dieses nüchterne Fazit kann man aus der Betrachtung der nicht enden wollenden Kriege in Afrika ziehen. Nach dem Ende der Blockkonfrontation verlor Afrika weitgehend seine geostrategische Bedeutung. Bürgerkriegsökonomien eröffnen »schwachen« autoritären Regierungen, Armeeangehörigen, Bandenchefs, Söldnern und sogar Teilen der Zivilbevölkerung Möglichkeiten, sich kurzfristige politische Vorteile zu verschaffen und sich persönlich zu bereichern. Ermöglicht wird dies durch den Handel mit dem Norden. Ohne diese finanzielle Zufuhr wären viele der afrikanischen Kriege längst am Ende. In Angola haben die transnationalen Konzerne genausowenig Interesse an der Beendigung des Konfliktes wie die korrupten Warlords. Angolas Präsident dos Santos und UNITA-Führer Savimbi zählen zu den reichsten Männern der Welt. »Staatliche Funktionen werden durch Einsparungen im Sozialbereich, durch wirtschaftliche Deregulierung und Marktöffnung für transnationale Konzerne und Kapital sowie durch den Einsatz privater Sicherheitsfirmen ausgehöhlt.« In Mosambik z.B. beruhte der Erfolg des Friedensabkommens im Jahr 1992 vor allem darauf, dass auf beiden Seiten die Ressourcen für die Fortführung des Krieges fehlten. Frieden zu schließen erschien den Kriegsparteien – auch aus ökonomischen Gründen – attraktiver, als weiter zu kämpfen. Die Profiteure der Kriege um Rohstoffe – transnationale Konzerne, korrupte Regierungen, Nachbarstaaten, Warlords, private Söldnerfirmen und Teile der Zivilbevölkerung – konkurrieren und kooperieren miteinander und halten die Strukturen der Kriegsökonomie aufrecht. Wären die transnationalen Konzerne bereit, die materielle Unterstützung der Konflikte einzustellen und die Wirtschaftsbeziehungen der Kriegsherren zu blockieren, würde das Geschäft mit der Gewalt unrentabel. Dies wäre endlich wieder die Stunde der zum Schweigen gebrachten zivilen Mehrheit Afrikas. Bislang hat Afrika nur seine Toten, um auf sich aufmerksam zu machen.

    Text mit freundlicher Genehmigung von (Hier gibt es noch mehr Informationen -> siehe medico-Rundschreiben)

  • Rohstoffe: Coltan - Rohstoffausbeutung und Krieg

    Rohstoffausbeutung und Krieg in Afrika

    Weiteres Beispiel:

     

    »Sagen Sie dies den Menschen in Europa: Es sind vielleicht zehn Leute, wenn es hochkommt, die mit dem Coltan Profite machen. Und diese zehn Leute sollte man zum Teufel jagen.«

    Vertreter von Nichtregierungsorganisationen in der Kivu-Provinz im Osten des Kongo.

     

    Wissen Sie was Coltan ist?
    Coltan enthält das seltene und teure Metall Tantal, das im chemischen Anlagenbau, in der Raumfahrtindustrie und in der Computer- und Kommunikationstechnologie verarbeitet wird und deshalb vom Pentagon als »strategische Ressource« eingestuft wird. Tantal begegnet uns auch im täglichen Leben als unverzichtbarer Bestandteil von Mobiltelefonen oder Spielkonsolen. Ein heißbegehrter Rohstoff also,um den die Kriegsparteien in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) kämpfen. 80 Prozent des weltweit vorhandenen Coltans soll dort im Boden liegen. Der Preis für ein Kilo Coltan lag Ende 2000 bei 360 US-$. Gegenwärtig ist der Preis zwar gesunken, doch Experten erwarten auch weiterhin ein lukratives Geschäft. Und für die Schürfer macht dies ohnehin keinen großen Unterschied. Angesichts der weit verbreiteten Not lassen sie sich mit wenigen Dollar abspeisen und riskieren dafür unter primitivsten Abbaubedingungen Gesundheit und Leben. Über Zwischenhändler landet Coltan bei den Vertretern internationaler Firmen und schließlich auf dem Weltmarkt. Ein UN-Bericht zur illegalen Ausbeutung von Rohstoffen in der DR Kongo stellt fest, dass das Ziel des Krieges die Kontrolle und die Ausbeutung von fünf namentlich genannten Rohstoffen ist: Diamanten, Gold, Kupfer, Kobalt und Coltan.


    Ein Krieg um Rohstoffe
    Auf dem Rücken der Bevölkerung wird seit Jahren um politische Einflusssphären in Zentalafrika gekämpft. Zugleich geht es um die Verteilung der Bodenschätze im Zeitalter der Globalisierung. Die koloniale Vergangenheit und der Rohstoffhandel der Gegenwart haben eines gemeinsam: Der Gewinn fließt in den Norden der Welt.

    Nach mehr als vier Jahren Krieg wachsen derzeit im Kongo wieder Friedenshoffnungen. Doch die Konfliktparteien sind tief zerstritten, Staat und Wirtschaft liegen am Boden. Die strukturellen Ursachen des Konflikts sind weiterhin vorhanden. Das Leiden der Bevölkerung nimmt kein Ende, solange einzelne Profiteure sich eine goldene Nase verdienen können.

    Alle Konfliktparteien verdienen gut am Rohstoffexport. Um Haushaltslücken zu stopfen vergeben sowohl die Regierung als auch die Rebellen Handels-Konzessionen zu Schleuderpreisen: Ölförderlizenzen gingen an Angola, Diamanten- und Kobaltminen an Simbabwe, Abbaurechte für Diamanten an Namibia. Besatzungstruppen und – nach deren Rückzug – Rebellenarmeen, die mehr als die Hälfte des Staatsgebietes kontrollieren, verkaufen Holz, Kaffee, Diamanten, Gold und Coltan. Uganda verzehnfachte im Laufe des Krieges seine Goldexporte – ein Großteil illegal importiert aus dem Kongo. Auch Ruanda hat sich im Kongo jahrelang am »Multi-Milliarden-Dollar-Diebstahl« beteiligt. Und die internationale Gemeinschaft schaut zu.

    Internationale Verwicklung
    Der Rohstoffreichtum kann nur dann zu satten Gewinnen führen, wenn es Unternehmen gibt, die mit den Kriegsparteien direkt oder über Zwischenhändler Handel treiben und die Rohstoffe in den Weltmarkt einspeisen. Und die gibt es zur Genüge. »Der Kongo wird systematisch ausgeplündert«, stellt die UN in mehreren Berichten fest, der die USA und Deutschland als wichtigste Abnehmer von kongolesischem Coltan ausmacht. Die Firmen Masingiro GmbH (Burgthann) und ihre Partnerfirma SOMIKIVU beliefern Großhändler und verarbeitende Firmen u.a. in Deutschland wie die Bayer-Tochter H.C. Starck. H.C. Starck gilt trotz internationaler Proteste als wichtigster Handelspartner für Coltan aus dem Kongo. Die unterschiedlichen Händler machen – legale oder illegale – Geschäfte mit den diversen Kriegsparteien und lassen sich teilweise direkt in Schürf- und Handelskonzessionen bezahlen.

    Das Coltan-Geschäft ist nur eines der Rädchen im Kreislauf der Kriegsökonomie. Doch dieses Rädchen zeigt, wie der Mechanismus der »neuen Kriege« funktioniert: Rohstoffe werden in den Norden exportiert, diese wiederum finanzieren die Waffen, mit denen der Konflikt aufrecht gehalten wird. Die einflussreichen Kriegsgewinner haben kein Interesse an einer Beendigung des Krieges und dem Aufbau einer friedlichen Gesellschaft. Der Norden profitiert in doppelter Weise von dem Krieg: die Rohstoffe werden zu günstigen Bedingungen importiert und die Gewinne fließen nicht als Investitionen zurück nach Afrika. Rund 12 Milliarden US-$ verdienen die erwähnten Akteure am kongolesischen Krieg pro Jahr.

    Folgen für die Bevölkerung
    Alle bewaffneten Einheiten sichern ihr tägliches Überleben durch Plünderungen. Die Bevölkerung ganzer Landstriche flüchtet in die Städte, um sich vor den Überfällen zu schützen. Die Folge ist eine schnelle und chaotische Urbanisierung bei gleichzeitigem Verfall öffentlicher Strukturen und weit verbreiteter Erwerbslosigkeit. Der belgische Kongo-Kenner Erik Kennes fasst die Situation wie folgt zusammen: »Die Bevölkerung arbeitet bis zur Entkräftung, um die Armeen zu ernähren, die sie ausbeuten.«

    Die Profiteure beim Namen nennen
    Ein UN-Bericht zur illegalen Rohstoffausbeutung kommt ungewohnt deutlich zu dem Ergebnis, dass Sanktionen gegen transnationale Konzerne verhängt werden müssten, die an der illegalen Ausfuhr von Gütern aus dem kriegsgebeutelten Land beteiligt sind. Das Auswärtige Amt lehnt es einstweilen ab, diese Forderung über das Außenwirtschaftsgesetz oder auf anderem gesetzlichen Weg auf nationaler Ebene umzusetzen und wartet stattdessen auf eine Beschlussfassung auf UN-Ebene. Die UN weist in einem Bericht von Oktober 2002 nach, dass mehrere deutsche Firmen fortgesetzt gegen die Richtlinien der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) verstoßen. Neben Reisesanktionen verlangt das Expertenteam ein Einfrieren der Konten und das Verbot von Kreditvergabe gegen die im Bericht genannten Verantwortlichen.

     

    afr_coltan_medico
    BBOA/STM

    Was tun?
    »Was hat mein Handy mit dem Krieg im Kongo zu tun?« – mit dieser Frage möchten wir, ein Bündnis deutscher Hilfsorganisationen, auf die Ursachen der humanitären Katastrophe im Kongo hinweisen. Wir unterstützen Hilfsprojekte für die Bevölkerung vor Ort und wenden uns gegen die skrupellose Rohstoffausbeutung in Afrika. Gemeinsam fordern wir:

    - Konzerne, die im Kongo Geschäfte machen, müssen die von ihnen geleisteten Zahlungen offen legen, damit die Bevölkerung ihre Regierung zur Rechenschaft ziehen kann.
    - Konzerne, die jahrelang im Kongo Geschäfte gemacht haben, müssen sich am Wiederaufbau des Landes beteiligen.
    - Konzerne müssen nachweisen, dass die Gewinne aus dem Coltan-Handel nicht zur Verlängerung des Krieges beitragen. Kann diese Transparenz gemäß der OECD-Leitlinien für multinationale Unternehmen nicht gewährleistet werden, müssen automatisch Sanktionen gegen die Konzerne einsetzen.


    Text mit freundlicher Genehmigung von
    Link zur medico homepage!
    (Hier gibt es noch mehr Informationen -> siehe medico-Rundschreiben)

  • Rohstoffe Ägypten

    Ägypten

    Rohstoffvorkommen:
    Erdöl, Erdgas, Eisenerz, Phosphate, Mangan, Kalkstein, Gips, Talkum, Asbest, Blei, Zink

    Rohstoffabbau:

    - Erdöl
    - Erdgas
    - Eisen
    - Phosphat

    Außenhandel:

    Import:

    - 21,7% Nahrungsmittel
    - 20,8% Maschinen und Geräte
    - 9,5% Erdölprodukte
    - 5,3% KFZ
    - 5,3% Eisen und Stahl


    Von welchen Ländern: EU-Länder, östl. Europa, USA, Japan

    Export:

    - 52,3% Erdölprodukte
    - 12,3% Baumwollgarn und Textilien
    - 5,5% Agrarprodukte
    - 3,3% Metallprodukte

    An welche Länder: EU-Länder, USA, östl. Europa

  • Rohstoffe Algerien

    Algerien


    Rohstoffvorkommen:
    Erdöl, Erdgas, Eisenerz, Blei, Kohle, Kupfer, Blei, Silber, Quecksilber

    Rohstoffabbau:

    - Eisen
    - Kupfer
    - Blei
    - Erdgas
    - Erdöl
    - Quecksilber
    - Silber

    Außenhandel:

    Import: 9,8 Mrd. $

    Güter: 35% Investitionsgüter, 7,2% Nahrungsmittel. 17,4% Halbwaren, 14,8% Konsumgüter

    Länder: 29,8% von Frankreich, 9,7% aus Italien, 6,8% aus Deutschland, 5,9% aus Spanien, 5,3% USA, 3,4% aus Kanada

    Export: 11,2 MRD $

    Güter: 96,6% Kohlenwasserstoff
    Länder: 17,8 % Italien, 16,4% USA, 12,4% aus Frankreich, 10,2% aus Spanien, 7,8% aus Brasilien, 6,2% aus Holland, 5,6% aus Deutschland
    Wirtschaft: Der wichtigste Wirtschaftsfaktor in Algerien ist der Öl- und Gassektor (30% des BIP, 60% der staatlichen Einnahmen, 97% des Exports). Die Wirtschaftsentwicklung wird daher wesentlich durch die Preisentwicklung auf den internationalen Märkten beeinflusst.

    Algerien befindet sich in einem Transformationsprozess von einer planwirtschaftlich geprägten Volkswirtschaft (knapp 70% Staatsbetriebe) hin zu einer Marktwirtschaft. Die mit dem Internationalen Währungsfonds abgestimmte Konsolidierungs- und Privatisierungspolitik wird fortgesetzt. Angesichts von 30% Arbeitslosigkeit (60% Jugendarbeitslosigkeit) strebt man eine sozial geprägte Marktwirtschaft an.

    Eine Reform des Banken- und Finanzsektors sowie des Justizwesens und umfangreiche Infrastrukturvorhaben sollen noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden. Flankierende EU-Maßnahmen (Meda) dienen der Unterstützung der Reform- und Modernisierungspolitik.
    Durchschnittliches Jahreseinkommen je Einwohner: 1.500 $ (US)

  • Peakoil

    Peakoil - das Erdöl geht zu Ende

    peakoil
    Ölverehrung (©Skampy (flickr))

    Erdöl ist das Ergebnis vieler Millionen Jahre geologischer Entwicklung in der Zeit vor 570 - 65 Millionen Jahren. Seitdem entsteht in der Natur klimabedingt kein Erdöl mehr.

    Wir verbrauchen also seit Ende des 19.Jahrhunderts in immer größerem Stil eine Ressource, die endlich ist.

    Ein Mensch muss ca. 25.000 Stunden körperlich arbeiten, um soviel Energie zu erzeugen, wie in einem Barrel Öl (159 Liter) steckt. Ein Barrel kann beispielsweise in Saudiarabien für etwa 1-2 € gefördert werden. Öl ist bisher wirklich billige Energie!

    70% jeden Barrels wird zu Treibstoff verarbeitet.
    Benzin kostet ca. 1€ pro Liter. Mit einem Liter Benzin können in einem heute üblichen PKW 4 Menschen mindestens 15 Kilometer transportiert werden. Das macht einen Kilometerpreis von etwa 7 Cent oder etwa 2 Cent pro Person.
    Man könnte ja einmal einen Rikschafahrer fragen, ob er eine Person für 10 Cent fünf Kilometer weit transportiert!.

    Öl ist Nahrung!
    Jede Kalorie menschliche Nahrungsmittel benötigt zu ihrer Produktion heute im Schnitt 10 Kalorien aus Erdöl.

    Die sog. "Grüne Revolution" in der Landwirtschaft der 70er Jahre, die Millionen Menschen vor dem Hungertod bewahrte, basiert überwiegend auf Erdölprodukten. Nur so können die 6-7 Milliarden Menschen ernährt werden, die heute auf der Erde leben. Kunstdünger, Pestizide, Fungizide, Erntemaschinen, Kühlhäuser, LKW,... - was wenn dies alles in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stünde!
    Zudem würde der weltweite Transport von Nahrungsmitteln kaum noch zu finnazieren sein.

    Auch Kunststoffe, viele Medikamente, Kosmetika,... werden heute aus Erdölbestandteilen hergestellt.

    Öl - ein Magnet für Kriege!
    Öl löst Kriege aus, Öl ist notwendige Bedingung für Kriege.
    Der irakische Überfall auf Kuwait war der erste reine Ölkrieg, aber auch der Konflikt zwischen Iran und Irak hatte Ölfelder zum Ziel. Der amerikanische Irakkrieg hatte als zentrales Ziel unzweifelhaft die Sicherung des amerikanischen Ölbedarfs.

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    Ölleck im Golfkrieg (©YourlocalDave (flickr))

    Immer mehr Öl kommt zudem aus immer unsichereren Ländern.
    Seit Jahren werden von Wissenschaftlern die kommenden Kriege um das immer knapper werdende Süßwasser beschworen, Kriege um Erdöl gibt es schon seit Jahrzehnten!

    Öl - wie lange noch?
    1985 lies Kuwait seine Reserven rein rechnerisch um 50% anwachsen. Die OPEC-Förderquote beruhte damals nämlich direkt auf der Menge der gemeldeten Reserven. Andere Länder folgten diesem Beispiel.
    Seit Jahrzehnten bleiben beispielsweise die gemeldeten Reserven der meisten OPEC-Staaten gleich, obwohl jedes Jahr hunderte Millionen Barrel Erdöl gefördert werden.
    Diese Zahlen scheinen also wenig verlässlich.

    Sind wir bereits an dem Punkt, an dem nicht mehr Öl aus dem Boden geholt werden kann, weil die Vorräte immer schwieriger zu erschließen sind?
    Schon in den 1956 machte der amerikanische Geologe M. King Hubbert (1903-1989) die Vorhersage, dass das Maximum der Ölfeld-Neuentdeckungen in den USA bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts überschritten wurde und die USA daher nach 1970 ihr Fördermaximum überschreiten würden. Dies Vorhersage traf tatsächlich ein.

    peakoil

    Trotz einer Verzehnfachung der Probebohrungen in der Zeitspanne zwischen 1970 und 1980 sank in den USA die Ölförderung:
    Dez 1970 10,2 Millionen Barrel pro Tag
    Dez 1980 6,9 Millionen Barrel pro Tag

    Alle großen Ölfelder werden heutzutage mit maximaler Geschwindigkeit ausgebeutet. Damit gehen die Vorräte umso schneller zu Ende.

    In Großbritannien werden laut britischer Regierung alle großen Ölfelder etwa 2020 aufgebraucht sein. Nur bei 8 der 40 größten Förderländer lag das Ölfördermaximum im Jahr 2007.

    peakoil
    Fast überall geht die Förderung zurück (World Energy Watch)
    (Ins Bild klicken für vergrößerte Grafik)

    Die Entdeckung neuer Ölfelder ist umso unwahrscheinlicher, da wir seit Jahren eine so ausgeklügelte Prospektionstechnik besitzen, dass kaum noch riesige neue Ölfelder gefunden werden können.

    In den letzten 35 Jahren gab es intensive Suchbohrungen in Saudi-Arabien, aber nur einen einzigen relevanten Fund. Es gibt daher auch hier, wo man die größten Öllager weltweit sieht, keinen Ersatz für stückweise ausfallende Förderländer.

    Die technisch wie energetisch höchst aufwendige Produktion von Öl aus in großer Masse verfügbaren Teersanden und Ölschiefern wird dieses Problem wohl auch nicht lösen können. Hoher Energieaufwand, gewaltige Umweltverschmutzung durch Abwasser und ein fünffach höherer Kohlendioxidausstoß als bei der Erdölförderung sprechen nicht dafür. Mehr als eine Verdreifachung der Förderkapazitäten (2010: 1.2 Mio. Barrel/Tag) ist nach derzeitiger Lagenicht machbar. Insgesamt liegen aber ca. 50% der gesamten Erdölvorräte in Ölsanden und Ölschiefern gebunden.

    Um die vorausgesagte Nachfragesteigerung von 2008 bis 2030 auszugleichen, müsste die Produktion von 87 auf mindestens 120 Millionen Fässer Öl pro Tag erhöht werden. Auch neue Förderländer wie der Sudan, der Tschad und China werden kaum die Ausfälle decken können.

    Heute gibt es kaum noch ein Land, das nicht beginnt massenhaft Ölprodukte zu verbrauchen. Die Angleichung des Lebensstandards an westliches Niveau ist für nahezu alle sich entwickelnden Staaten der Welt das Ziel. Ob Indien oder China, oder viele afrikanische Länder, alle wollen den westlichen Lebensstil... und natürlich Autos!

    Die US-Energieagentur prognostiziert für das Jahr 2012, dass der steigende weltweite Bedarf nur noch durch Erschließung neuer unbekannter Fundstellen zu decken sein wird.
    Die US-Streitkräfte kündigten im April 2010 an, aus Gründen der Versorgungssicherheit ihren gesamten Treibstoffbedarf mit Bio-Kraftstoffen decken zu wollen.

    Viel weist darauf hin, dass Hubbert's Peak bereits erreicht oder überschritten ist! Selbst Optimisten gehen davon aus, dass die Erdölvorräte kaum noch 50 Jahre reichen werden. Und das bei gleichbleibendem Verbrauch.

    Damit befinden wir uns in der zweiten und letzten Hälfte des Ölzeitalters. Öl wird schrittweise immer teurer werden. Wie steil die Abwärtskurve der Ölförderung sein wird, hängt vom Aufwand bei der Förderung, unserer Bereitschaft immer mehr Umweltverschmutzung für neue Förderstellen zu akzeptieren und natürlich unserem Bedarf an Erdöl ab.

    Es muss daher bald durch andere Energieträger ersetzt und in Zukunft für besondere Anwendungen aufgespart werden.

    peakoil
    Erde in Öl (©Roberto Rizzato Pix Jockey (flickr))

    Öl-Ersatz!
    Das zentrale Problem bleibt, dass die Wirtschaft immer weiter wächst und damit sämtliche Einsparmöglichkeiten (etwa durch sparsame Hybrid-Autos) in kürzester Zeit aufgefressen sind.

    Wasserstoff könnte der Treibstoff der Zukunft sein. Doch bisher benötigt man mehrere Liter Erdölprodukte, um Wasserstoff mit einem Energieäquivalent von 1 Liter Benzin herzustellen. Außerdem sind Speicherprobleme und viele weitere Fragen völlig ungeklärt.
    Experten rechnen mit einem Einsatz der Wasserstofftechnologie in frühestens 40-50 Jahren, wenn überhaupt. Und auch dann muss erst einmal Energie in die Produktion von Wasserstoff gesteckt werden.

    Um weltweit alle nötige Energie (mindestens 10 Terawatt) aus Kernenergie herzustellen, müssten ca. 10.000 neue Kernkraftwerke errichtet werden. In wenigen Jahrzehnten wäre dann alles Uran auf der Erde verbraucht.

    Solarzellen werden höchst energieaufwendig hergestellt und decken heute weit weniger als 1 Prozent des derzeitigen weltweiten Energiebedarfs. Auch massive Zuwächse können kaum den steigenden Energiebedarf abdecken.

    Windenergie ist nicht immer und überall ausreichend verfügbar. Zudem ist die Energiedichte relativ gering. Auch das also nicht die Alternative?

    Biokraftstoffe können das grundlegende Problem ebensowenig lösen, sie müssen energieaufwendig hergestellt werden (Düngung, Pflanzenschutz, Umwandlung,...), schließlich ist die heute übliche landwirtschaftliche Produktionsweise auf fossile Brennstoffe angewiesen, besonders auf Erdölprodukte. Nicht zuletzt muss angemerkt werden, dass Biokraftstoffe immer in Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion stehen werden und für den Anbau von Energiepflanzen immer mehr Natur verdrängt wird.

    Wo also liegt die Zukunft der Menschheit?
    Was die Erde antreibt ist billige Energie! Nicht Geld!

    peakoil
    Ölförderung in Baku (©Today is a good day (flickr))

    Ohne ein ganz anderes Konzept von Wirtschaften und Leben wird in Zukunft eine Bevölkerung von bis zu 9 Milliarden Menschen nicht ernährt werden können.
    Manche Experten rechnen mit einer Tragfähigkeit der Erde von 1,5 - 2 Milliarden Menschen ohne fossile Brennstoffe.
    Neue Ideen sind gefragt!!

    "Our ignorance is not so vast as our failure to use what we know."
    M. King Hubbert

    Weitere Infos:

    Weitere Infos (externe Seiten):

  • Rohstoff Sand. Über die Ökonomie des knapper werdenden Baumaterials

    This sand is your sand, this sand is my sand

    Rohstoff Sand. Über die Ökonomie des knapper werdenden Baumaterials
    Wüstenstaaten importieren Sand, Strände werden geklaut und Marx-Generatoren stellen Sand aus Altbeton her. Der Rohstoff Sand wird immer knapper, der Kampf um die Ressourcen hat begonnen.

    von Ivo Bozic  (Jungle World Nr. 2, 8. Januar 2015; Abdruck mit freundlicher Genehmigung)

    Auf Sand gebaut

    Öl, das weiß jeder, ist der wichtigste Rohstoff der Golfstaaten. Das Öl wird exportiert und führt dazu, dass in Dubai, Abu Dhabi und Katar die Hochhäuser nur so aus dem Boden schießen, und nicht nur die. In Dubai steht nicht nur das höchste Haus, sondern auch das teuerste Hotel der Welt, man kann bei bis zu 50 Grad Außentemperatur in der Halle Skifahren und Rodeln, in den größten Malls der Welt gibt es riesige Wasserfälle, Schlittschuhbahnen, Indoor-Rummelplätze und ein zehn Millionen Liter fassendes Hochseeaquarium, in dem 32 ausgewachsene Tigerhaie herumschwimmen. Der Bau des größten Flughafens der Welt ist in Planung, bis zur Eröffnung der Weltausstellung Expo 2020 sollen noch zahlreiche weitere Rekordbauten errichtet werden. Und obwohl ein Drittel der Büroflächen leer stehen, werden auch weiter eifrig Büro- und Wohnhochhäuser gebaut. Vor Abu Dhabi entstehen auf einer durch Aufschüttung vergrößerten Insel 29 Hotels mit über 7 000 Zimmern, außerdem 8 000 Villen und 38 000 Apartments, dazu fünf monumentale Museumsneubauten, darunter eine Guggenheim- und eine Louvre-Filiale (Jungle World 32/2014). Eine zehnspurige Autobahnbrücke führt auf die Insel.

    Der Bauboom, den die Vereinigten Arabischen Emirate dem Öl verdanken, hat jedoch zur Folge, dass ein anderer Rohstoff importiert werden muss: Sand. Das klingt zuerst surreal. Ist Dubai nicht komplett auf Sand gebaut? Besteht die Arabische Halbinsel nicht ohnehin hauptsächlich aus Wüste? Sicher, Sand gibt es dort ohne Ende. Fährt man 30 Minuten mit dem Auto aus Dubai hinaus, kann man herrliche Abende allein zwischen Dünen unterm Sternenzelt erleben. Reist man in den Emiraten von einer Stadt zur anderen, so fährt man durch Wüste, manchmal legt sich ein Sandsturm über die Gegend und man kann keine 100 Meter weiter sehen. An Sand mangelt es also wahrlich nicht. Doch Wüstensand ist kein Bausand. Viel zu feinkörnig ist er, vom Wind geschliffen. Die Körner haften nicht. Das bedeutet, dass die Emirate Sand anderswo beschaffen und eben auch importieren müssen. Und nicht nur den Golfstaaten geht es so, auch Singapur zum Beispiel leidet unter Sandknappheit. Genaugenommen wird der Rohstoff sogar weltweit rar – und damit immer umkämpfter. Die Unep, das Umweltprogramm der Uno, schätzt den jährlichen Bedarf an Sand und Kies auf 40 Milliarden Tonnen, davon etwa 30 Milliarden Tonnen für Beton. Sie hat ausgerechnet, dass man damit eine 27 Meter hohe und ebenso breite Mauer rund um den Äquator bauen könnte. Vor allem China hat einen gewaltigen Bedarf an Baustoffen, 58 Prozent der weltweiten Zementproduktion entfallen auf die Volksrepublik. In den vergangenen drei Jahren hat das Land mehr Sand verarbeitet, als die USA im gesamten vorigen Jahrhundert. Da der Sand aus der Wüste nichts taugt, muss er vom Meeresgrund, an Stränden oder aus Flüssen abgebaut werden. Der Markt ist weitgehend unreguliert, es gibt keine internationale Preiskontrolle, kein Monitoring und so blühen illegale, mafiotische Geschäfte.

    Wie Sand am Meer

    Sand – beziehungsweise das daraus gewonnene Siliziumdioxid – wird nicht nur für den Häuserbau gebraucht, sondern auch für Straßen, für die Glas-, Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsmittel-, Papier-, Mikrochip-, Solarzellen- und selbst die Lebensmittelproduktion (hier als E 551 bezeichnet), auch im Wein steckt Sand. In Singapur verbraucht – statistisch – pro Kopf jeder Einwohner 5,4 Tonnen Sand im Jahr, in Europa 4,6 Tonnen. Sand ist allgegenwärtig – und manchmal ist er dennoch einfach weg. Wie in Jamaika, wo im Juli 2008 über Nacht der 400 Meter lange Hotelstrand von Coral Spring in Trelawny verschwunden ist. Rund 500 LKW-Ladungen wurden einfach abtransportiert, die Täter nie geschnappt, die Ermittlungen verliefen, nun ja, im Sande. Solche Sanddiebstähle sind keine Seltenheit. In vielen Ländern gibt es ähnliche Fälle, von Ungarn über die Kapverden bis Indien. In Kenia werden regelmäßig Strände geplündert, ebenso in Sierra Leone, Senegal, Neuseeland. In Marokko klauen Sanddiebe jährlich zehn Millionen Kubikmeter (ein Kubikmeter Sand wiegt etwa 1,6 Tonnen), die mit Eselskarawanen abtransportiert und an die heimische Bauindustrie verkauft werden. Die Küste zwischen Safi und Esssouria verfügte früher über einen langen Strand, heute besteht sie aus einer Felsenlandschaft.

    Sand wird natürlich nicht nur gestohlen, er wird auch regulär abgebaut. Aber dies kann wie im Falle Indonesiens und der Malediven ebenfalls dazu führen, dass ganze Inseln von der Landkarte verschwinden. In Indonesien sind in den vergangenen zehn Jahren 24 kleine Inseln abgetragen worden, viele weitere sind der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge in Gefahr; von über 80 ist die Rede. Der Sand wurde nach China, Thailand, Hongkong und Singapur verkauft. Hingegen verschwanden zwölf Inseln der Malediven, da ihr Sand für die Bautätigkeiten und Strandaufschüttungen auf der Hauptinsel gebraucht wurde. Nicht nur vom Strand, vor allem vom Meeresboden wird Sand abgetragen. In Dubai etwa mit riesigen Schwimmbaggern des Luxemburger Unternehmens Jan de Nul. Dessen größter Bagger, die »Cristobal Colon«, kann Sand aus einer Meerestiefe bis zu 155 Meter holen und 46 000 Kubikmeter laden. Diese sogenannten Hopperbagger saugen selbstfahrend den Sand vom Meeresgrund. Als Erfinder des Schwimmbaggers gilt übrigens Leonardo da Vinci, der bereits 1513 ein solches Schiff zeichnete, doch damals ging es freilich weniger um Sandgewinnung als darum, Flüsse breiter und tiefer und somit schiffbar zu machen.

    In Europa sind es vor allem Großbritannien, die Niederlande, Frankreich, Belgien, Irland, Polen und Dänemark, die Seesand und -kies abbauen. Aber auch Deutschland. Die Abbaufirmen müssen sich dabei in der Ost- und Nordsee an bewilligte Flächen halten. Manche Kiesvorkommen dürfen nicht ausgebeutet werden, weil sie in Seeschifffahrtswegen liegen oder weil sie als Laichplatz für besondere Fischarten ausgewiesen sind. Die Abbaufirma OAM-DEME Mineralien GmbH aus Großhansdorf würde wohl gerne auch in anderen Gewässern »fischen«, zum Beispiel in dänischen, aber das ist nicht möglich. Auf ihrer Homepage erklärt das Unternehmen: »Ausschließlich dänische Schiffe dürfen im dänischen Sektor baggern. Lizenzierte dänische Schiffe sind für Ausländer kaum zu erwerben. Aufgrund der geringeren Qualität ist das Material zudem nur bedingt als Zuschlagstoff verwendbar. Die Entnahme von Kies und Sand aus den großen Vorkommen an der englischen Ostküste ist prinzipiell für Deutschland möglich. Aufgrund der Entfernung zu den deutschen Küstenhäfen ist die Entnahme aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen jedoch nicht für den deutschen Markt geeignet.« Deutschland ist sowohl im Im- als auch im Export tätig. Der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zufolge wurden im Jahr 2012 fast zehn Millionen Tonnen überwiegend in die Niederlande und nach Belgien verkauft, eingeführt wurden gleichzeitig gut zwei Millionen Tonnen. In den Niederlanden werden jährlich etwa 22 Millionen Kubikmeter Seesand gefördert, im Wattenmeer, dem Eems-Dollardgebiet, dem IJsselmeer, den Deltagewässern und vor allem der Nordsee. Die Hopperbagger dürfen jedoch, von einigen Ausnahmen abgesehen, nur die oberen zwei Meter abschlürfen.

    Das neue Gold

    Der internationale Sandhandel blüht. Wenn man in Dubai mit dem Lift auf das höchste Bauwerk der Welt, dem Burj Khalifa, fährt, hat man eine großartige Sicht über die ganze Stadt. Man sieht sie mitten im Sand stehen, dem »falschen« Sand, und man sieht unter sich die unzähligen Hochhäuser, die von hier aus zwar wie Streichholzschachteln aussehen, aber alle ihre 30, 40 oder auch 70 Stockwerke haben und die alle mit Sand, dem »richtigen«, gebaut wurden und werden. Und man kann auch sehr gut die Landgewinnungsprojekte Dubais vor der Küste sehen. Die künstliche Halbinsel »The Palm« mit dem berühmten Atlantis-Hotel an seiner Spitze und die künstliche Inselgruppe »The World«. Für »The Palm« mussten 385 Millionen Tonnen Sand aufgeschüttet werden, und selbst dafür taugt der feine Wüstensand nicht, weil er sofort wieder ins Meer gespült wird. »The World« verschlang 450 Millionen Tonnen Sand und eine weitere »Palme« ist bereits fertig gestellt. Der meiste Sand wird im umliegenden Gewässer vom Meeresboden abgesaugt, doch Dubais Sandhunger ist so groß, dass er nicht allein auf diesem Weg gestillt werden kann. Auch das Burj Khalifa selbst, von dessen Aussichtsplattform aus man dies alles so eindrucksvoll überblicken kann, brauchte natürlich jede Menge des kostbaren Rohstoffs, er wurde aus Australien importiert, insgesamt 257 000 Kubikmeter, also rund 400 000 Tonnen für ein einziges Haus. Eine britische Firma lieferte vor einem Jahr knapp 300 Tonnen Sand nach Dubai, der für zwei neue Pferderennbahnen gebraucht wird. In 110 Containern wurde das Material nach Dubai geschifft. 700 000 Euro war den Scheichs der britische Sand wert.

    Insgesamt ist das globale Handelsvolumen von Sand und Kies zwischen 2002 und 2012 um respektable 265 Prozent gestiegen, von 5,1 auf 18,6 Milliarden Dollar. Der Wert von Sand ist schwer zu bemessen, er ist zunächst einmal kostenlos. Sand hat nur in großen Mengen überhaupt erst einen Wert. Eine Einkaufstüte voller Sand hat nicht etwa einen deutlich geringeren Preis als eine Tonne davon, sondern gar keinen. Kein Mensch würde die Tüte kaufen. Erst die Menge macht’s, und es sind der Abbau und der Transport, die den unhandlichen Rohstoff teuer machen und den Preis bestimmen. Nach Möglichkeit werden daher lange Transportwege vermieden, bereits 40 Kilometer können ein Drittel des Materialwerts ausmachen. Alle Zahlen zum Sandhandel sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Ein Großteil der An- und Verkäufe erscheint in keiner offiziellen Statistik, weil viele Geschäfte illegal ablaufen, selbst wenn Staaten oder staatseigene Betriebe direkt beteiligt sind.

    Die Sand-Mafia

    Singapur wird immer wieder beschuldigt, illegal Sand zu importieren. Die Organisation Global Witness hat Satellitenbilder präsentiert, die zeigen, dass die Landfläche Singapurs innerhalb von 50 Jahren um 22 Prozent gewachsen ist. Der Sand stammte aus Vietnam, Indonesien und Malaysia. Nachdem die Länder einen Exportstopp verhängten, schickte Singapur seine Baggerschiffe nach Kambodscha. Doch auch die kambodschanische Regierung hat den Sandexport inzwischen untersagt. Dennoch wächst Singapur weiter. Der kleine Stadtstaat mit der Größe Hamburgs, dessen Bevölkerungszahl seit 1960 von 1,6 Millionen auf heute 5,3 Millionen Einwohner gestiegen ist, und der sich ähnlich wie Dubai und Abu Dhabi in einem regelrechten Baurausch befindet, liegt auf einer Insel und braucht neue Landflächen. Dafür bezahlt man dann auch hohe und sehr hohe Preise. Zahlte Singapur zwischen 1995 und 2001 im Durchschnitt 2,4 Euro die Tonne, waren es zwischen 2003 und 2005 bereits 152 Euro. Singapur hat in der Vergangenheit »nationale Sand- und Kiesreserven« angelegt, wie es andere Staaten mit Öl oder Reis machen.

    Nicht nur aus dem Meer, sondern auch aus Flussbetten wird Sand abgebaut. Flüsse transportieren einen großen Teil des Sandes in die Meere, global pro Jahr eine Menge, die etwa 500 Millionen LKW-Ladungen entspricht. Doch längst kommt nur ein Teil davon im Ozean an. Die Zeit berichtete im Sommer vom Sandabbau in einer Flussmündung nahe der schnell wachsenden indischen Metropole Mumbai. Rund 200 Männer, aber auch Kinder, tauchen dort pro Schicht ohne Sauerstoffmasken 17 Meter unter den Wasserspiegel, um mit bloßen Händen Eimer voller Sand zu füllen und nach oben zu befördern. Immer wieder sterben Arbeiter, denn die Strömung ist gefährlich. Diejenigen, die das alles kontrollieren, verfügen meist nicht über eine Förderlizenz. Die brauchen sie allerdings auch nicht. Der ganze Markt gleicht eher dem Drogenmarkt als einem geregelten Wirtschaftszweig. Von »Sand-Mafia« ist die Rede, von sandlords, die in ihren jeweiligen Gebieten ein Monopol über die Sandlieferungen für Bauunternehmer haben. Dies sind oft Lokalpolitiker, die über Möglichkeiten verfügen, Lizenzen zu fälschen und Polizisten und Behörden zu beeinflussen. »Die indische Sand-Mafia ist der Staat selbst«, resümiert die Zeit. Es ist jedenfalls die wohl mächtigste kriminelle Vereinigung Indiens derzeit.

    Sand im Getriebe

    In Indien regt sich jedoch inzwischen zaghaft Widerstand. In Mumbai hat sich eine kleine NGO gegründet, die sich »Awaaz« nennt und Sand im Getriebe jener Mafia sein möchte. Das ist nicht ungefährlich. Aktivisten wurden wiederholt bedroht und angegriffen. Auch in Frankreich hat sich eine Initiative gegen den Sandabbau vor der bretonischen Küste formiert. Vor allem sind es Fischer, die Auswirkungen auf das Ökosystem fürchten und sich um ihre Existenzgrundlage sorgen. Wo die mächtigen Staubsauger der Schwimmbagger durchs Meer gleiten, ziehen die Fische sich zurück. Die Organisation »Les Peuple des Dunes«, ein Zusammenschluss aus 31 Bürgerinitiativen, hat bereits Kundgebungen und Petitionen gegen das Vorhaben der Firma Roullier organisiert, die in den nächsten 20 Jahren jährlich 40 000 Kubikmeter Sand unmittelbar vor der Küste der Gemeinde Trébeurden fördern möchte.

    In Deutschland verläuft die Sandförderung auf dem Meer bisher ohne Proteste, im Inland gibt es jedoch hin und wieder Widerspruch. In Frechen zum Beispiel, einem kleinen Städtchen in der Nähe von Köln, dreht sich vieles um Sand. Für Diskussionen sorgt dabei weder die riesige Weihnachtskrippe, die, wie die örtliche Lokalzeitung ausführlichst berichtete, auch in diesem Jahr wieder aufgebaut wurde und für die man 30 Eimer Sand für die Wüstendekoration aufschüttete, noch der neue Beachvolleyball-Platz am Freibad, für den 20 Tonnen frischer Quarzsand angeliefert wurden. Allerdings hat Letzteres wohl doch mit dem zu tun, über das man sich in Frechen gerade aufregt. Denn der Sand für das Volleyballfeld wurde von den örtlichen Quarzwerken gespendet, und man darf annehmen, dass das Unternehmen auf diese Weise ein wenig die Gemüter im Ort beruhigen will. Denn die Quarzwerke planen, Teile des Buschbeller Waldes abzuholzen, dem BUND zufolge geht es um 84 Hektar. 80 000 Menschen unterzeichneten eine Online-Petition gegen dieses Vorhaben, doch die Bezirksregierung Arnsberg genehmigte den weiteren Sandabbau, selbst wenn dafür Bäume gerodet werden müssen. Die Quarzwerke mussten jedoch eine Reihe von Auflagen akzeptieren. Für jeden Hektar gerodeten Wald werden drei Hektar aufgeforstet und die Fledermäuse, die im Buschbeller Wald nisten, sollen umgesiedelt werden. Ähnliche Konflikte gibt es an vielen Orten in Deutschland, etwa in der Oberpfalz, wo seit vielen Jahrzehnten Sand abgebaut wird und der Tagebau nun in ein Wasserschutzgebiet erweitert wird.

    Öl, Gas, Sand

    Sand wird übrigens auch für das derzeit in den USA so beliebte Fracking zur Öl- und Gasgewinnung benötigt. Dabei wird Wasser nicht nur mit Chemikalien, sondern zudem mit Sand vermischt und dann unter hohem Druck in die Bohrstelle gepresst. So wird das Gestein aufgebrochen und das Erdgas oder -öl freigesetzt. Der Sand dient der Offenhaltung und Stabilisierung der dabei erzeugten Risse. Aber nicht jeder Sand eignet sich dafür. Es müssen möglichst reine Siliziumdioxide sein, die Körner möglichst rund. Sie müssen außerdem einen hohen Druck aushalten. Bis zu 1 800 Tonnen Quarzsand werden für ein einziges Bohrloch benötigt. Im Jahr 2013 wurden in den USA rund 30 Millionen Tonnen Sand für Fracking verbraucht, für 2015 rechnet man mit fast 50 Millionen Tonnen. Die Tonne kostet durchschnittlich 45 bis 55 Dollar. Die Betreiber der amerikanischen Sandminen profitieren davon derzeit in ungeahntem Ausmaß. »Amerika im Sandrausch« titelte die FAZ, »Fracking löst einen Sand-Boom aus« das Wall Street Journal, »Jetzt auf Sand bauen!« empfahl der Focus. Im Internet kursieren unzählige Ratschläge, wie man als Anleger absahnen kann. Da Sand nicht an der Börse gehandelt wird und die meisten Produzenten nicht an der Börse gelistet sind, ist die Nachfrage nach Anlagetipps groß. Die FAZ berichtet: »Der Kurs der Aktie des Sandförderers U.S. Silica legte innerhalb eines Jahres um 147 Prozent zu, der Wert des Papiers der Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific, die Sand transportiert, um 66 Prozent.« Bereits 41 Prozent des Quarzsandes, der in den USA verbraucht wird, wird beim Fracking eingesetzt. Im Mittleren Westen der USA, vor allem im Bundesstaat Wisconsin, sollen sich in den vergangenen Jahren über 100 Sandförderer angesiedelt haben. 2010 gab es dort nur fünf. Statt Sand kann man beim Fracking allerdings auch kleine Keramikkügelchen verwenden. Als im Juni bei Ribnitz-Damgarten in Mecklenburg-Vorpommern das Testfracking nach einem drei Jahre dauernden Moratorium wieder aufgenommen wurde, konnte man sehen, wie LKW riesige Säcke davon anlieferten.

    Sand herstellen

    Da der Bausand weltweit knapp zu werden droht, wird eifrig nach Alternativen gesucht. Keramikkügelchen kommen hier nicht in Frage, sondern vor allem Recycling. Im italienischen Treviso zum Beispiel wird in einer Müllverbrennungsanlage aus Restmüll Kunstsand hergestellt. Roboter, Windmaschinen und Magnetbänder sortieren den nicht zu verwertenden Müll aus, etwa 70 bis 80 Prozent. Der Rest wird in verschiedenen Mühlen zerkleinert und zermahlen, bis man kleine grau, schwarz oder bräunlich schimmernde Körner mit einem Durchmesser von fünf Millimetern hat. Mehrfach auf bis zu 200 Grad erhitzt und sterilisiert, soll das Endprodukt chemikalisch unbedenklich und geruchlos sein. Zum Bauen eignet sich der so gewonnene »Sand« jedoch nur eingeschränkt. Bisher wird er vor allem als Bauzuschlagsstoff und Füllmaterial eingesetzt.

    Einen anderen Weg geht man im oberbayerischen Holzkirchen. Dort am Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP) versucht man, alten Beton so zu recyceln, dass daraus hochwertiger Bausand wird. Jährlich fallen weltweit etwa zwei Milliarden Tonnen Altbeton an, die Hälfte davon in China und Indien und 900 Millionen Tonnen in den USA, Europa und Japan. 80 Prozent davon wird mechanisch zerkleinert und kommt als Tragschicht in den Straßenbau. Die restlichen 20 Prozent ließen sich aufbereiten. Mit Hilfe eines sogenannten Marx-Generators werden in Holzkirchen kurze Blitze erzeugt, die die Betonstücke praktisch von innen sprengen und in einerseits Kies und andererseits Zementstein auftrennen. Nur so lässt sich das Material wieder als Baustoff einsetzen. Würde man den Beton einfach immer weiter zerkleinern, hätte man schließlich zwar auch eine Art Sand, der aber im Grunde nur fein gemahlener Altbeton wäre. Der lässt sich jedoch nicht für die neuerliche Betonherstellung verwenden, weil der Zementstein nachreagieren kann und die Körner eine zu niedrige Festigkeit haben. Daher hat das IBP aufwendig nach einer Methode geforscht, den Altbeton mit Blitzen zu zerlegen. Nur sehr kurze Blitze verlaufen durch einen Festkörper. In Holzkirchen hat man eine Laboranlage errichtet, die zwei mal 180 mal 60 Zentimeter groß ist, aber etwa zwei Tonnen wiegt. Das zu recycelnde Material läuft auf einem Förderband durch die Blitzanlage. Hinten kommt der Kies raus, durch ein Sieb fallen die kleinern Teile hindurch, die dann ausgewaschen und getrocknet werden können.

    Demnächst soll eine Großanlage errichtet werden, wie Volker Thome, der am IBP das Projekt leitet, im Gespräch mit der Jungle World erklärt: »Momentan können wir im bereits laufenden Prototyp der Anlage etwa drei bis fünf Tonnen Altbeton pro Stunde aufbereiten. Das sind keine Laborbedingungen mehr, aber ist auch noch nicht wirtschaftlich. Unser Ziel ist es, auf etwa 20 Tonnen pro Stunde zu kommen. Ab da wird’s für die Zementindustrie interessant. So in zwei bis drei Jahren werden vielleicht die ersten Anlagen verkauft.« Zwar wird die Forschung am Fraunhofer Institut öffentlich gefördert, aber ohne private Partner geht es nicht. Man ist bereits mit einem Zementhersteller im Gespräch, der sich an der geplanten Großanlage beteiligen wird.

    Glück auf

    In Dubai hat man indes gerade wieder Sand eingekauft. Diesmal nicht zum Bauen, sondern feinen Reitsand für ein neues Leistungszentrum für Pferdesport. Und zwar bei einem kleinen Familienunternehmen aus Kirchhellen bei Bottrop. Insgesamt 1 500 Kubikmeter wollen die Emiratis, 300 werden pro Tag aus dem Ruhrgebiet nach Utrecht gefahren und von dort verschifft. Für den kleinen Drei-Mann-Betrieb ist der Auftrag wie ein Sechser im Lotto. Bottrop lebte einst von einem anderen Rohstoff: Steinkohle. Doch Anfang Dezember fuhren zum letzten Mal 103 Auszubildende im Bergwerk Prosper-Haniel ihre erste Schicht. Ab 2018 ist endgültig Schluss mit dem dortigen Untertagebau. Vielleicht sollte das Ruhrgebiet in den Tagebau einsteigen und künftig mit Sand Kohle machen.

  • Rohstoffe Deutschland

    Deutschland

    Rohstoffvorkommen:

    Eisenerz, Lignit, Kohle, Pottasche, Uran, Kupfer, Salz, Nickel, Erdgas, Holz, Schwerspat

    rohstoffedeutschland

    Rohstoffabbau:

    - Steinkohle
    - Braunkohle
    - Erdgas (gering)
    - Salze
    - Erdöl (gering)
    - Schwerspat
    - Eisen
    - Blei
    - Zink


    Der Bedarf an angereichertem Uran wird aus den USA und Frankreich gedeckt.

    Außenhandel:

    Import:
    - 10,2% Kraftfahrzeuge
    - 9,1% chemische Produkte
    - 7,1% Maschinen
    - 5,8% Büromaschinen
    - 5,4% Nachrichtentechnik
    - 5,1% Ernährungsgüter
    - 4,7% Eisen- und Stahlerzeugnisse
    - 3,6% Bekleidung

    von welchen Ländern: 10,3% Frankreich, 8,2% USA, 8,1% Niederlande, 7,5% Italien, 6,9% GB, 5,2 Belgien und Luxemburg, 4,8 Japan, 4,1% Österreich, 3,8% Schweiz, 3,2% Spanien


    Export:
    - 18,1% Kraftfahrzeuge
    - 12,8% chemische Produkte
    - 5,0 % Geräte der Elektrizitätserzeugnisse und – verteilung
    - 4,5% Eisen- und Stahlerzeugnisse
    - 4,5% Nachrichtentechnik
    - 3,8% Messinstrumente
    - 3,6% Ernährungsgüter

    an welche Länder: 11,5% Frankreich, 10,1% USA, 8,5% GB, 7,5% Italien, 6,7% Niederlande, 5,6% Belgien/Luxemburg, 5,5% Österreich, 4,5% Schweiz, 4,4% Spanien/Polen

    Wirtschaftliche Beziehungen
    Auch im Wirtschaftsbereich sind die Beziehungen zwischen Deutschland und Südafrika sehr intensiv. Mit einem Handelsvolumen von über 7,70 Mrd. EUR im Jahr 2001 ist Deutschland einer der bedeutendsten Handelspartner Südafrikas. Deutschland ist wichtigster Lieferant Südafrikas – insbesondere bei den Investitionsgütern und im Technologie-Transfer. Als Abnehmer südafrikanischer Importe liegt Deutschland nach Großbritannien auf dem zweiten Platz. Mit rund 2,56 Mrd. EUR ist Deutschland ein wichtiger Direktinvestor in Südafrika. Schwerpunktbranchen sind der Automobilsektor, die chemische Industrie, der Maschinenbau sowie die Elektrotechnik. In den über 450 deutschen Unternehmen in Südafrika sind rund 60.000 Arbeitnehmer beschäftigt.
    In der Entwicklungszusammenarbeit unterstützt Deutschland im Schwerpunktpartnerland Südafrika derzeit 63 Projekte in den Bereichen Kommunalentwicklung, Berufsbildung, Privatsektorförderung sowie Regierungs- und Verwaltungsberatung. Zwischen 1994 und 2001 förderte die Bundesregierung Südafrika im Rahmen der Technischen Zusammenarbeit mit 118,11 Mio. EUR und in der Finanziellen Zusammenarbeit mit 128,33 Mio. EUR.

  • Rohstoffe Finnland

    Finnland


    Rohstoffvorkommen:

    Holz, Chrom, Nickel, Quecksilber, Blei, Zink, Kupfer, Eisen, Asbest, Uran, Vanadiumerze, Zink

    Rohstoffabbau:

    - Chrom
    - Nickel
    - Quecksilber
    - Blei
    - Kupfer
    - Eisen
    - Asbest
    - Uran
    - Holz
    - Vanadiumerze
    - Zink


    Steinkohle und Erdöl müssen importiert werden.

    Außenhandel:

    Export:
    - 27,9% elektronische und optische Ausrüstung
    - 23,2% Papier, -produkte
    - 10,4% Maschinen
    - 8,7% Metall, -produkte
    - 6,2% Holz, -produkte
    - 6,2% Transportausrüstung
    - 5,6% chemische Produkte
    an wenn 13% D, 10% Schweden, 9% GB, 8% USA, 5% Frankreich, 4% Russland

    Import:
    - 23,9% elektronische und optische Ausrüstung
    - 11,7% Transportausrüstung
    - 10,7% chemische Produkte
    - 10,2% Maschinen
    - 8,9% Bergbauprodukte
    - 7,1% Metallprodukte
    - 3,8% land- und forstwirtschaftlich Produkte

    von: 15% D, 11% Schweden, 8% USA, 7% GB, 6% Japan, 4% Frankreich

  • Rohstoffe Frankreich

    Frankreich

    Rohstoffvorkommen:

    Eisen, Steinkohle, Uran, Bauxit, Erdgas, Silber, Gold, Erdöl, Blei/ Zink, Salze, Kaliumcarbonat, Holz

    Rohstoffabbau:

    - Eisen
    - Steinkohle
    - Uran
    - Bauxit
    - Erdgas
    - Silber
    - Gold
    - Erdöl
    - Blei/ Zink
    - Salze
    - Holz
    - Kaliumcarbonat

    Außenhandel:
    Import: 1684,4 Mrd. Franc
    Güter: 28,1% Investitionsgüter, 16,8% Konsumgüter, 16,2% Halbfertigwaren, 11% Nahrungsmittel, Agrargüter, 5,7% Energie, 6,2 % Fahrzeugteile, Rohöl, Eisen- und Stahlprodukte
    Länder : 17% aus Deutschland, 10% Italien , 9% USA, 8% GB, 8% Belgien/ Luxemburg , 7% aus Spanien
    Export: 1769,6 Mrd. FF
    Güter: 30% Investitionsgüter, 14,7% Konsumgüter, 14,2 % Halbfertigwaren, 12,7% Nahrungsmittel, Agrargüter, 7,4% Fahrzeugteile, 2% Energie
    Länder: 16% aus Deutschland, 10% GB, 9% Italien, 9% Spanien, 8% Belgien/ Luxemburg, 7% USA

    Der Boden liefert in Frankreich zwar reichlich Baumaterialien (Kies, Sand und Kalk für die Zementherstellung) und Rohstoffe wie Porzellanerde, Talk, Schwefel, Salz und Kali, aber Energiequellen und Erze sind wenig vorhanden. Die Kohleproduktion geht ständig zurück (8 Millionen Tonnen 1997) und alle Bergwerke werden vor dem Jahr 2005 geschlossen. Die Erdöl- und Erdgasvorkommen sind noch geringer (2,1 Millionen Tonnen Öl und 2,9 Milliarden m3 Erdgas) und decken weniger als 5% des französischen Bedarfs. Das Land besitzt jedoch relativ große Uranvorkommen und erzeugt jährlich fast 1 000 Tonnen. Frankreich verfügt ebenfalls über bedeutende Wasserkraftwerke, aber der Bau solcher Anlagen ist heute abgeschlossen. Die übrigen Energiequellen decken erst 1,8% des nationalen Verbrauchs. Von den Metallerzen ist nur Nickel in großen Mengen in Neukaledonien vorhanden. Der Abbau von Eisenerz in Lothringen ist wegen unzureichender Rentabilität aufgegeben worden und alle anderen Erze müssen eingeführt werden.

  • Ressourcen - wovon wir leben

    Ressourcen - wovon wir leben

    Unter dem Begriff Ressourcen werden alle notwendigen natürlichen Voraussetzungen für das Leben des Menschen auf der Erde verstanden.

    Dazu zählen:Wasser,Luft,Böden und Flächen,Fauna und Flora,erneuerbare und nicht erneuerbare Rohstoffe.

  • Rohstoffe: Südafrika

    Südafrika - Rohstoffe

    RohstoffeGold, Diamanten, Chrom, Kohle, Platin, Eisenerz, Mangan, Vanadium, Antimon, Vermiculit, Kalkstein, Asbest, Flussspat, Blei, Zink, Uran, Kupfer, Nickel, Zinn, Rutil, Kaolin, Zirkon, Silber, Phosphat, Gips, Glimmer, Salz

    Mit Ausnahme von Bauxit, Kobalt, Uran und Diamanten lagern fast alle bekannten Rohstoffvorkommen Afrikas in Südafrika!!

    Import: - 150,4 Mrd. Rand

    -         Güter c. 65% v.a. Maschinen, 31% Geräte, 11,6% chem. Erzeugnisse, 10,6% Mineralstoffen, 6,9% Fahrzeuge, 4,9% Nahrungs- und Genussmittel

    Länder- Import:  13.6% aus D, 11,5% aus USA, 8,5% aus GB, 6,7% aus Japan, 4,4% aus Italien, 3,9% aus Frankreich, 3,8% Holland, 3,6% aus China, 2,2% Hongkong

    Export:  - 149 Mrd. Rand

    -         Güter ca. 75% v.a. Perlen, 21,5% Münzen, Edelsteine; 15% unedle Metalle; 12,3% Mineralstoffe; 9% Nahrungs- und Genussmittel, 7,4% Maschinen, 6,5% Fahrzeugen; 6,2% chemische Erzeugnisse

    Länder Export: 7,8% USA; 6,5% GB, 6,3% D, 5,4% Japan;2,5% Korea, 2,1% Simbabwe

    rohstoffesuedafrika

    rohstoffesuedafrika

    Die Wirtschaft ist stark außenhandelsorientiert. Weit über die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts wird durch Exporte und Importe erzielt. Durch Investitionen in moderne Produktionstechnologien nach dem Ende der Apartheid wurden südafrikanische Produkte wieder auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig.
    Exportiert werden hauptsächlich mineralische Rohstoffe, Agrarprodukte, chemische Erzeugnisse, Maschinen, Elektrogeräte und Fahrzeuge.
    Importiert
    werden hauptsächlich Maschinen, Kunststoffprodukte, Chemikalien und Fahrzeuge.


    Südafrika hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend vom Agrar- zum modernen Industriestaat gewandelt. Das Land ist heute in der Lage, eine breite Palette von Konsum- und Investitionsgütern zu produzieren und erwirtschaftet rund ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts des gesamten afrikanischen Kontinents.

    Eine herausragende Rolle für das rohstoffreiche Südafrika spielt nach wie vor der Bergbau. Die übermäßig starke Abhängigkeit der Wirtschaft von Rohstoffexporten, insbesondere vom Goldexport, ist in den letzten Jahren jedoch deutlich zurückgegangen

    Südafrika ist ein besonders rohstoffreiches Land und gehört zu den führenden Rohstoff Exporteuren in der Welt. Zu den wichtigsten mineralischen Rohstoffen zählen Gold, Diamanten, Platin, Chrom, Vanadium, Mangan, Uran, Eisenerz und Kohle. Rund 60% des gesamten Exports entfallen auf diese Güter. Für Platin, Mangan, Vanadium und Chrom ist Südafrika die Nr 1 auf der Weltrangliste, sowohl in Bezug auf die Rohstoffvorräte als auch was Fördermengen und Exportvolumen anbelangt.

    Eine besondere Stellung nimmt nach wie vor der Goldbergbau ein. Rund 40% der Weltgoldreserven lagern noch immer im Witwatersrand-Gebiet. Das goldhaltige Gestein muss allerdings mit hohem technischen Aufwand aus beträchtlicher Tiefe gefördert werden (bis zu 4000 Meter). Um eine einzige Feinunze Gold herzustellen, benötigt man im Durchschnitt rund 3 Tonnen Erz, 5000 Liter Wasser und 600 Kilowattstunden Elektrizität.

  • Meer Nutzen - Manganknollen und andere Schätze

    Manganknollen und andere Schätze

    Methanhydrate - Energie aus der Tiefe, Gefahr aus der Tiefe
    Weißes Gold wird es genannt, der Energielieferant der Zukunft. Methanhydrat das Forscher bisher an die Oberfläche holen, löst sich dort schnell auf, weil die Kälte und der Druck in der Tiefe das Methan stabil und fest halten, es an der Oberfläche aber geradezu augenblicklich zu verdampfen beginnt.

    mangan
    Brennendes Methanhydrat (oben links die Molekülstruktur)
    (USGS)

    Trotzdem könnten eventuell einmal in großem Maßstab geförderte Methanhydrate die schwindenden Erdölvorräte ersetzen.

    Die derzeit stattfindende Klimaveränderung wirkt sich erst über viele hunderte von Jahren auf das Meer aus. Das bedeutet auch, dass über hunderte von Jahren der Meeresspiegel steigen wird, auch wenn wir jetzt den Kohlendioxidausstoß auf ein vorindustrielles Maß senken würde. Und die Erwärmung der Tiefsee wird sich ebenso über hunderte von Jahren vollziehen.

    Bei höheren Tiefseetemperaturen wird das Methanhydrat instabil werden, an manchen Stellen auch schlagartig gasförmig. Dabei könnten gewaltige Gasausbrüche die Weltmeere heimsuchen und solche Methan"explosionen" zu riesigen Unterwasserbergrutschen führen. Abbrechende Quadratkilometer große Bereiche in Unterwassercanyons würden wohl außergewöhnlich große Tsunamis auslösen.

    Manganknollen - Rohstoffe aus der Tiefe
    2 Milliarden Tonnen mangan-, kupfer- und zinkhaltige Klumpen lagern wohl am Meeresboden. Der Aufwand aber für die Förderung gilt im Moment als viel zu hoch, um noch rentabel zu sein.

    mangan
    Manganknolle, gewonnen 1982 im Pazifik
    (© Koelle, GFDL)

    Manganknollen entstehen wohl durch den Einfluss von Bakterien oder noch kleineren Lebensformen über hunderte und tausende von Jahren in bestimmten Regionen der Tiefsee.

    Manganknollen liegen überall an ihren Entstehungsorten auf sehr weichem Boden auf. Würde man diese Knollen, wie bisher geplant, mit einer Art Staubsauger aufsaugen, würden nicht nur der direkte Abbaubereich völlig zerstört, es würden auch gewaltige Schlammfahnen durch die Tiefsee ziehen und wahrscheinlich über tausende von Quadratkilometern alles Leben am Boden ersticken.

  • Öl aus Teersanden

    Öl aus Ölsanden

    Kanada macht zehntausende Quadratkilometer Wälder platt

    Wo liegen die größten künstlichen von Dämmen umgebenen Seen der Welt? Ja genau, mitten in Kanada.

    Auf mehreren hunderten von Quadratkilometern wird in Kanada nahe der Stadt Fort McMurray bereits Ölsand abgebaut, um an den begehrten Rohstoff Öl zu gelangen.

  • Kanadas Teersandvokommen

    Kanadas Teersandvorkommen

  • Fracking

    Fracking - wie man unkonventionelles Gas fördert

    Normale Gasvorkommen müssen nur angebohrt werden, dann strömt das Gas (Methan,...) durch das Förderrohr nach oben. Sie liegen in durchlässigen Gesteinsformationen, deren Poren miteinander in Verbindung stehen.

    Unkonventionelle Gasvorkommen liegen in grundsätzlich undurchlässigem Gestein, z.B. tonhaltigem Schiefergestein. Um an die dort eingeschlossenen Gase zu kommen, muss in die Tiefe gebohrt werden (teils über 5 km tief) und dann waagerecht in die Gesteinsschicht. Nun wird unter hohem Druck eine Mischung aus Wasser, Chemikalien und Sand in das Bohrloch gepumpt. Im waagerecht gebohrten Bereich ist das Rohr alle 30-40 cm durchlöchert, durch diese Lochung tritt das unter Druck stehende Flüssigkeitsgemisch ins Gestein ein und bricht Risse ins Gestein. Diese Risse dehnen sich waagerecht bis zu 100m aus, in der Höhe nur bis zu 10 m.

    Der enthaltene Sand hält die Risse offen. Das Wasser-Chemikalien-Gemisch wird nun abgepumpt, Reste davon bleiben allerdings in den Rissen zurück.

    Nun kann das in den Gesteinsporen enthaltene Gas durch die Risse ins Rohr strömen und gelangt an die Oberfläche.

    Hierfür ist ein hoher technischer und energetischer Aufwand erforderlich, man erhält große Mengen verschmutztes Abwasser und die Bohrungen sind nur kurze Zeit ergiebig. In geringen Abständen von wenigen Kilometern werden immer neue Bohrungen gesetzt.

    Die alten Bohrlöcher müssen flüssigkeits- und gasdicht verschlossen werden, da sie undurchlässige und wasserführende Schichten durchstoßen. Bleibt die Abdichtung nicht langfristig stabil, dringt Methan oder mit Chemikalien vermischtes Wasser in Grundwasserschichten ein und macht es dauerhaft unbrauchbar.

    Auch die Behandlung des beim Fracking eingesetzten und wieder heraufgepumpten Abwassers kann bei so vielen Bohrungen ein Problem sein. Die Sammelbecken und -tanks müssen dicht sein, die Reinigung des Abwassers ist aufwändig und teuer.

    Insgesamt ist dieser Gasgewinnungsprozess nicht nur aus Umweltschutzgründen umstritten, er verbraucht auch ein Vielfaches der Energie normaler Gasförderung und ist auch nur bei einem mittleren bis hohen Gaspreis rentabel.

  • Fracking

    Fracking - wie man unkonventionelles Gas fördert

    Normale Gasvorkommen müssen nur angebohrt werden, dann strömt das Gas (Methan,...) durch das Förderrohr nach oben. Sie liegen in durchlässigen Gesteinsformationen, deren Poren miteinander in Verbindung stehen.

    Unkonventionelle Gasvorkommen liegen in grundsätzlich undurchlässigem Gestein, z.B. tonhaltigem Schiefergestein. Um an die dort eingeschlossenen Gase zu kommen, muss in die Tiefe gebohrt werden

  • Öl- und Gasförderung in Sibirien

    Öl- und Gasförderung in Sibirien


    Ölförderung in Russland: Die Auswirkungen auf die Umwelt sind deutlich sichtbar.
    (© heatingoil (Creative Comons Attribution-Non-Commercial-Share Alike 2.0 Generic)

    Beschreiben Sie die Folgen der Gas- und Erdölförderung an Hand der Satellitenbilder unter Berücksichtigung der natürlichen Gegebenheiten vor Ort.

    Beobachten Sie besonders die Infrastruktur der Förderstätten: Wege, Pipelines,...

  • Virtuelles Wasser

    Virtuelles Wasser

    Wenn man den Erzeugungsprozess eines Produktes, egal ob einer Tomate oder eines Smartphones  betrachtet, kann man die dafür benötigte Wassermenge untersuchen. Hierdurch wird klar, welche Gesamtmenge an Wasser für die Produktion nötig ist. Dies ist das virtuelle Wasser.

    Grundsätzlich kann Wasser ja nicht verbraucht werden, es bleibt im weltweiten Kreislauf des Wassers (Wasserkreislauf).

    Dennoch kann in Regionen zeitweilig oder langandauernd Wassermangel auftreten, etwa durch Trockenzeiten oder durch begrenzte Grundwasservorräte. Wird "Wasser" aus solchen Räumen, etwa in Form von landwirtschaftlichen oder industriellen Produkten exportiert, so verstärkt sich dort der Wassermangel. Für die Menschen vor Ort, aber auch für Fauna und Flora steht dann zu wenig Wasser zur Verfügung, Desertifikation wird gefördert, Lebensbedingungen verschlechtern sich.

    Nicht vergessen werde sollte auch, dass geringe Schadstoffmengen riesige Wassermengen für viele Nutzungen unbrauchbar machen können.

    Deshalb kann die Betrachtung von virtuellem Wasser sinnvoll sein.

    Zu unterscheiden ist allerdings zwischen verschiedenen "Arten" von Wasser:

    • blaues Wasser: Anteil, der dem Grundwasser entnommen und künstlich der Produktion zugeführt wird
    • grünes Wasser: jener Anteil des Niederschlags, der von Pflanzen direkt aufgenommen oder verdunstet wird
    • graues Wasser: Menge, die notwendig ist, um durch die Produktion verschmutztes Wasser so weit zu verdünnen, dass die Verschmutzung neutralisiert wäre (gemäß geltenden Umweltstandards)

    Ein Beispiel: wenn eine Jeans produziert wird, sind viele einzelne Schritte notwendig, die Wasser "verbrauchen":

    • Verarbeitung zur Jeans: Transport und besondere Endverarbeitung (used look,...)
    • Ernte, Verarbeitung zu Garn, zu Stoff: Maschinen, Transport, aber auch einzelne Produktionsschritte erfordern Wassereinsatz (blaues und graues Wasser)
    • Baumwolle wird angepflanzt: Regen und evtl. künstliche Bewässerung, Pestizide, Herbizide,...
    • Färben des Stoffes: große Mengen Abwasser entstehen (Farbe, pflegeleichte Ausrüstung des Stoffes mit Kunststoffen,...)
    • Transport zum Kunden: z.B. Abgase, Motoröle,... verursachen z.B. Wasserverschmutzung

    Nur der erste Schritt hat etwas mit landwirtschaftlicher Produktion zu tun. Hier fällt aber bereits ein Großteil des Wasserverbrauchs an, im weltweiten Schnitt pro Kilogramm Baumwolle 10.000 Liter aus grünem (54%),  blauem (33%) und grauem (13%) Wasser (in Indien werden fast 23.000 Liter pro Kilogramm eingesetzt, bei etwa gleicher Verteilung, in Ägypten stammen von etwa 11.000 Litern 87% aus blauem Wasser). Je nach Weiterverarbeitung können pro Kilogramm Stoff noch mehrere Tausend Liter hinzu kommen.

     

  • Italien - Elba - Lago delle Conche

  • Italien - Elba - Laghetto di Terranera

  • Italien - Elba - Laghetto di Terraneo: ehemalige Verladeanlagen

  • Italien - Liparische Inseln - Lipari: Monte Caolino

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