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Die geographischen Seiten des TLG

Peakoil - das Erdöl geht zu Ende

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Ölverehrung (©Skampy (flickr))

Erdöl ist das Ergebnis vieler Millionen Jahre geologischer Entwicklung in der Zeit vor 570 - 65 Millionen Jahren. Seitdem entsteht in der Natur klimabedingt kein Erdöl mehr.

Wir verbrauchen also seit Ende des 19.Jahrhunderts in immer größerem Stil eine Ressource, die endlich ist.

Ein Mensch muss ca. 25.000 Stunden körperlich arbeiten, um soviel Energie zu erzeugen, wie in einem Barrel Öl (159 Liter) steckt. Ein Barrel kann beispielsweise in Saudiarabien für etwa 1-2 € gefördert werden. Öl ist bisher wirklich billige Energie!

70% jeden Barrels wird zu Treibstoff verarbeitet.
Benzin kostet ca. 1€ pro Liter. Mit einem Liter Benzin können in einem heute üblichen PKW 4 Menschen mindestens 15 Kilometer transportiert werden. Das macht einen Kilometerpreis von etwa 7 Cent oder etwa 2 Cent pro Person.
Man könnte ja einmal einen Rikschafahrer fragen, ob er eine Person für 10 Cent fünf Kilometer weit transportiert!.

Öl ist Nahrung!
Jede Kalorie menschliche Nahrungsmittel benötigt zu ihrer Produktion heute im Schnitt 10 Kalorien aus Erdöl.

Die sog. "Grüne Revolution" in der Landwirtschaft der 70er Jahre, die Millionen Menschen vor dem Hungertod bewahrte, basiert überwiegend auf Erdölprodukten. Nur so können die 6-7 Milliarden Menschen ernährt werden, die heute auf der Erde leben. Kunstdünger, Pestizide, Fungizide, Erntemaschinen, Kühlhäuser, LKW, ... - was wenn dies alles in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stünde!
Zudem würde der weltweite Transport von Nahrungsmitteln kaum noch zu finnazieren sein.

Auch Kunststoffe, viele Medikamente, Kosmetika, ... werden heute aus Erdölbestandteilen hergestellt.

Öl - ein Magnet für Kriege!
Öl löst Kriege aus, Öl ist notwendige Bedingung für Kriege.
Der irakische Überfall auf Kuwait war der erste reine Ölkrieg, aber auch der Konflikt zwischen Iran und Irak hatte Ölfelder zum Ziel. Der amerikanische Irakkrieg hatte als zentrales Ziel unzweifelhaft die Sicherung des amerikanischen Ölbedarfs.

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Ölleck im Golfkrieg (©YourlocalDave (flickr))

Immer mehr Öl kommt zudem aus immer unsichereren Ländern.
Seit Jahren werden von Wissenschaftlern die kommenden Kriege um das immer knapper werdende Süßwasser beschworen, Kriege um Erdöl gibt es schon seit Jahrzehnten!

Öl - wie lange noch?
1985 lies Kuwait seine Reserven rein rechnerisch um 50% anwachsen. Die OPEC-Förderquote beruhte damals nämlich direkt auf der Menge der gemeldeten Reserven. Andere Länder folgten diesem Beispiel.
Seit Jahrzehnten bleiben beispielsweise die gemeldeten Reserven der meisten OPEC-Staaten gleich, obwohl jedes Jahr hunderte Millionen Barrel Erdöl gefördert werden.
Diese Zahlen scheinen also wenig verlässlich.

Sind wir bereits an dem Punkt, an dem nicht mehr Öl aus dem Boden geholt werden kann, weil die Vorräte immer schwieriger zu erschließen sind?
Schon in den 1956 machte der amerikanische Geologe M. King Hubbert (1903-1989) die Vorhersage, dass das Maximum der Ölfeld-Neuentdeckungen in den USA bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts überschritten wurde und die USA daher nach 1970 ihr Fördermaximum überschreiten würden. Dies Vorhersage traf tatsächlich ein.

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Trotz einer Verzehnfachung der Probebohrungen in der Zeitspanne zwischen 1970 und 1980 sank in den USA die Ölförderung:
Dez 1970 10,2 Millionen Barrel pro Tag
Dez 1980 6,9 Millionen Barrel pro Tag

Alle großen Ölfelder werden heutzutage mit maximaler Geschwindigkeit ausgebeutet. Damit gehen die Vorräte umso schneller zu Ende.

In Großbritannien werden laut britischer Regierung alle großen Ölfelder etwa 2020 aufgebraucht sein. Nur bei 8 der 40 größten Förderländer lag das Ölfördermaximum im Jahr 2007.

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Fast überall geht die Förderung zurück (World Energy Watch)
(Ins Bild klicken für vergrößerte Grafik)

Die Entdeckung neuer Ölfelder ist umso unwahrscheinlicher, da wir seit Jahren eine so ausgeklügelte Prospektionstechnik besitzen, dass kaum noch riesige neue Ölfelder gefunden werden können.

In den letzten 35 Jahren gab es intensive Suchbohrungen in Saudi-Arabien, aber nur einen einzigen relevanten Fund. Es gibt daher auch hier, wo man die größten Öllager weltweit sieht, keinen Ersatz für stückweise ausfallende Förderländer.

Die technisch wie energetisch höchst aufwendige Produktion von Öl aus in großer Masse verfügbaren Teersanden und Ölschiefern wird dieses Problem wohl auch nicht lösen können. Hoher Energieaufwand, gewaltige Umweltverschmutzung durch Abwasser und ein fünffach höherer Kohlendioxidausstoß als bei der Erdölförderung sprechen nicht dafür. Mehr als eine Verdreifachung der Förderkapazitäten (2010: 1.2 Mio. Barrel/Tag) ist nach derzeitiger Lagenicht machbar. Insgesamt liegen aber ca. 50% der gesamten Erdölvorräte in Ölsanden und Ölschiefern gebunden.

Um die vorausgesagte Nachfragesteigerung von 2008 bis 2030 auszugleichen, müsste die Produktion von 87 auf mindestens 120 Millionen Fässer Öl pro Tag erhöht werden. Auch neue Förderländer wie der Sudan, der Tschad und China werden kaum die Ausfälle decken können.

Heute gibt es kaum noch ein Land, das nicht beginnt massenhaft Ölprodukte zu verbrauchen. Die Angleichung des Lebensstandards an westliches Niveau ist für nahezu alle sich entwickelnden Staaten der Welt das Ziel. Ob Indien oder China, oder viele afrikanische Länder, alle wollen den westlichen Lebensstil ... und natürlich Autos!

Die US-Energieagentur prognostiziert für das Jahr 2012, dass der steigende weltweite Bedarf nur noch durch Erschließung neuer unbekannter Fundstellen zu decken sein wird.
Die US-Streitkräfte kündigten im April 2010 an, aus Gründen der Versorgungssicherheit ihren gesamten Treibstoffbedarf mit Bio-Kraftstoffen decken zu wollen.

Viel weist darauf hin, dass Hubbert's Peak bereits erreicht oder überschritten ist! Selbst Optimisten gehen davon aus, dass die Erdölvorräte kaum noch 50 Jahre reichen werden. Und das bei gleichbleibendem Verbrauch.

Damit befinden wir uns in der zweiten und letzten Hälfte des Ölzeitalters. Öl wird schrittweise immer teurer werden. Wie steil die Abwärtskurve der Ölförderung sein wird, hängt vom Aufwand bei der Förderung, unserer Bereitschaft immer mehr Umweltverschmutzung für neue Förderstellen zu akzeptieren und natürlich unserem Bedarf an Erdöl ab.

Es muss daher bald durch andere Energieträger ersetzt und in Zukunft für besondere Anwendungen aufgespart werden.

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Erde in Öl (©Roberto Rizzato Pix Jockey (flickr))

Öl-Ersatz!
Das zentrale Problem bleibt, dass die Wirtschaft immer weiter wächst und damit sämtliche Einsparmöglichkeiten (etwa durch sparsame Hybrid-Autos) in kürzester Zeit aufgefressen sind.

Wasserstoff könnte der Treibstoff der Zukunft sein. Doch bisher benötigt man mehrere Liter Erdölprodukte, um Wasserstoff mit einem Energieäquivalent von 1 Liter Benzin herzustellen. Außerdem sind Speicherprobleme und viele weitere Fragen völlig ungeklärt.
Experten rechnen mit einem Einsatz der Wasserstofftechnologie in frühestens 40-50 Jahren, wenn überhaupt. Und auch dann muss erst einmal Energie in die Produktion von Wasserstoff gesteckt werden.

Um weltweit alle nötige Energie (mindestens 10 Terawatt) aus Kernenergie herzustellen, müssten ca. 10.000 neue Kernkraftwerke errichtet werden. In wenigen Jahrzehnten wäre dann alles Uran auf der Erde verbraucht.

Solarzellen werden höchst energieaufwendig hergestellt und decken heute weit weniger als 1 Prozent des derzeitigen weltweiten Energiebedarfs. Auch massive Zuwächse können kaum den steigenden Energiebedarf abdecken.

Windenergie ist nicht immer und überall ausreichend verfügbar. Zudem ist die Energiedichte relativ gering. Auch das also nicht die Alternative?

Biokraftstoffe können das grundlegende Problem ebensowenig lösen, sie müssen energieaufwendig hergestellt werden (Düngung, Pflanzenschutz, Umwandlung, ...), schließlich ist die heute übliche landwirtschaftliche Produktionsweise auf fossile Brennstoffe angewiesen, besonders auf Erdölprodukte. Nicht zuletzt muss angemerkt werden, dass Biokraftstoffe immer in Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion stehen werden und für den Anbau von Energiepflanzen immer mehr Natur verdrängt wird.

Wo also liegt die Zukunft der Menschheit?
Was die Erde antreibt ist billige Energie! Nicht Geld!

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Ölförderung in Baku (©Today is a good day (flickr))

Ohne ein ganz anderes Konzept von Wirtschaften und Leben wird in Zukunft eine Bevölkerung von bis zu 9 Milliarden Menschen nicht ernährt werden können.
Manche Experten rechnen mit einer Tragfähigkeit der Erde von 1,5 - 2 Milliarden Menschen ohne fossile Brennstoffe.
Neue Ideen sind gefragt!!

"Our ignorance is not so vast as our failure to use what we know."
M. King Hubbert

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