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Auf großem Fuß leben - Beispiel Dubai

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Die Hauptstraße Sheikh Zayed Road (FlickrLickr, dubai1dubai1)

Viele Städte weltweit wachsen scheinbar ins Unendliche, ziehen aus dem Umland immer mehr Menschen an. Welchen Weg Städte bei ihrem Wachstum einschlagen, sollte genauer betrachtet werden. Der Weg entscheidet über das Ziel.

Mehr Infos:
Stadtwachstum weltweit oder Das Jahrhundert der Megastädte: -> Megacity: Mgeacities auf der Welt

Das Ölemirat Dubai setzt für die Zukunft auf Tourismus, schließlich bleiben nur noch wenige Jahre in denen die Reste der einst gewaltigen Ölvorräte als Basis für eine Neuausrichtung der Wirtschaft genutzt werden können. Um Touristen anzulocken - und 2007 kamen immerhin 8 Millionen Besucher - werden Superlative angehäuft. In wenigen Jahren sollen 15 Millionen Besucher pro Jahr ins Land kommen.

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Auf halber Höhe vom Sessellift aus aufgenommen (Tobias Zuber,dubai1dubai1).

Ob die Skihalle SkiDubai mit 22500 Quadratmetern Schneefläche mit 5 Abfahrten im riesigen Shoppingcenter Mall of Dubai,
ob das einzige 7-Sterne-Hotel der Welt Burj al Arab, das mitten ins Meer gebaut wurde,

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Das Burj al Arab, das einzige 7-Sterne Hotel der Welt

ob die größten vom Menschen aufgeschütteten Inseln,

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Palm Island, die erste der Inseln (NASA)

ob das höchste Gebäude der Welt mit dem Burj Dubai, das einmal 818 Meter hoch werden soll.

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Burj Dubai in der Skyline im Bau Ende 2007 (Imre Solt, GFDL)

Mit der Baugeschwindigkeit der Gebäude kann in Dubai der Ausbau der Infastruktur, etwa im Bereich Abwasserentsorgung nicht mithalten. So kann Dubai auch hier einen Rekord aufstellen, die weltweit längste Schlange an Entsorgungs-Lkw, die Fäkalien zu dem überlasteten Klärwerk transportieren.
Alles scheint sich technisch lösen zu lassen, so auch das Problem, dass im Bereich der künstlichen Inseln das Wasser kaum zirkuliert und unangenehm zu riechen beginnt. Und das besonders auch deshalb, weil die dicht bebauten Inseln nicht an eine Abwasserversorgung angeschlossen sind. Unterwasserturbinen sollen hier die Lösung sein.

Vor nicht einmal vierzig Jahren war von Dubai Stadt kaum etwas zu sehen.

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1973 bis 2006 - von der Natur zum Übermorgenland (NASA)

Heute wächst die Stadt in alle Richtungen.

Dubai setzt im Ausbau der Infrastruktur mit dem im Bau befindlichen World Central International Airport auf eine hervorragende Anbindung an den Rest der Welt, der neue Flughafen soll bis zu 120 Millionen Fluggäste pro Jahr abfertigen können. Ein ungebrochenes Wachstum des internationalen Fernverkehrs wird natürlich vorausgesetzt. Und das, obwohl die weltweiten Ölreserven in den nächsten Jahrzehnten langsam zu Ende gehen werden. Was geschieht mit Dubai, wenn Fliegen deutlich teurer wird?!

Die Folgen des Booms, der Technikversessenheit und der massiven Spekulation mit Gebäuden sind gravierend. Ein Besucher meinte Anfang 2009, Dubai gleiche einer einzigen riesigen Baustelle. Was auch daran liegen mag, dass mit der Wirtschaftskrise Ende 2008 die Spekulationsblase platzte und viele Bauvorhaben, die zuvor oft schon während des Baus gewinnbringend weiter verkauft werden konnten, nun Bauruinen sind. Inzwischen schießt der Staat (einmal mehr) Geld zu, um möglichst alles fertig stellen zu können.
Werden sich Gäste in Dubai dauerhaft wohlfühlen - in einer künstlichen und eigentlich auch beliebigen Zauberwelt?

Gefährlicher noch ist auf Dauer der Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Dass die künstlichen Inseln mit Sand vom Meeresboden aufgeschüttet werden und viele hunderte Quadratkilometer Meeresboden in eine Wüstenlandschaft verwandelt haben ist das eine, gleichzeitig verändern aber die neuen Inseln die Meeresströmungen massiv und führen dazu, dass die letzten einheimischen Fischer nichts mehr fangen können.

Dass auch die fast 500.000 ausländischen Bauarbeiter, die Dubai seit Jahren beschäftigt, nicht fair behandelt werden, ist bei einem solchen Boom beinahe einleuchtend. Ein einfacher Bauarbeiter verdient zumeist nicht mehr als 100 $ im Monat und ist einem hohen Risiko ausgesetzt. Zum einen starben 2004 auf den Baustellen in Dubai 880 (!) Arbeiter bei Unfällen, zum anderen sind sie bei Krisen die ersten, die arbeitslos und in ihre Heimatländer zurück geschickt werden.

Zudem sind alle bisherigen Bauten wenig auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ausgelegt, wie auch die gesamte Entwicklung. So nimmt es nicht Wunder, dass der ökologische Fußabdruck von Dubai der größte aller Nationen weltweit ist (11,9 ha/p), ein gutes Stück vor den USA (9,4 ha/p). Übrigens: der durchschnittliche Fußabdruck jedes Menschen liegt derzeit bei ca. 2,2 ha. Was die Erde gut verkraften kann, die Biokapazität, sind kaum2 ha für jeden Menschen. In Dubai bietet die Natur aber deutlich weniger an Ressourcen, sodass die Biokapazität hier bei 0,8 ha pro Person liegt.

Dubai lebt um das Fünfzehnfache über seine Verhältnisse!

Masdar, eine Ökostadt nahe dem neuen Flughafen, soll hier das Image verbessern helfen. Ob das gelingt ist aber fraglich. Auch Masdar scheint kein Vorbild für Nachhaltigkeit zu werden, wenn es denn wirklich gebaut wird.

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