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Wat is Watt?

Gehen wir doch einfach mal mit auf eine kleine Wattführung!

w_watt

Wir stehen gegen 19.30 Uhr auf dem festen trockengefallenen Sandwatt, erst in einiger Entfernung, ich schätze in ca. 500 Metern Distanz, ist das Meer zu sehen.

Wattwanderung

Es ist ablaufendes Wasser, erklärt die Wattführerin Sabine. Sie ist freiwillige Helferin bei der Schutzstation Wattenmeer. Nur dann darf man ins Watt hinaus gehen! Da sich die Gezeiten jeden Tag um ca. 50 Minuten verschieben, ist heute erst abends Wattführung.

-> Mehr zu den Gezeiten

Sie zeigt uns, dass das Nordseewasser nicht nur über die ganze Fläche des sehr flachen Watts abläuft, sondern sich beim Ablaufen und beim Auflaufen des Wassers in kleineren und größeren Rinnen sammelt, den sogenannten Prielen. Die ganz großen Priele nennt man auch Tiefs, sie sind oft Fahrrinnen für Fähren.

kleiner Priel

In so einem Priel, warnt Sabine, kann die Fließgeschwindigkeit des Wassers bis über 6 km/h betragen! Auch auf dem Watt ist es durchaus 1 km/h schnell. Ein Schwimmer hat gegen den Gezeitenstrom daher keine Chance und wird abgetrieben. Deshalb, so sagt sie, darf man nur bei auflaufendem Wasser schwimmen gehen! Als ein Jugendlicher lacht, meint sie nur, dass die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft jedes Jahr mehrere tausend unachtsame Schwimmer und Schlauchbootfahrer herausziehen müssen, die sich eben nicht an diese einfache Regel gehalten haben.

Rettung von abgetriebenen Kindern
Das haben wir am nächsten Tag gesehen: ein Schlauchboot,
das über den sicheren Bereich der Bojen hinausgefahren ist wird abgeschleppt

Jetzt aber fragt Sabine uns, wer erklären könne, was eigentlich das Watt sei. Wir wissen schon, dass das auflaufende Wasser zweimal am Tag bei Flut hier Sand ablagert, deshalb ist auch der Wattboden so flach. Und natürlich, dass im Bereich des Watt auch zweimal am Tag Ebbe ist. Aber was genau Watt eigentlich ist...?
Unsere Wattführerein ist schon ganz begeistert, dass wir so viel wissen, das sei aber nur die Hälfte vom Wattgeheimnis, sagt sie.
Das Watt wächst nämlich, obwohl eigentlich das ablaufende Wasser bei Ebbe viel Sand wieder hinausspülen müsste. Woran könnt es dann liegen, dass das Watt trotzdem wächst und auch große Sandverluste bei Sturmfluten wieder ausgleichen kann?
Sabine weist auf den trockenen Wattboden.

Wattboden

Direkt vor mir schiebt sich gerade eine graue Spaghettiwurst aus dem Boden. An vielen Stellen sind bäumchenförmige Gebilde zu sehen, dazwischen verschieden große Löcher.
Da lebt es überall! Große Strandkrabben haben wir ja schon öfters gesehen, der Boden selber ist aber voll von Leben. Und die Millionen von Tieren und Pflanzen auf jedem Quadratmeter Watt halten den Sand fest, erklärt Sabine, zehnmal so viele wie auf normalem Meeresboden.
"Millionen?", fragt ein Bekannter nach.
Sabine schmunzelt und meint, dass sie wohl doch untertrieben hat, wenn man die Millionen Kieselalgen auf jedem Quadratzentimeter mit einrechnet. Nicht nur die sichtbaren größeren Tiere halten den Sand zurück, was man am Bäumchenröhrenwurm ja gut erkennen kann. Nein, ganz besonders die kleinsten Lebewesen sind besonders wichtig. Kieselalgen leben im Sand und Schlick und kommen nur bei Ebbe an die Oberfläche, um im Sonnenlicht Photosynthese zu betreiben. Dabei bilden sie einen dünnen, aber haltbaren Film auf der Wattoberfläche, der ein Abschwemmen verhindert. Bei Flut ziehen sie sich wieder in den Sand zurück.
Die größeren Tiere festigen mit ihren Röhren, wie die verschiedenen Würmer oder mit klebrigen Fäden wie manche Muschelarten den Boden.
Insgesamt erzeugt das Wattenmeer mindestens doppelt so viel Biomasse wie der Rest der Nordsee, erfahren wir nun. Was denn Biomasse sei, fragt ein Junge. Biomasse ist alles, was es auf einer bestimmten Fläche an Leben gibt, erwidert unsere Wattführerin, also alle Muscheln, Algen oder auch Seehunde.

Ein Rundblick im Watt gefällig? -> hier klicken!

Herzmuscheln
Mini-Herzmuscheln

Die große Herzmuschel hat jeder gesehen, aber die Babystrandschnecken werden erst bei genauem Hinsehen sichtbar!
Muscheln und ... (Maus verwenden)

Wir gehen ein Stück weiter, es wird ziemlich glitschig und matschig. Ein wenig riecht es auch schwefelig. Die Wattführerin erzählt, dass wir nun auf Mischwatt laufen und hier besonders viele Kieselalgen leben, die diesen Geruch verursachen.

Schlickwatt

Als wir weitergehen, habe ich das Gefühl auf tausenden kleiner Steinchen zu laufen, die wenige Zentimeter unter der Oberfläche sind. Bevor ich noch fragen kann, zeigt uns Sabine eine kleine Herzmuschel, die sie eben aus dem Boden gezogen hat. Wir laufen auf zehntausenden Muscheln!

w_watt

Wenige Meter später wird der Boden wieder sandiger, wühlt man aber im Boden, sinken die Füße etwas tiefer ein und schwarzer Schlick kommt zum Vorschein. Auch hier sind wieder Kieselalgen am Werk.

Schlickwatt

Kurze Zeit danach sehen wir Seegras, daran hängen Dutzende Strandschnecken. Vom Seegras leben zum Teil auch die vielen Millionen Zugvögel, die jedes Jahr über das Wattenmeer ziehen, erzählt Sabine. Im Moment sehen wir aber keine Millionen Vögel, meint ein Mädchen. Offensichtlich sind wir zur falschen Jahreszeit hier und auf dieser Seite der Insel ist so viel Betrieb durch Touristen, dass sich die Vögel hier kaum niederlassen würden.

Mehr zu den Zugvögeln! -> hier klicken!

Seegras

Falls wir noch hungrig sind, meint sie, könnten wir nun Meersalat probieren. Er soll wie salzige Plastikfolie schmecken. Ich finde aber, er schmeckt eher wie ein Stück gesalzenes Tetrapack! Nun ja, unser Lieblingsessen wird dieser Salat wohl nicht!

Meersalat
Meersalat

-> Lecker sind übrigens Salzwiesenpflanzen! Wer noch Hunger hat, kann hier klicken!

Zum Abschluss gräbt sie uns noch einen richtigen Wattwurm aus und ein Junge darf ihn herumzeigen.

-> Hier geht es zum Wattwurm!

Alles klar? -> hier geht es zum Wissenscheck!

Übrigens:
Man kann natürlich auch alleine ins Watt hinaus, dann sollte man aber unbedingt einige Regeln beachten! Sonst wird man sich etwa bei aufkommendem Nebel unweigerlich verlaufen!
Warum das so ist? ->
Verlaufen, aber sicher!

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