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Die geographischen Seiten des TLG

Eiszeit oder Heißzeit? - The day after tomorrow

Ist Roland Emmerichs Klima-Schocker (2004) - wenn auch in Hollywood-Manier - realistisch?
Droht uns bei einem Stocken des Golfstromes, der Warmwasserheizung Europas, ein Tiefkühlschock?

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Wir wissen, dass die Temperaturen weltweit seit 1880 um ca. 1,2°C gestiegen sind. Seit 1900 dürfte der menschliche Einfluss den Hauptanteil zur Erwärmung beitragen. Zu nennen ist hier besonders der ungebremst immer weiter steigende Kohlendioxid-Ausstoß aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe (Autoverkehr, Heizung, Industrie, ...).

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Temperaturentwicklung der letzten 1000 Jahre
(aus: Klima in Menschenhand. Schweizer Bundesamt für Umwelt. Nach IPCC (Intergovernmanetal Panel on Climate Change)

Der Golfstrom könnte tatsächlich ins Stocken geraten und zusammenbrechen, aber vermutlich (laut Professor Seiler vom Klimaforschungszentrum Karlsruhe) erst, wenn die weltweite Erwärmung ca. 2°C erreicht hat. Wird ein Stocken des Golfstroms ausgelöst, oder seines nördlichen Ausläufers, des Nordatlantikstroms zum Beispiel im Jahr 2100, dann würden die Temperaturen in Mittel-Europa etwa um zwei Grad sinken, also auf heutige Werte.

Neue Erkenntnisse aus dem November 2005 zeigen eine Abschwächung des Tiefenstroms, der das abgekühlte Wasser vom Norden wieder Richtung Äquator zurückführt um 30% im Vergleich zum Zustand vor vor fünfzig Jahren.
Gemessen wurde bei 25° nördl. Breite zwischen den Bahamas und den Kanarischen Inseln. Da bei Messungen im Jahr 1998 noch keine deutliche Veränderung gegenüber frühreren Messfahrten (1957, 1981, 1992) zu erkennen war, muss im Moment offen bleiben, was die Ursache des Schwundes von Tiefenwasser ist. Ob es sich hierbei um eine natürlich Schwankung handelt oder um ein erstes Zeichen, dass sich auch der oberflächennahe Warmwasserzustrom nach Norden verringert, ist unklar.

In einer auf vier Jahre angesetzten Messkampagne wurden 22 automatische Messbojen im Atlantik verankert, deren Daten Aufschluss darüber geben sollen, was sowohl in den Oberflächen-, als auch in den Tiefenströmungen geschieht.
Dr. Stewart Cunningham, der gerade von der Messfahrt zurückgekommen ist sagt: "Kontinuierliche Messungen könnten uns vor möglichen schnellen Klimaänderungen warnen. Was wir installiert haben, ist sozusagen ein Frühwarnsystem für den Atlantik."

Neue Vergleiche zwischen älteren und neueren Messungen lassen den vorläufigen Schluss zu, dass die weltweiten Strömungen natürlicher Weise massiven Schwankungen unterworfen sind, daher sind die beobachteten Abweichungen momentan kein Grund zur Sorge. Bis 2021 ergibt sich eine Abschwächung um etwa 15% in den letzten 100 Jahren. Ab einem Wert von über 40-45% dürfte die Strömung abbrechen.
Eine Studie aus 2022 spricht die derzeitige Abschwächung natürlichen Schwankungen zu.

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Temperaturveränderung weltweit bei Aussetzen des Nordatlantik-Stroms
(aus: http://www.clivar.org/)

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Nordatlantik-Strom
(aus: http://www.clivar.org/)

Ein Temperatursturz bei Aussetzen des Golftsroms geschähe natürlich nicht innerhalb weniger Tage, eher dürfte es sich um einen Prozess von nur einigen Jahren handeln. Wie unser Klima dann tatsächlich aussieht, ist aber noch unklar, wird es besonders im Winter kälter und bleiben die Sommer warm, oder kühlt Mitteleuropa gleichmäßig ab?

Hart treffen dürfte ein Versiegen des Golfstroms unter anderem alle Gebiete in der Umgebung des Nordatlantik. Sind etwa in Teilen der Skandinavischen Halbinsel die Wintertemperaturen durch den Nordatlantikstrom um über 10°C höher als sie es der Breitenlage nach sein dürften, so würde dort ein Temperatursturz ungeahnten Ausmaßes einsetzen.

Welche weiteren Folgen ein Aussetzen des weltumspannenden Warmwasserförderbandes, dem der Golfstrom als nördlichster Ausläufer angehört, noch haben könnte, ist eher ungewiss. Es gibt aber Hinweise, dass zum Beispiel in den Monsungebieten Afrikas und Asiens die Menge der Niederschläge so deutlich zurück gehen könnte, dass Dürren und folgende Missernten Milliarden Menschen treffen könnten (Alley).

Beim vollständigen Aussetzen dieses Wasseraustauschsystems würden die Tropen wohl um ein bis drei Grad wärmer, der Norden entsprechend kühler.

Übrigens: werden die tropischen Meere entlang des Äquators noch wärmer als es heute bereits der Fall ist, so nimmt die Häufigkeit von Hurrikans deutlich zu.

Mehr Infos:

Quellen:

  • Alley, Richard B.: Das sprunghafte Klima.www.dkrz.de (Deutsches Klimarechenzentrum)
  • IPCC
  • http://www.noc.soton.ac.uk/ (National Oceanography Centre, Southampton, Pressemeldung vom 01.12.05))
  • Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (Meldung vom 30.11.05, nach: BrydenH., LongwortH. & CunninghamS. Nature, 438. 665 - 657 (2005))
  • daswetter.com, klimareporter.de

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