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Das Ruhrgebiet im Umbruch – Strukturwandel einer Region

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Gasometer Oberhausen: der daneben liegende Teich friert im Winter schnell zu und wird gerne als Eislauffläche genutzt.
(RVR/Stiftung Industriedenkmalpflege/Manfred Vollmer)

Auf dem Gasometer – oder: Strukturwandel auf einen Blick
Die Aussicht auf Oberhausen von einer der schönsten „Industriekathedralen“ des Ruhrgebiets kann in der Tat faszinieren: An kaum einer anderen Stelle des Reviers lassen sich auf einen Blick so deutlich die Veränderungen erkennen, die das Erscheinungsbild von Europas größtem Ballungsraum mit rund 5,3 Millionen Einwohnern in den vergangenen Jahren genommen hat.
Man sieht das Centro, Europas größtes Einkaufs- und Freizeitzentrum, auf dessen Gelände noch zu Beginn der 1990er Jahre ein Stahlwerk gestanden hat; und im Norden zeigen sich die Parkanlagen der Landesgartenschau von 1999 – das Gelände der ehemaligen Kohlenzeche Osterfeld.
Schließlich der Gasometer selbst: Einst ein Großspeicher für Kokereigas, ist das 1929 errichtete, 117 Meter hohe Bauwerk jetzt die europaweit wohl ungewöhnlichste Ausstellungshalle, die auch die internationale Künstlerszene begeistert. Unter anderem inszenierten die beiden Verhüllungskünstler Christo und Jean Claude hier ihr Projekt „The Wall“.
Damit finden sich im Gebiet um den Gasometer gleich mehrere bedeutende Beispiele für den seit rund vier Jahrzehnten ablaufenden Strukturwandel im Ruhrgebiet. Viele der alten Stätten der Montanindustrie wurden sowohl zu Dienstleistungszentren wie auch zu Kultur- und Erholungslandschaften „umgebaut“. Ihre neue Nutzung beflügelt zugleich Kultur und Tourismus und macht neugierig auf den „Ruhrpott“, der freilich längst keiner mehr ist und wo die Luft inzwischen so sauber ist wie anderswo in Deutschland auch.
Doch der langsame Abschied des Ruhrgebiets von der rund 150 Jahre währenden Dominanz der Montanindustrie ist weit mehr: Neue und moderne Branchen wie vor allem Informationstechnologie, Medizin, Logistik sowie Energie- und Wasserwirtschaft bestimmen jetzt die wirtschaftliche Ausrichtung des Reviers – und das weitgehend unbemerkt vom Rest der Republik, wo sich das Klischee vom „Pott“ noch immer wacker hält. Gleichwohl spielen Kohle und Stahl weiterhin eine wichtige, wenn auch nur noch untergeordnete Rolle.

Das Verschwinden der Kumpel – Strukturwandel in Zahlen
Ein Blick auf die Beschäftigtenzahlen zeigt, wie stark das Ruhrgebiet seit dem Mitte der 1960er Jahre begonnenen Rückzug der Montanindustrie vom Strukturwandel durchgerüttelt worden ist.
Hatte der Bergbau 1957 noch mehr als 470 000 Beschäftigte, waren es 2004 noch 39.000. Und von den ehemals 141 Zechen, die seinerzeit Steinkohle förderten, sind heute nur noch sieben in Betrieb – bis 2010 sollen im Rahmen der kohlepolitischen Vereinbarungen drei davon ebenfalls ihren Betrieb einstellen.
Die Zahl der Beschäftigten in der Stahlindustrie ging im gleichen Zeitraum von mehr als 300.000 auf rund 57.300 zurück.
Seit Mitte der 1980er Jahre arbeiten mehr Menschen in Dienstleistungsberufen als im produzierenden Gewerbe. Heute stehen rund 1,4 Millionen Beschäftigten im Dienstleistungssektor noch knapp 700.000 in der Industrie gegenüber. Zur beschäftigungsstärksten Branche ist inzwischen das Gesundheitswesen mit rund 280.000 Arbeitsplätzen geworden.
Das Wachstum des Dienstleistungssektors konnte aber den Verlust von rund 445.000 Arbeitsplätzen, die im Produzierenden Gewerbe allein seit 1976 verloren gegangen sind, bis heute nicht auffangen. Noch immer ist daher die Arbeitslosenquote im Ruhrgebiet im Vergleich zum Rest von Nordrhein-Westfalen im Schnitt um rund drei Prozentpunkte höher.
(Stand Mai 2005: Ruhrgebiet 15 Prozent, NRW 11,8 Prozent, Deutschland 11,6 Prozent)

Aufbruch aus der Krise – Bewältigung des Strukturwandels
Seit den 1970er Jahren wurde die Hochschullandschaft im Revier kontinuierlich ausgebaut. Heute gehört das Ruhrgebiet mit fünf Universitäten, neun Fachhochschulen und der Essener Folkwang-Hochschule für Musik, Theater und Tanz zu Deutschlands leistungsfähigsten Forschungs- und Ausbildungslandschaften – und beheimatet in Witten/Herdecke Deutschlands erste Privatuniversität.
Qualifizierte Hochschulabsolventen sowie Forschung und Entwicklung als Ideenlieferanten für neue Produkte, Werkstoffe und Produktionsverfahren trieben und treiben den Strukturwandel voran.
Zusätzliche Impulse kamen seit den 1980er Jahren durch die Einrichtung von Technologie- und Gründerzentren. Ihre Aufgabe ist es, jungen Firmen durch Beratung und Raumangebote die Startphase zu erleichtern. Heute beherbergen etwa 30 Technologiezentren mehr als 600 technologieorientierte Unternehmen. Als deutschlandweit führend gilt das Technologiezentrum Dortmund an der dortigen Universität mit den Schwerpunkten Biomedizin, Umwelttechnologie und Maschinenbau.

Hightech statt Kohle – Dortmund als Beispiel für den Wandel
Während man vom Gasometer Oberhausen wichtige äußere Zeichen des Strukturwandels gut auf einen Blick erkennen kann, hat sich u.a. Dortmund einen Ruf als erfolgreiches Beispiel für die wirtschaftliche Neuorientierung der Region hin zu völlig montanfremden Branchen erworben. In der mit rund 592.000 Einwohnern noch leicht vor Essen bevölkerungsreichsten Stadt des Ruhrgebiets läuft der Strukturwandel besonders konzentriert ab.
Dortmund beheimatete einst mit Kohle, Stahl und Bier gleich ein „klassisches“ Branchen-Dreigestirn der Montanzeit. Inzwischen sind Stahl und Kohle Vergangenheit, und von ehemals elf Brauereien sind lediglich zwei Braustätten mit gerade noch rund 600 Beschäftigten übrig geblieben.
Stattdessen sind nun Hightech mit den Schwerpunkten Informationstechnologie (IT) und Mikrotechnik sowie auch Logistik zu den wichtigsten neuen Wirtschaftszweigen der Stadt aufgestiegen.
Antreiber dieser Entwicklung war und ist der Technologiepark Dortmund, der 1985 auf einer Fläche von 35 Hektar in unmittelbarer Nachbarschaft zur Universität entstanden ist.
In dem Park sowie in dem dazu gehörenden Technologiezentrum, das der Hochschule angegliedert ist,
haben sich bereits über 225 Branchenfirmen angesiedelt, die mehr als 12.000 Mitarbeiter beschäftigen. Und der Nachschub an Ideen ist auch für die Zukunft gesichert. Denn mit mehr als 6000 Studierenden ist die Universität Dortmund der größte deutsche Informatik-Standort.

Quelle:
Auszüge aus: PRESSESTELLE Regionalverband Ruhr (Autor: Frank Brettschneider): Das Ruhrgebiet im Umbruch – Strukturwandel einer Region. PRESSEINFORMATION Hintergrundinfos für Redaktionen.

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