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Die geographischen Seiten des TLG

Unbekannte Tiefsee

Lebensraum Tiefsee
Bis ins 19. Jahrundert hinein dachte man, die tieferen Meeresbereiche seien lebensfeindlich. Tiefer als 200 Meter, dem Bereich des Schelfs scheint kein Sonnenlicht, wie also sollte in einer solchen Tiefe etwas leben können?
1872 zeigten Fänge des britischen Forschungsschiffs Challenger, dass auch die Tiefsee voller Leben ist. Aber erst 1960 waren die ersten Menschen am tiefsten Punkt der Weltmeere, auf 11034 Metern Tiefe im Mariannengraben im Pazifik.
Bis heute ist allzu wenig bekannt, die Planeten des Sonnensystems sind zum Teil besser erforscht, als die Unterwasserwelt, mehr Menschen waren bisher im All, als in der Tiefsee.

In die Tiefe leben Bakterien und von ihnen abhängige weitere Lebewesen von der Chemosynthese (nicht der Photosynthese), der Umwandlung von Schwefel oder anderen Stoffen in Energie. Ganze große Nahrungsketten in der Tiefsee hängen von diesen seltsamen Bakterien ab. Die Stoffe für die Chemosysthese erhalten die Lebewesen aus den in der Tiefsee aus heißen Quellen austretenden Substanzen. Die schwarzen Raucher (black smokers), die es überall an den Mittelozeanischen Rücken gibt, sind also extrem dicht besiedelte Bereiche.

 

Schwämme - Wunder der Tiefe
Schon einmal über Schwämme nachgedacht?
Biosilkate aus Schwämmen eröffnen die Möglichkeit, biologische Implantate zu erzeugen, unter anderem auch für den Ersatz von Knochen, ... Schwämme können als eine der wenigen Tierarten ein nicht organisches Material, eine Art Bioglas, mit biologischen Mitteln in ihrem Körper herstellen.
Irgendwann werden wohl Forscher auch Biochips aus den Biosilikaten als mögliche Implantate zum Ersatz von zerstörten Nervenzellen entwickeln.

Schwämme sind zudem auch Meister der Abwehr von giftigen Stoffen und Angriffen von fremden Kleinstlebewesen. Schließlich filtern Schwämme täglich viele hundert Liter Meerwasser nach Nahrung. In diesem Wasser befinden sich natürlich auch Tiere, die ihrerseits versuchen den Schwamm anzugreifen. Daher müssen Schwämme ein außergewöhnlich starkes Immunsystem besitzen.

Auch stimmt ein ungewöhnlich großer Teil des Erbguts von Schwämmen mit dem Erbgut von Menschen überein, so dass aus Versuchen mit Schwämmen gewonnene Ergebnisse teilweise direkt auf den Menschen übertragbar sind. Schwämme besitzen übrigens mehr Gene als der Mensch, damit können sie sich besonders gut gegen die vielfältigsten Einflüsse von außen schützen.

Ein Wirkstoff, der bereits aus Schwämmen entwickelt wurde, ist ein Medikament gegen den Herpes-Virus. Viele neuartige Wirkstoffe sind derzeit in der Erprobungsphase.
Es gibt ca. 60.000 Schwammarten auf der Welt, damit besteht ein gewaltiger Pool an noch nicht erforschten Möglichkeiten.

Plankton - das Immunsystem aus dem Meer
Alles Leben entstammt dem Meer, das heißt, auch der Mensch. Damit sind unter anderem auch Lebewesen des Planktons als Modelle für die menschliche Immunabwehr denkbar. Auch hier wird intensiv geforscht.

Methanhydrate - Energie aus der Tiefe, Gefahr aus der Tiefe
Weißes Gold wird es genannt, der Energielieferant der Zukunft. Methanhydrat das Forscher bisher an die Oberfläche holen, löst sich dort schnell auf, weil die Kälte und der Druck in der Tiefe das Methan stabil und fest halten, es an der Oberfläche aber geradezu augenblicklich zu verdampfen beginnt.

Trotzdem könnten eventuell einmal in großem Maßstab geförderte Methanhydrate die schwindenden Erdölvorräte ersetzen.

Die derzeit stattfindende Klimaveränderung wirkt sich erst über viele hunderte von Jahren auf das Meer aus. Das bedeutet auch, dass über hunderte von Jahren der Meeresspiegel steigen wird, auch wenn wir jetzt den Kohlendioxidausstoß auf ein vorindustrielles Maß senken würde. Und die Erwärmung der Tiefsee wird sich ebenso über hunderte von Jahren vollziehen.

Bei höheren Tiefseetemperaturen wird das Methanhydrat instabil werden, an manchen Stellen auch schlagartig gasförmig. Dabei könnten gewaltige Gasausbrüche die Weltmeere heimsuchen und solche Methan"explosionen" zu riesigen Unterwasserbergrutschen führen. Abbrechende Quadratkilometer große Bereiche in Unterwassercanyons würden wohl außergewöhnlich große Tsunamis auslösen.

Manganknollen - Rohstoffe aus der Tiefe
2 Milliarden Tonnen mangan-, kupfer- und zinkhaltige Klumpen lagern wohl am Meeresboden. Der Aufwand aber für die Förderung gilt im Moment als viel zu hoch, um noch rentabel zu sein.

Manganknollen entstehen wohl durch den Einfluss von Bakterien oder noch kleineren Lebensformen über hunderte und tausende von Jahren in bestimmten Regionen der Tiefsee.

Manganknollen liegen überall an ihren Entstehungsorten auf sehr weichem Boden auf. Würde man diese Knollen, wie bisher geplant, mit einer Art Staubsauger aufsaugen, würden nicht nur der direkte Abbaubereich völlig zerstört, es würden auch gewaltige Schlammfahnen durch die Tiefsee ziehen und wahrscheinlich über tausende von Quadratkilometern alles Leben am Boden ersticken.

Das Meer als Ort um Treibhausgase zu speichern
Kälte, Druck und Dunkelheit - das ist die Tiefsee. Damit ist sie ein denkbarer Ort, um Gase aus der Atmosphäre zu lagern, die dort flüssig oder gar fest werden. Kohlendioxid aus der Erdatmosphäre soll eventuell endgelagert werden, entweder am Meeresboden oder in Tiefseesedimenten.
Direkt am Meeresboden scheint es sich aber in größeren Tropfen unkontrolliert überall hin zu bewegen. Zudem tötet es alles Bodenleben ab.
Könnte man es aber mehrere hundert Meter tief in Meeressedimente einspritzen, würde es dort fest werden, vielleicht auch gefrieren und könnte nicht mehr entweichen.
Tektonisch aktive Regionen sollte man aber dafür nicht aussuchen!

Methan in der Tiefsee zu speichern wäre allerdings keine gute Idee. Da die Klimaerwärmung kommt, werden auch die Meerestemperaturen steigen. Sollte sich die Tiefsee um drei Grad Celsius erwärmen, würde alles am Meeresboden befindliche Methan gasförmig werden und aufsteigen und in die Atmosphäre entweichen. Daher ist die Tiefsee langfristig gesehen kein Ort, um Methan sicher zu speichern.

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