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Agroforstwirtschaft - Landwirtschaft naturnah, aber nicht natürlich

Agroforstwirtschaft lässt zwischen den anzubauenden Produkten Reihen von Bäumen wachsen, die den Boden schützen, einen natürlicheren Stockwerksaufbau imitieren und damit in den zentralen tropischen Regionen mit Regenwaldvegetation deutliche Vorteile gegenüber üblicher landwirtschaftlicher Nutzung hat.
So liegt der Ertrag pro Flächeneinheit etwa doppelt so hoch wie beim Brandrodungswanderfeldbau (ernährt maximal 20-30 E./Quadratkilometer), unter Erhaltung der Fruchtbarkeit und von Teilen des vorhandenen Ökosystems.
Gegenüber artenarmer Plantagenwirtschaft, die zu Bodenzerstörung durch Wassererosion führt, wird die Bodenfruchtbarkeit erhalten, allerdings liegt der Ertrag niedriger, bleibt aber auf Dauer auf diesem Niveau, wohingegen er bei der Plantagenwirtschaft stetig sinkt.

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Honduras: Im Schatten von Bäumen gedeihen Kaffeesträucher deutlich besser
(© Trees for the future)

Bäume in Agroforstsystemen können leichter als im Regenwald eingeschlagen werden und beim Einschlag wird der Boden und der Abtransportweg weniger geschädigt. Zudem wird hier sofort nachgepflanzt, eine erosionsanfällige Lücke entsteht nicht. Die Bäume wachsen durch die günstige Wachstumsbedingungen (Abstand, Licht, ...) deutlich gerader und mit gleichmäßigerer Maserung, was beim Verkauf höhere Erlöse bringt. Möglich ist es auch fruchttragende Bäume zu pflanzen, sodass ein weiterer Zusatznutzen entsteht.

Nach Untersuchungen der Georg-August-Universität Göttingen und der University of Oxford (Großbritannien) lassen Agroforstsysteme Teile der natürlichen Ökosysteme bestehen und bieten somit besonders Nützlingen Rückzugsflächen, die wertvoll sind für Landwirte.
"Viele arme Bauern [...] sind abhängig von den kostenlosen ,Dienstleistungen' der Bienen und Wespen für Bestäubung und Schädlingskontrolle. Die Vernichtung der Regenwälder und das Aussterben nützlicher Insekten bedroht auch die landwirtschaftliche Produktion", betont Prof. Tscharntke von der Uni Göttingen. "Der Kaffeeanbau in Agroforstsystemen zeigt, dass eine Verknüpfung von landwirtschaftlicher Produktion und Naturschutz möglich ist", ist seine Schlussfolgerung.

Trotzdem können Agroforstsysteme den natürlichen Regenwald mit seinem gewaltigen Artenreichtum als Ökosystem nicht ersetzen, wichtig wäre eher ein Umbau der Plantagenwirtschaft in Agroforstsysteme.

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Senegal 2010: Training für eine Dorfgemeinschaft zum Thema Agroforstsystem
(© Trees for the future)

Da Agroforstsysteme aber nicht so absatzoptimiert wie beim Anbau in einer Plantage und damit wenig weltmarkttauglich sind, werden sie derzeit nur in kleinem Stil von Entwicklungshilfeorganisationen in bäuerlichen Kooperativen gefördert. Die vielfältigen landwirtschaftlichen Produkte eines Agroforstbetriebs eignen sich mehr für die Erzeugung für den Eigenbedarf (Subsistenzwirtschaft) oder die Versorgung von nahen Märkten, als für den Weltmarkt, wo große, preisgünstige Produktmengen (cash crops) nachgefragt werden. Der hohe Personalaufwand für die Pflege und Anzucht der unterschiedlichen Pflanzen lässt zusätzlich die Produktpreise steigen. Zudem kann der Zusatzgewinn aus dem Anpflanzen von Bäumen erst nach Jahrzehnten geerntet werden und ist damit ebenfalls kein Anreiz für monokulturell wirtschaftende Plantagenbesitzer, ihre Produktion umzustellen.

Quellen:

  • Pressemitteilung Uni Göttingen 11.Januar 2007
  • http://www.worldagroforestry.org

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