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Westland - Land unter Glas
Intensivlandwirtschaft in den Niederlanden

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Westland: über 50% der Anbaufläche liegt hier unter Glas (Luftbild mit freundlicher Genehmigung von eolser© )

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Westland erscheint auf dem Satellitenbild grau-weiß, im Gegensatz zu grau-braunen Städten oder grünen Acker- oder Waldgebieten. Das liegt daran, dass die Glasdächer der Gewächshäuser Sonnenlicht reflektieren und das Bild an der betreffenden Stelle weiß wird. Man kann die Fläche der Glashauskulturen erahnen. (earthobservatory.nasa.gov/STM)

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Schnittblumenanbau im Freiland findet ebenso in großem Stil statt, in Monokultur, also mit einer Pflanzenart auf großer Fläche (STM/hemera 2006).

Auszüge aus einem Interview einer niederländischen Tageszeitung mit Peer Nielsbruk, einem Landwirt aus Westland:

Herr Nielsbruk, Sie leiten erfolgreich einen landwirtschaftlichen Betrieb in der Region Westland. Welche Produkte bauen Sie an?

Nun, in der Hauptsache produzieren meine Mitarbeiter und meine Familie Paprika und Tomaten in unseren Gewächshäusern.

Umweltschützer fordern eine Einschränkung der Glashauskulturen. Was sagen Sie dazu?

Ich kenne schon alle Argumente gegen die Gewächshäuser, den Energie- und Wasserverbrauch, das Abwasserproblem, ... Aber wir müssen ja schließlich auch unseren Lebensunterhalt verdienen. Und verdienen kann man heutzutage nur mit möglichst intensivem Gartenbau. Wir sind auch einer massiven Konkurrenz aus Spanien ausgesetzt. Wenn wir auf Freilandanbau umstellen würden, könnten wir in keinem Fall Tomaten oder Paprika pflanzen, und schon gar nicht im Winterhalbjahr. Dafür sind die klimatischen Bedingungen in den Niederlanden nicht geeignet. Die Verbraucher in Europa und gerade auch unsere Nachbarländer wollen aber frisches Gemüse im Herbst und Winter. Wenn wir in unseren beheizten und mit zusätzlicher Beleuchtung versehenen Glashäusern im Winter frische Ware erzeugen, fallen doch zumindest die langen Transportwege aus Spanien weg.

Sie haben schon den Energieaufwand angesprochen. Fast 10% des niederländischen Erdgasverbrauchs wird für die Beheizung der Gewächshäuser verbraucht.

Ja, an diesem Problem arbeiten Spezialisten schon länger. Inzwischen gibt es spezielles Isolierglas, das den Energieverbrauch deutlich senken wird. Natürlich bleibt dann noch das Problem der elektrischen Energie für die Zusatzbeleuchtung. Paprika und Tomaten benötigen ja viel Licht für ihr Wachstum. Auch hier hat die Forschung sparsamere Lampen entwickelt.
Ich möchte aber auch betonen, dass wir durch andauernde Überwachung mit Temperatur- und Feuchtigkeitsmessgeräten, modernster Computertechnologie und durch den Einsatz von Fressfeinden gegen die Schädlinge seit Jahren nur noch sehr wenig Schädlingsbekämpfungsmittel einsetzen müssen. Immer, wenn viele gleiche Pflanzen in großer Zahl nahe beieinander wachsen, sind Schädlinge ein Problem! Unser System ist ein deutlicher Vorteil für den Konsumenten. In Spanien werden meist immer noch Pestizide direkt dem Wasser bei der Bewässerung zugegeben. Auch vorbeugend. Die sind dann in den Tomaten!

Wie sieht es denn mit dem Abwasser aus?

Vor Jahren war hier die Problematik viel größer. Da musste der Boden immer wieder kräftig gewässert werden, dass überschüssige Nährstoffe und Schadstoffe ausgespült werden. Sonst hätten sie sich im Boden angereichert und den Boden versalzt. Das können Sie heute noch in Spanien beobachten. Damals war das Abwasser bei uns sehr stark mit Schadstoffen belastet, die dann ins Meer gelangt sind.
Moderne niederländische Betriebe haben viel Geld investiert und betreiben beinahe geschlossene Systeme, in denen die Pflanzen in Hydrokultur statt in Erde wachsen. Die Jungpflanzen werden in ein Granulat gesetzt und die Wurzeln wachsen im Gießwasser, das gedüngt ist. So produzieren wir nicht mehr so viel Abwasser, bei gleichzeitig immer größeren Erntemengen pro Quadratmeter Gewächshausfläche.

Gibt es eigentlich einen Geschacksunterschied zwischen Pflanzen, die in Erde wachsen und Pflanzen, die wie in der Glashauskultur üblich, in Hydrokultur gezogen werden?

Nein, einen Unterschied kann man höchstens zu Freilandgemüse schmecken. Sie können ja gerne eine spanische Wintertomate, die in Plastikgewächshäusern oder meist in Folientunneln in Erde gewachsen ist mit einer niederländischen vergleichen. Was übrigens auch für unsere Gewächshäuser spricht, sie können immer wieder verwendet werden, Folientunnel wie in Spanien oder Griechenland müssen nach Gebrauch weggeworfen werden, Das ist eine Unmenge an Abfall!

Herr Nielsbruk, vielen Dank für das Gespräch.

Aufgaben:

Bearbeite zu diesem Text das Arbeitsblatt "Intensivlandwirtschaft in den Niederlanden".

Überprüfe dann die Aussagen von Peer Nielsbruk zu den klimatischen Bedingungen in den Niederlanden und Spanien an Hand der beiden Klimatabellen.

Valencia, Spanien

 

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10.5

16.9

 

DeBilt, Niederlande

 

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3.2

9.3

Zeichne zuerst zu beiden Klimatabellen ein Klimadiagramm, werte dann beide Diagramme aus und vergleiche anschließend die Ergebnisse mit den Aussagen von Peer Nielsbruk im Interview (Arbeitsblatt "Landwirtschaft in Spanien und den Niederlanden").

Quiz zur selbstständigen Kontrolle der Ergebnisse zu beiden Arbeitsblättern: -> hier klicken!

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Von Sao Filipe ...

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