Vor El Hierro brodelt es - Vulkanismus an den Kanarischen Inseln
Oktober 2011 - Nov./Dez. 2011 - Jan. 2012 - Feb./Mrz. 2012
Video von INVOLCAN vom 31.01.2012
Im Hintergrund das zeitweise evakuierte Restinga
(17.11. INVOLCAN, Rolloverbild 05.11.)
Satellitenbild El Hierro und die westlichen Inseln der Kanaren (Bild: NASA)
Der neu entstehende Vulkan hat Ende Oktober 2011 ein untermeerisches Tal ausgefüllt und einen Basisdurchmesser von etwa 700 Metern. Er liegt ca. 2500 Meter vor der Küste in 300 Metern Wassertiefe und ist zu diesem Zeitpunkt etwa 100 Meter hoch. (Abbildung: Istituto Espanol de Oceanografia)
Innerhalb von nur vier Tagen zwischen 24.10. und 28.10. bildete sich der Vulkankegel deutlicher aus, an Hand der Veränderung der Konturen des Lavastroms (braun) errechneten die Wissenschaftler, dass vom neuen Vulkan innerhalb von nur 4 Tagen 5,5 Millionen Kubikmeter Material ausgestoßen wurden. (Abb.: Istituto Espanol de Oceanografia)
In dieser Grafik von Anfang November wird die Menge an ausgestoßener Lava deutlich, neben dem weiter wachsenden Vulkankegel (Basisdurchmesser ca. 700m) wird Material angehoben. Zwischen dem Cono, also dem inzwischen mächtig angewachsenen ursprünglichen Vulkankrater und dem Bereich mit dem angehobenen Material hat sich am 24.11. eine neue Austrittsöffnung gebildet.
(Abb.: Istituto Espanol de Oceanografia)
Hunderte Küstenanwohner wurden zeitweise sicherheitshalber evakuiert und der neu entstehende Vulkan hat sich bis zum 15.11. bis etwa 160 Meter unter die Wasseroberfläche erhoben, sodass erstes Material aus dem Wasser geschleudert wurde und ausgasende Lavabrocken an der Wasseroberfläche erschienen.
Ausgasende Lava- und Bimsbrocken weisen auf explosiven Vulkanismus hin
Die Wassertemperatur über dem Vulkanschlot ist deutlich erhöht (09.11.,INVULCAN)
Gas- und Auswurfmaterial steigen immer wieder in unregelmäßigen Schüben an die Oberfläche
Die Wolke aus untermeerischem Auswurfmaterial trübt kilometerweit das Meer, die austretenden Gase töten alles maritime Leben ab, lässt die Ausbruchstätigkeit nach, finden sich vor Restinga sofort wieder Fische.
Die Wassertemperatur ist zeitweise nicht mehr punktförmig, sondern großflächiger erhöht. Da es sich hier eher um Spaltenausbrüche mit immer neuen Ausbruchsbereichen handelt, ist das auch wenig verwunderlich.
In der Nacht vom 10.11. auf den 11.11.11 tritt mit einer Stärke von 4,6 das bisher stärkste Beben auf. Die Bebenzentren entfernen sich seit einigen Wochen von dem Vulkan vor La Restinga (südl. Ende der Linie) auf die nördliche Seite der Insel.
3D-Animation aller Erdbebenherde bis zum 24.11.2011: der erste Bebenherd lag unter dem Zentrum der Insel, verschob sich dann zum untermeerischen Vulkan vor Restingua, um dann tief unter dem Golfo eine neue Magmakammer (?) vorzubereiten. (AVCAN)
Wahrscheinlich gibt es eine langgestreckte Magmakammer unter der El Golfo-Bucht, die die bis zu drei zeitweise aktiven Ausbruchsöffnungen versorgt. Mit einem Ausbruch auf der nordwestlichen Seite der Insel El Hierro, in der El Golfo-Bucht, muss je nach Entwicklung der Lage gerechnet werden. Dort hat sich der Boden um einige Zentimeter gehoben. Die halbmondförmige El Golfo-Bucht entstand beim Einbruch des El Golfo-Vulkans vor ca. 130.000 Jahren.
Am 23.11 geht im unteren roten Balken der Vulkantremor innerhalb kürzester Zeit stark zurück, ein Hinweis auf eine Veränderung (Abschwächung) der Magmaströme. Kaum einen Tag später stabilisierte sich ein unruhiger, aberkräftiger Tremor wieder (IGN).
Die Zahl stärkerer Beben (über 3) schwankt stark, seit Januar gibt es keine mehr. Der sog. Vulkantremor, eine Art Grundrauschen von Beben, das durch Magmabewegungen ausgelöst wird, ist am 17.11. kurzfristig abrupt abgesunken. Der Förderschlot, in dem die Magma aufsteigt, könnte zu diesem Zeitpunkt verstopft worden sein. Eine etwa dreihundert Meter weiter südlich liegende neue Ausbruchsstelle trat wenige Tage später auf.
Gut sichtbar: die zwei Ausbruchsstellen; im Vordergrund El Hierro mit La Restinga
(INVOLCAN)
Phasen mit geringer an der Oberfläche des Meeres sichtbarer Aktivität wechseln mit heftigeren Eruptionen ab, bei denen auch größere Mengen ausgasendes Material an der Wasseroberfläche schwimmt, wie am 27.11.2011. Die Erdbebenaktivität ist bis Mitte Dezember 2011 auf nahezu null gesunken. Die untermeerischen Öffnungen sind mit unterschiedlicher Intensität weiter aktiv.
Inzwischen liegt der Materialauswurf bei etwa 145 Millionen Kubikmetern (19.1.2012), davon im Vulkankegel selber etwa 55 Millionen Kubikmeter. Der zuvor (s.o.) neben dem Kegel sichtbare Block ist inzwischen teils eingebrochen, teils unter dem neu hinzugekommenen Material verschwunden. Man beachte hierzu die Ränder des untermeerischen Tals neben dem Vulkankegel!
(Abb.: Istituto Espanol de Oceanografia)
Geht man davon aus, dass täglich 1-2 Millionen Kubikmeter Material ausgestoßen werden, wie es Ende Oktober der Fall war, so ergibt das einen Materialwürfel von etwa 100 x 100 x 100 Metern. Diese Lavamenge verteilt sich aber hangabwärts (s.o.) auf eine Fläche von inzwischen mindestens 4-5 Kilometern Länge und teils weit über einem Kilometer Breite. Daher bleibt der Höhenzuwachs insgesamt eher schmal, höchstens 0,5 - 1 Meter am Tag. In sechs Wochen seit der Tiefenmessung Mitte November hat sich die Vulkanspitze im Januar 2012 bis auf etwa 130 Meter unter die Oberfläche vorgearbeitet.
NNW-Schnitt durch den Vulkankegel und den Meeresboden (Fondo). Auch Emissionen von Vulkangasen sind sichtbar. (Abb.: Istituto Espanol de Oceanografia)
Ende Februar 2012 liegt die Spitze des Vulkanes in nur noch 88 m unter der Wasseroberfläche. Gleichzeitig lässt die Aktivität merklich nach, tagelang gibt es keinerlei auf dem Meer sichtbare Verfärbungen mehr und kaum Beben. Die zuständigen Behörden erklären schließlich den Ausbruch für beeendet. Am 13. März erscheint aber der Fleck über dem Vulkankegel zeitweise wieder. Selbst bei deutlich ansteigender Aktivität ist aber ein Anwachsen über die Wasseroberfläche derzeit nicht zu erwarten es gibt nur einen minimalen Tremor, d.h. es fließt offenbar kaum Magma zwischen der Magmakammer und der Ausbruchsstelle. Allerdings sollte sich ab einer Entfernung von nur noch 100 m unter der Oberfläche das Ausbruchsmuster hin zu explosiven Oberflächenereignissen hin verschieben, falls das Ausbruchsgeschehen merklich reaktiviert wird..
Inwischen gibt es nur noch eine zentrale Ausbruchsstelle: die Farbe ist von grün auf braun gewechselt, mehr feste Bestandteile gelangen offenbar an die Oberfläche. (©INVOLCAN, 30.01.2012)
Die Webcams wurden deaktiviert:
Was man manchmal auf der Webcam sehen kann und wofür man ein Boot oder einen Hubschrauber benötigt: -> hier klicken!
Mehr Infos:
- http://elhierro1.blogspot.com/
(ein deutschsprachiger Blog, sehr aktuell, recht seriös, live von der Nachbarinsel) - http://www.ts-bochum.de/
(deutschsprachiger Blog) - http://www.ign.es/ign/resources/volcanologia/HIERRO.html
(Das Istituto Nacional Geografico, spanisch, viele wichtige Hintergrundinfos und Grafiken) - http://es-es.facebook.com/pages/INSTITUTO-VOLCANOL%C3%93GICO-DE-CANARIAS/134042953295772
(Instituto Volcanologico de Canarias (INVOLCAN), Bilder aktueller Befliegungen, ...; seltsamerweise auf Facebook, spanisch; Tipp: Texte im GoogleÜbersetzer übersetzen lassen und mit viel Phantasie, ...) - http://www.gobiernodecanarias.org/dgse/sismo_hierro.html
(Die Regierung der Kanaren, mit aktuellen Bildern, ...; spanisch)