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Naturgefahren - Vulkan gegen Menschen

Blick vom Pico Pequeno über die Caldera
Blick 2013 vom Pico Pequeno über die Caldera: die Spalte im Vordergrund ist der damals jüngste Ausbruchskrater von 1995, der dunkle Lavastrom im Bild links entstand bei diesem Ausbruch. Die Orte rechts im Hintergrund sind jetzt betroffen. (STM/geolinde)

Als am 23.11.2014 der kleine Pico de Pequeno, ein Nebenkrater des Hauptvulkans Pico de Fogo, das erste Mal seit 1995 eher überraschend wieder ausbricht, ahnt noch niemand, dass die Zerstörungen in den folgenden Tagen immens sein werden.


Wenige Tage zuvor steht die Vulkanampel noch auf grün!
(STM/geolinde)

Mit gewaltigem Zischen und Fauchen schießen Lavafontänen in den Himmel, der Aubruch nimmt Fahrt auf, bereits am ersten Tag wird die einzige Zufahrtsstraße in die Caldera von der Lava überrollt. Per Bagger und Bulldozzer bauen Hilfskräfte am nicht betroffenen Rand der Caldera eine Hilfsstraße aus Sand - die Evakuierung von über 1000 Menschen aus den kleinen, landwirtschaftlich geprägten Dörfern in einer der fruchtbarsten Regionen der Insel Fogo beginnt.

(Christian Fu Mueller; CC BY 2.0 DE (Namensnennung 2.0 Deutschland))

Am nächsten Tag ist auch die Sandstraße von der Lava überdeckt, die sich anfangs mit über 20 Metern in der Stunde, dann langsamer als bis zu 5 Meter hoher Gesteinswall durch die Caldera wälzt. Nichts kann gegen sie ausgerichtet werden, was in ihrem Weg liegt wird zerdrückt, verbrannt, verschwindet für immer unter ihr. Zwei Lavaströme ergießen sich in die Caldera.

Lavaströme in der CalderaIn thermischem Infrarot sieht der Satellit Landsat 8 am 24.11. zwei Lavaströme in der Caldera
(Landsat 8-Bild von Peter Webley bearbeitet)

Eines der ersten Gebäude, das zerstört wird ist das erst Anfang 2014 eröffnete Nationalparkzentrum, das dem Tourismus in der Caldera zu einem weiteren Aufschwung verhelfen sollte. Die Bewohner der Ebene leben von Landwirtschaft und Tourismus, eine kleine Weinkooperative produziert auf dem fruchtbaren Vulkanboden sehr gute Tropfen, ein kleines Hotel mit hervorragendem Lokal ist Unterkunft für die Vulkanfans aus aller Welt, eine Grundschule sorgt für Bildung, eine Sanitätsstation und eine Kirche für das Wohlergehen der Einwohner. Auch einen kleinen Laden mit Caffebar und eine kleine Vinothek verbessern die finanzielle Lage schrittweise, ebenso die Einkünfte der Vulkanguides.

Glücklicher Weise kommt bei dem Ausbruch kein Mensch zu Schaden, die Evakuierung ist nach einem Tag so gut wie abgeschlossen, noch bevor die Lava nahezu nur noch den Weg zu Fuß über die Caldera offen lässt.

Evakuirung des Nationalparkzentrums - Lavastrom vor dem Nationalparkzentrum - Lavafront
(Theo Montrond; CC BY 2.0 DE (Namensnennung 2.0 Deutschland))

Wie es aber weiter gehen soll mit den Evakuierten - abgesehen von ihrer sofort tatkräftig organisierten Notunterbringung, die besonders in der Regenzeit nicht warten kann - das bleibt eine offene Frage.

Insgesamt werden etwa 60 Gebäude vollständig zerstört, darunter das Hotel, eine kleine Privatpension, die Grundschule, die Sanitätsstation, die Kirche, Teile der Weinkooperative. Auch ein Großteil der landwirtschaftlichen Fläche ist betroffen, viele kleine Gärten zur Selbstversorgung, aber auch viele Weinstöcke, ...
Die Wasserspeicher (Zisternen) sind durch den Eintrag von giftigen Stoffen aus dem Ausbruch unbenutzbar.

Am 4.Dezember scheint die Lava zum Stehen zu kommen, doch dann fließen große Mengen dünnflüssig nach. Die Zerstörungen weiten sich noch aus, neben dem Ort Portela ist nun auch Bangeira bedroht.

CalderaCaldera im Jahr 2009: Portela ist weitgehend zerstört, Bangeira ist massiv bedroht
(NASA)

Erste Hilfslieferungen aus Portugal landen an Bord einer Fregatte der portugiesischen Marine an: Atemmasken, Decken, Medikamente, ....

Der kapverdische Präsident besucht die Insel, man beginnt mit den Planungen für die Zukunft: ein Wiederaufbau der zerstörten Ortsteile erscheint  schwierig ob der Lavamassen. Nachgedacht wird über einen Neubau eines Ortes an anderer, etwas höher gelegener Stelle. Wo allerdings neue Ackerbauflächen für die Bevölkerung zu finden sein könnten, darüber wird man sich noch einige Gedanken machen müssen.

Nach dem Ausbruch stehen die Menschen vor dem Nichts, jahrelanges Sparen, jahrelange Anstrengungen, um einfache Einraum-Häuser bauen zu können und diese dann schrittweise zu erweitern, sind verloren.

Das Rote Kreuz und die kapverdische Zentralbank haben gemeinsam eine Hilfskonto eingerichtet, auf dem Spenden willkommen sind.

Name: SOS TCHAN 2014
Bank: Banco Caboverdiano de Negocios (BCN)
Konto: 5696870101
IBAN: CV64000400000569687010163
BIC: CANBCVCV

Fogo von Santiago ausZerstörerische Schönheit
(Christian Fu Mueller; CC BY 2.0 DE (Namensnennung 2.0 Deutschland))

Quellen:

  • Fogo News
  • Reisemagazin Kapverden
  • Volcano discovery
  • NASA erthobservatory

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