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Die geographischen Seiten des TLG

  • Niger - Hungersnot in einem Sahelstaat oder warum die internationale Gemeinschaft nicht eingriff

    Niger 2005 - Hungersnot in einem Sahelstaat oder warum die internationale Gemeinschaft nicht eingriff


    Westafrikanische Sahelländer: Cap Verde, Mauretannien, Senegal, Gambia, Guinea-Bissau, Mali, Burkina Faso, Niger, Tschad

    Die westafrikanischen Sahelländer gründeten nach der ersten großen Hungersnot 1973 einen ständigen zwischenstaatlichen Ausschuss zur Bekämpfung der Dürre im Sahel. Nach der zweiten großen Hungersnot 1984 wurden Hilfsvereinbarungen mit der UNO, der FAO, dem Welternährungsprogramm, der EU und der USA geschlossen und Frühwarnsysteme installiert, um auf Ernteausfälle gefasst zu sein.
    Daten über Niederschlagsmengen, Heuschreckenschwärme und den Zustand der Ernten werden über Satellitenbilder, Niederschlagsmessungen und Untersuchungen vor Ort erhoben. Damit sind frühzeitige Prognosen möglich.


    2003/2004 zeichneten diese Frühwarnsysteme die Entstehung von Heuschreckenschwärmen und Niederschlagsschwankungen auf, ein Ernteausfall von etwa 8% im Vergleich zum landesweiten Verbrauch wurde für den Niger vorhergesagt.

    Die Experten waren der Meinung, dass ein solcher Ernteausfall unbedenklich sei, weil er durch Importe aus den Nachbarländern leicht abgefedert werden könne. Der freie Markt, den die EU und die Weltbank als Voraussetzung für ihre Hilfe den Sahelländern verpflichtend auferlegt hatten, ließ keine Möglichkeit für ein Eingreifen des Niger in Bezug auf den Getreidepreis zu.

    Mitte 2005 kam es wider Erwarten im Niger und nur dort zu einer ernsten Lebensmittelkrise.

    Einige Nachbarländer schlossen ihre Grenzen für Lebensmittelausfuhren, um selber für einen Ernstfall gerüstet zu sein. Händler im südlich angrenzenden Nigeria wiederum zahlten höhere Preise für Getreide als sie im Niger gezahlt werden konnten, so dass nach dem einfachen Gesetz von Angebot und Nachfrage die Händler aus dem Niger ihre Ware an Weiterverkäufer aus Nigeria verkauften. Zudem gehören die meisten Händler im Grenzgebiet zwischen Niger und Nigeria zur selben Volksgruppe der Haoussa und pflegen sehr gute Verbindungen.

    Der Niger ist in drei Nutzungsbereiche geteilt: im Norden wird Viehzucht betrieben, im fruchtbaren Süden Getreideanbau (hauptsächlich Hirse) und in einem Übergangsbereich zwischen beiden Regionen liegt eine Mischnutzung vor. In der Mitte war durch Heuschreckenschwärme die Ernte nahezu vollkommen zerstört, nicht jedoch im Süden. Nun liegt die Hauptstadt Niamey im landwirtschaftlichen Süden und so erwartete in der Hauptstadt keiner der Verantwortlichen eine ernsthafte Krisensituation.

    Hinzu kommt, dass der fruchtbare Süden einen stetigen massiven Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen hat und von Getreideeinfuhren aus der Mitte angewiesen ist. Ein weiterer Punkt ist, dass in den Gebieten südlich von Zinder und Maradi die Böden inzwischen so übernutzt sind, dass Kleinbauern aufgeben, weil sie zu wenig ernten und ihre Ernte daher sofort verkaufen müssen und später zur Saatzeit von Händlern teurer Saatgut einkaufen müssen. Damit überschulden sich die Kleinbauern immer weiter. In dieser eigentlich fruchtbaren Region sinken daher die Erträge.

    Dazu kam 2005 eine gewisse Getreideknappheit in ganz Westafrika, so dass Getreide zum Spekulationsobjekt wurde. Wo die Händler gut verdienten, konnte sich die bereits teilweise verarmte Bevölkerung, etwa um das fruchtbare Gebiet von Zinder und Maradi herum, kein Getreide mehr kaufen. Hilfsorganisationen mussten dort viele mangelernährte Kinder ärztlich versorgen.

    Die Bilder der hungernden Kinder gingen schließlich um die Welt. Schnell wurde den Heuschrecken und der Dürre die Schuld gegeben.

    Hilfslieferungen setzten viele Monate zu spät ein, weil die Frühwarnsysteme versagten. Bekannter Maßen können kostenlose Getreidelieferungen den heimischen Markt komplett zerstören. Daher wurden auf Grund der Vorhersagen keine Hilfslieferungen ins Auge gefasst.

    Dass hier aber eigentlich keine Naturkatastrophe eingetreten war, sondern der freie Markt, soziale Bedingungen und Fehleinschätzungen von Regierungen zur humanitären Katastrophe geführt haben, zeigt die Fragwürdigkeit mancher internationaler Hilfsmaßnahmen

    Quelle: Jean-Christophe Victor: Mit offenen Karten. Niger. Absehbare Hungersnot. Arte 2007.

  • Niger: Der Niger als Sahelland

    Die Sahelzone in Niger - Streit zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern

    Rixta Lycklama à Nijeholt und Martina Wegner
    (leicht gekürzt und verändert mit freundlicher Genehmigung des DED)

    Niger ist ein typisches Sahelland. Der Großteil der Bevölkerung lebt von Hirseanbau (Sorghum) und Viehhaltung. Die klimatischen Bedingungen mit regelmäßigen Trockenperioden und das hohe Bevölkerungswachstum führen zu wachsendem Druck auf die natürlichen Ressourcen.

    Die Landschaftszonen erlauben
    - im Süden des Landes eine Kombination von Ackerbau und sesshafter Viehhaltung (Ackerbauzone),
    - im Norden eine mobile (nomadische oder seminomadische) Viehhaltung (Pastoralzone)
    - sowie im Bereich von Brunnen und Oasen auch Gartenbau.

    Am Ende der Regenzeit ziehen die Viehhalter mit ihren Herden über Hunderte von Kilometern in die Ackerbauzone des Südens. Dort beweidet das Vieh die abgeernteten Äcker, was eine ideale Art der Düngung darstellt. Zu Beginn der Regenzeit kehren die Viehhalter zu den Weiden der Pastoralzone in den Norden zurück, so dass die Bauern ihre Felder bestellen können. Diese Wanderungen werden als Transhumanz bezeichnet.

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    (Foto: Martina Wegner)

    Konflikte um Wasser und Weiderechte
    So der Idealfall, doch in der Realität kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen den Ackerbauern und den nomadischen Viehhaltern. Bei allen Konflikten geht es um den Zugang zu den knapp gewordenen natürlichen Ressourcen, vor allem Wasser und Weideflächen. Manchmal spielen politische Autoritäten und Entwicklungsprojekte eine konfliktverschärfende Rolle. Im Einzelnen können die Konflikte folgendermaßen beschrieben werden:
    Hauptursache für die Konflikte ist der Zugang zu und die Kontrolle von Wasserstellen und Weideland. Personen oder Gruppen von Viehhaltern, die einen Brunnen besitzen oder beherrschen, bestimmen über die Nutzung der umgebenden Weiden und haben daher Macht gegenüber anderen Nutzern. Das Thema Wasser- und Weidenutzungsrechte ist sehr sensibel und wird nicht immer transparent behandelt, was dazu führt, dass Brunnenbauprojekte in der Pastoralzone und deren nachhaltige Inwertsetzung und Pflege oft scheitern. Besonders Nutzungsrechte und -traditionen müssen sehr genau identifiziert werden, um nicht einerseits Weidegebiete für Nutzergruppen zu erschließen, die diesen womöglich nicht zustehen und andererseits nicht Nutzergruppen Macht über Wasser und Weide zu verleihen, die diese missbrauchen könnten. Durch die Dürren im Sahel Anfang der siebziger und achtziger Jahre waren die Menschen gezwungen, die Produktionsweisen zu erweitern, um das Risiko von Einkommensausfällen zu minimieren: Viehhalter fingen an, Land zu bestellen und Ackerbauern kauften zunehmend Vieh. Ackerbauern und Viehhalter wurden dadurch zunehmend unabhängig voneinander und so zu Konkurrrenten um Ressourcen.

    Nach wie vor wandern jedoch die Nomaden des Nordens in die Ackerbauzone des Südens. Ständige Streitpunkte sind Durchzugswege und das Abweiden der abgeernteten Ackerflächen. Da Ackerbauern zunehmend selbst über Vieh verfügen, ist es nicht mehr notwendig, die Flächen den nomadischen Viehherden zugänglich zu machen, um Dünger zu gewinnen. Die Konflikte häufen sich zu Beginn und zum Ende der Regenzeit: Wassermangel im Norden, wo die Regenzeit kürzer und weniger ergiebig ist, führt dazu, dass Nomaden gezwungen sind, während der Anbauzeit zu wandern. Da die Weideflächen und Durchzugswege nahe an Feldern liegen, sind Verbissschäden auf den Feldern die Folgen. Die Ackerbauern halten auf Grund der rückläufigen Bodenfruchtbarkeit die Durchzugswege nicht frei, so dass Nomaden gezwungen sind, ihre Tiere über frisch bestellte Ackerflächen zu treiben.
    Viele der großen Ressourcenschutzprojekte sind in der Ackerbauzone angesiedelt, da zum einen hier die landschaftliche Degradierung durch den erhöhten Bevölkerungsdruck schlimmer ist als in der Pastoralzone, zum anderen sesshafte Bevölkerungsgruppen wesentlich leichter zu beraten sind als nicht sesshafte.
    Früher wurde vor allem die sesshafte Bevölkerung in Erosionsschutz und Aufforstung beraten. Heute versucht man, alle Nutzergruppen an der Landnutzungsplanung zu beteiligen. Dies geschieht vor allem durch Einrichten von Komitees zur Landnutzungsplanung auf Dorfebene. Oft dauert es jedoch lange, derartige Komitees einzurichten und Nutzungsregeln zu erstellen. Und an diesem Prozess nehmen nur die konstant anwesenden Gruppen teil. Saisonal hinzukommende oder durchziehende Gruppen werden nicht angemessen beteiligt, sondern höchstens über die Existenz von Komitees und Regeln informiert und angehalten, diese zu respektieren, da sonst Strafen drohen.
    Hinzu kommt, dass in den Ressourcenschutzprojekten im Süden Nigers große Flächen aufgeforstet und anschließend unter Schutz gestellt werden. Für die Nomaden auf ihrer Transhumanz heißt das, dass sie diese ehemals freien Flächen nicht mehr nutzen können, und oft nicht einmal mehr Durchzugswege finden. Um dies zu vermeiden, sollten den Interventionen lange Orientierungsphasen vorausgehen, in denen alle Nutzergruppen und -typen einer Region erkannt und berücksichtigt werden.

    Frauen als Ressourcennutzerinnen sind häufig Konfliktpartei, da sie bei Erbangelegenheiten und bei Abwesenheit ihrer Männer, die oft in den Nachbarländern als Saisonarbeiter arbeiten, meistens übergangen werden. Derartige Konflikte sind für sie schwer zu lösen, da sie innerhalb der Gesellschaft darauf angewiesen sind, ihre Interessen von Männern vertreten
    zu lassen.


    Chancen für die Konfliktlösung
    In Niger sind unterschiedliche Instanzen damit beauftragt, Konflikte um Ressourcennutzung zu lösen.

    • In erster Instanz versuchen beide Konfliktparteien direkt und indirekt, d.h. mit Hilfe von Familien und Klans, die Streitigkeiten durch Verhandlung selbständig beizulegen. Können sich beide Parteien nicht einigen, ist
    • in zweiter Instanz die Kompetenz der traditionellen Dorfchefs gefragt. Hier wird versucht, durch Vermittlung einen Konsens zu erreichen. Die Mehrzahl der Konflikte wird auf der Ebene der traditionellen Instanzen entschieden. Erst wenn die Mediationsbestrebungen der traditionellen Chefs gescheitert sind, wird
    • als dritte Instanz die unterste Ebene der Administration (Arrondissements) informiert. Diese nimmt den Tatbestand schriftlich auf und leitet ihn an die Justiz weiter. Sie besitzt selbst nicht die Autorität, Konflikte zu schlichten. In den Gerichten werden die Konflikte dann rechtsverbindlich verhandelt.

    Konfliktprävention
    In Niger gibt es in vorbildlicher Weise für alle Nutzer verbindliche konfliktvorbeugende Vorgaben auf staatlicher Ebene, die ein Miteinander der beiden unterschiedlichen Wirtschaftsweisen erleichtern sollen.
    Zum Beispiel gibt es eine offiziell festgelegte Nordgrenze des Ackerbaus, den 14. Breitengrad. Nördlich davon dürfen Ackerbauern keine Felder anlegen, allerdings können Nomaden der Region hier punktuell Flächen temporär landwirtschaftlich bestellen. Die Saison der Transhumanz wird jedes Jahr im Radio angekündigt: Es wird ein Datum bekannt gegeben, zu dem die Felder abgeerntet sein müssen, um die Wanderungen der Viehhalter und ihrer Herden aus dem Norden nach Süden zu ermöglichen. Die großen Wanderungsachsen sind bekannt und zum Teil sogar mit Betonpfeilern markiert.

    Wie können Konflikte eingeschränkt oder sogar vermieden werden?
    Alle Handelnden, Ressourcennutzer, traditionelle und staatliche Autoritäten, Organisationen, die in Ressourcenkonflikten eine Rolle spielen, können und sollen in die Konfliktvermeidung miteinbezogen werden.

    Ansätze sind:

    • Bevor Projekte gestartet werden, sollten traditionelle Lebens- und Wirtschaftsweisen der verschiedenen Nutzergruppen erforscht sein, um mögliche Konfliktfelder um den Zugang zu natürlichen Ressourcen im Voraus zu benennen.
    • Von Beginn an sollten sich alle Nutzergruppen am Prozess des Ressourcenmanagements beteiligen. Einflussreiche Vertreter der Bevölkerung, der traditionellen und staatlichen Autoritäten sowie Projektmitarbeiter sollten in Konfliktvermeidung und Konfliktschlichtungsmethoden beraten und fortgebildet werden.
    • Aufklärungsarbeit über die Notwendigkeit des Nebeneinanders unterschiedlicher Wirtschaftsweisen verschiedener Bevölkerungsgruppen und über Konfliktvermeidung sollte öffentlich betrieben werden.
    • Nationale und internationale Partner, wie der DED [Deutscher Entwicklungsdienst], können und müssen hierbei eine unterstützende und beratende Rolle spielen.

    Quelle: Deutscher Entwicklungsdienst (Hrsg.): Ländliche Entwicklung und Ressourcenschutz. Bonn 2004, 7ff.

  • Niger Nights

    Niger Nights - http://earthobservatory.nasa.gov/IOTD/view.php?id=83306

    At night, gas flares outshine everything else in the Niger River delta. In this image of Nigeria taken on December 18, 2013, by the Visible Infrared Imaging Radiometer Suite (VIIRS) on the Suomi NPP satellite, the lights of Port Harcourt and Benin City are dim compared to the flares. The image illustrates two facts from a U.S. Energy Information Administration assessment: Nigeria contains more gas flares than any other country except Russia, and Nigeria has one of the lowest per capita electricity generation rates in the world.

    While some city lights are visible, they are concentrated in small clusters in population centers. There are no sprawling cities and no networks of well-lit roads. Only 50 percent of Nigeria’s population has access to electricity. Among those that do have electricity, demand far exceeds the supply, resulting in load-shedding and blackouts. Some 30 percent of the electricity in Nigeria comes from private generators. Most Nigerians rely on burning charcoal, wood, manure, and other bio-waste for cooking and heating.

    Limited use of electricity is not the only reason flares dominate the scene. About 10 percent of the world’s gas flares are located in Nigeria, and most of them are concentrated in the delta region. Nigeria is Africa’s largest oil producer and the world’s fourth largest exporter of liquefied natural gas. But that gas production is not as abundant as it might be because the flares burn at oil production facilities, which lack the infrastructure to capture and process the natural gas that comes out of oil wells. Gas flaring is one of several environmental impacts of oil production that the nation’s government has sought to limit.

    The flares and oil production occur both on land and offshore. In fact, it is hard to see where the land ends and the ocean begins in the night lights image above, which shows the delta region in visible light as it might appear to the human eye. But viewing the scene in infrared light, as shown below, better reveals the distribution of the flares.

    This second image shows the same area in midwave infrared light, a portion of the electromagnetic spectrum often used to study emitted thermal radiation at night. In this view, warm ocean waters are brighter than the cool land and cold clouds, making it possible to see the boundary between land and water. The flares shine brightly in both views.

    To learn more about satellite images made with infrared light, see Why is that Forest Red and that Cloud Blue?

    1. References

    2. IRIN (2012, March 8) Nigeria: Gas flares still a burning issue in the Niger Delta. Accessed March 12, 2014.
    3. United Nations Environment Program (2011, August 4) UNEP Ogoniland oil assessment reveals extent of environmental contamination and threats to human health. Accessed March 12, 2014.
    4. United States Energy Information Administration (2013, December 30) Nigeria. Accessed March 12, 2014.

    NASA/NOAA image by Jesse Allen and Robert Simmon, using VIIRS data from the NOAA Comprehensive Large Array-data Stewardship System (CLASS). Caption by Holli Riebeek.

    Instrument(s): 
    Suomi NPP - VIIRS

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