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  • Flüchtlinge: Der lange Treck nach Norden - Flucht

    Flüchtlinge: Der lange Treck nach Norden


    Zehntausende Afrikaner brechen jährlich nach Europa auf - Sie haben nur einen Wunsch: irgendwo neu anfangen zu können. Bericht über die Schicksal vieler junger Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben.

    "Ein Schiff mit rund 250 afrikanischen Flüchtlingen an Bord ist am Freitag vor der tunesischen Küste gesunken. Bislang wurden fünfzig Tote geborgen", meldete die Nachrichtenagentur AFP vor einer Woche. Im Mittelmeer, vor allem vor der spanischen und italienischen Küste, werden immer öfter Schiffe mit illegalen Immigranten aufgebracht. Und diese haben noch Glück gehabt. Viele ihrer Leidensgenossen, die um jeden Preis nach Europa wollen, erreichen ihr Ziel nie. Sie ertrinken im Mittelmeer.

    Ein weiter Weg, mit unendlich viel Leid gepflastert

    Was treibt diese meist jungen Menschen dazu, ihr Leben auf einer gefährlichen Wanderschaft aufs Spiel zu setzen? Wie unerträglich ist das Schicksal tausender Schwarzafrikaner, die jährlich ihr Leben riskieren? Sie ziehen durch die Sahara nach
    Algerien und Marokko, mit einem einzigen Ziel: Europa. Der Traum, es irgendwann auf die andere Seite des Mittelmeers oder nach Amerika zu schaffen, spukt in den Köpfen fast aller jungen Afrikaner beiderseits der Sahara. Einigen wenigen gelingt
    die Einreise per Flugzeug - mit echten oder gefälschten Papieren. Aber die meisten machen sich zu Fuß auf einen Weg, der mit unendlich viel Leid gepflastert ist. "In einer Welt der Gewinner und Verlierer verschwinden die Verlierer nicht einfach wie
    durch einen Zauber; sie suchen eine neue Chance anderswo", heißt es im Jahresbericht 2000 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).

    Um diesen Exodus zu verstehen, hilft zunächst der Blick auf das Durchschnittsalter der Bevölkerung im Afrika südlich der Sahara: Es beträgt 17,6 Jahre. Um diese Massen von Jugendlichen aufzufangen, wäre eine rapide wirtschaftliche Entwicklung nötig. Die meisten Sahelländer gehören jedoch zu den ärmsten Staaten der Welt. Noch dazu war während des vergangenen Jahrzehnts in vielen das Bruttoinlandsprodukt rückläufig - im Fall des Niger etwa um 37 Prozent.

    Dazu kommen eine drückende Schuldenlast, die einen großen Teil der Exporterlöse wieder auffrisst, die Aids-Epidemie - sie lässt die wirtschaftlich aktive Altersgruppe einfach wegstreben - und schließlich zahlreiche Konflikte und Bürgerkriege. Einer
    von fünf Afrikanern lebt in einer Krisensituation! Kein Wunder also, wenn junge Menschen nur einen Wunsch haben: Raus aus dem Elend und irgendwo neu anfangen.

    Viele der ärmeren Immigranten kommen aus den Sahelländern Mali, Senegal und Niger, die zu den ärmsten Ländern der Welt gehören. Armut und Krieg sind jedoch nicht das einzige Motiv. Es gibt auch Afrikaner auf dem Marsch nach Norden, die
    aus finanziell besser gestellten Familien stammen. Das Satellitenfernsehen mit seinen Shows und Soap-Operas gaukelt ihnen eine Traumwelt der totalen Freiheit und des Überflusses vor. Wie die Goldgräber in Charlie-Chaplin-Filmen suchen sie das
    große Glück. Sie hoffen, irgendwann einmal als reicher Gönner der Großfamilie zurückzukehren.

    Oft sind dies Menschen mit einer guten Ausbildung, die in ihrem Heimatland keine Karrieremöglichkeiten sehen und in den Industriestaaten eine bessere Perspektive suchen. Manche werden sogar von Freunden oder ihrer Familie unterstützt, die ihnen per "Western Union Bank" finanzielle Hilfe zukommen lassen, wenn sie auf der Strecke geblieben sind. Mit leeren Händen - oder als Student ohne akademischen Titel - heimzukommen, ist dann eine umso unerträglichere Schande. Sie macht eine Rückkehr eigentlich undenkbar.Der Exodus nach Norden ist teuer und beschwerlich. Die Tuareg haben ein Monopol als Schlepperbanden. Sie lotsen die Auswanderer gegen gutes Geld auf überfüllten Geländewagen durch die Wüste. Ein
    junger Auswanderer aus Mali dazu: "Um hierher zu kommen, mussten wir eine unendliche Sandwüste überqueren. Mit Gottes Hilfe haben wir es in fünf Tagen geschafft. Im Landcruiser waren wir 32 Menschen, einer auf dem anderen sitzend und der
    brennenden Sonne bei Tag, der Kälte bei Nacht ausgesetzt."

    Zuverlässige Statistiken gibt es nicht

    Irgendwo, viele Kilometer vor der ersten Stadt, wird die menschliche „Fracht“ ausgeladen. Was bleibt, ist ein langer und manchmal tödlicher Marsch durch die Wüste. "Wenn jemand auf dem Weg stirbt, dann kommen die Schlepper zurück und
    rauben ihn auch noch aus." Auf dem Weg an die Küste wartet überall die Polizei. Früher haben die Ordnungshüter gegen ein Trinkgeld oft die Augen zugemacht, aber inzwischen zeigen sie kein Erbarmen mehr. Kenner führen das auf den Einfluss der Europäischen Union zurück, die die nordafrikanischen Länder offenbar dafür bezahlt, den Immigrantenstrom schon vor der Küste abzufangen.

    Wer verhaftet wird, bleibt wochen- und monatelang im Gefängnis, um dann wieder an die südliche Grenze gebracht zu werden. Das bedeutet Tage in unerträglicher Hitze, ohne Essen und Trinken. Aber ein Zurück in die Heimat gibt es nicht. Der nächste Ort ist oft hunderte Kilometer durch die Wüste entfernt. Die einzige Alternative bleibt ein neuer, verzweifelter Versuch, sich an die Küste durchzuschlagen. Mit etwas Glück findet sich dort oder unterwegs eine Gelegenheitsarbeit. Ansonsten sind Drogenhandel und Kleinkriminalität für die Jungen, Prostitution für die Mädchen die einzigen Überlebensmöglichkeiten. Aber wieviele junge Menschen sind es überhaupt, die sich auf diesen großen Treck ins gelobte Land machen? Zuverlässige Statistiken gibt es nicht. Allein an der algerisch-marokkanischen Grenze werden pro
    Jahr über 10 000 Afrikaner verhaftet und zurückgeschickt. Kenner gehen dabei davon aus, dass maximal einer von vier oder fünf illegalen Immigranten aufgegriffen wird was bereits für diesen begrenzten Raum die Zahl von 45 000 bedeuten würde.
    Wie viele es davon schließlich an die marokkanische Küste schaffen und die riskante Bootsfahrt nach Europa überleben, weiß niemand.

    Wolfgang Schonecke
    Netzwerk Afrika Deutschland

    Veröffentlicht in "Die Tagespost" 28.07.2003

     

    Leicht gekürzt mit freundlicher Genehmigung nach den Internetseiten von Netzwerk Afrika Deutschland.de

  • Flüchtlinge

    Flüchtlinge

    Flucht in Afrika

    Fluchtgründe gibt es viele! Politische, religiöse, ethnische Verfolgung, Bürgerkrieg, soziale Situation,...

    Mindestens fünf Millionen, evtl. aber auch mehr Menschen sind innerhalb von Afrika auf der Flucht und haben ihre Heimatländer verlassen. Für Mitte 2019 spricht die UN von  6,2 Millionen (Ende 2014 4,6 Mio.) Flüchtlingen in Afrika.

    Mindestens 13 Millionen (10 Mio. UNHCR 2014) sind zusätzlich innerhalb ihrer Heimatländer auf der Flucht, sie nennt man IDP (internally displaced persons). Die Gründe sind meist einfacher Natur: Kriege, Bürgerkriege, Vertreibungen


    Kriegsruinen in Angola

    Übrigens: Weltweit sind über 70 Millionen Menschen auf der Flucht, davon sind die Hälfte Kinder!

    Flucht aus Afrika

    Wie viele Menschen insgesamt pro Jahr versuchen Afrika zu verlassen, lässt sich kaum abschätzen, die Größenordnung 100.000 oder höher dürfte aber realistisch sein. Im Jahr 2006 warteten allein in den beiden Staaten Mauretanien und Senegal über 100.000 Menschen darauf Afrika Richtung kanarische Inseln zu verlassen. 2019 hatte sich die Situation kaum geändert.


    Daneben sind besonders Marokko und Tunesien und Libyen Startpunkte für weitere zehntausende Flüchtlinge über das Mittelmeer.

    Nach Schätzungen verschiedener Organisationen sterben jedes Jahr weit über tausend Menschen bei dem Versuch von Nordafrika nach Europa zu kommen. Viele davon ertrinken im Mittelmeer, immer mehr aber auch beim Versuch sich Richtung kanarische Inseln durchzuschlagen. Im Schnitt dürfte jeder Fünfte beim Versuch Afrika zu verlassen umkommen.Auf den Kanaren sind seit 2006 bis 2014 jeweils über 31.000 Flüchtlinge angelandet, 2005 waren es noch 4750. Bei der Überfahrt Richtung Kanaren kommen jedes Jahr ca. 6.000 Menschen ums Leben, teilte die spanische Immigrationsabteilung auf den Kanaren mit.

    In den Jahren 2000 bis 2013 dürften insgesamt etwa 23.000 Flüchtlinge im Mittelmeer ums Leben gekomen sein, 2016 etwa 5000, 2019 starben 1327 Menschen oder werden vermisst.

     

    Sich einmal wie ein politischer Flüchtling fühlen?
    Auf den Seiten des UNHCR ist das möglich. Das Online-Spiel "Lastexitflucht" versetzt den Spieler in mehreren Stufen in die Situation eines Flüchtlings, beginnend mit einem Verhör und der Fluchtsituation und endend mit den ersten Schritten in einem neuen Land.

    Ausprobieren? Ausprobieren! -> www.lastexitflucht.org

    Weitere Infos:

    Quellen:

    • UNHCR
    • http://www.proasyl.de/de/news/detail/news/neue_schaetzung_mindestens_23000_tote_fluechtlinge_seit_dem_jahr_2000/
  • Sudan - die Darfur-Katastrophe

    Sudan - Kampf um Wasser und Öl


    Warten auf Hilfe in einem Camp in Darfur - ein Großteil der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder (©USAID)

    Süden gegen Norden
    Zum einen leidet der Sudan, das größte Land Afrikas, unter einem 22 Jahre dauernden Bürgerkrieg zwischen dem Süden und dem arabisch-islamischen Norden. Besonders der 1983 unternommene Versuch, alle Bürger des Sudan dem islamischen Recht (Scharia) zu unterwerfen verursachte Aufruhr. Bis zu 2 Millionen Menschen sollen in diesem Konflikt ums Leben gekommen sein. Dieser Nord-Süd-Konflikt scheint mit verschiedenen Abkommen seit etwa Ende 2003 unter Kontrolle zu sein. Am 09.01.2005 wurde nach über zweijährigen Vorbereitungen das Friedensabkommen unterzeichnet, das die Rebellen (SPL A= Sudan People's Liberation Front) im Süden an der Regierung beteiligt, der Bevölkerung (Anhänger von Naturreligionen, Christen) weitgehende Autonomie gibt und den Süden an den staatlichen Exportgewinnen aus dem seit 1999 florierenden Erdölgeschäft beteiligt. Damit endete der 22jährige Bürgerkrieg, auch wenn umstrittene Regionen wie das Abyei-Gebiet nie ganz zur Ruhe gekommen sind. Anfang 2011 wurde in einer Volksabstimmung in der autonomen Region Südsudan mit über 98% Pro-Stimmen die Abspaltung des Südsudan vom Sudan beschlossen. Am 9.Juli 2011 erklärte sich der Südsudan offiziell für unabhängig, am 14. Juli wurde er von der UN-Vollversammlung als 193.Staat aufgenommen.

    Auch der Westen will seinen Anteil
    Anfang 2003 haben sich neue Rebellenorganisationen im Westen des Sudan (Region Darfur) gebildet, auch weil der benachteiligte Westen zusehen musste, wie der Süden mit internationaler (insbesondere US-amerikanischer) Hilfe neue Freiheit und Unabhängigkeit bekommen sollte. Zwei große Gruppen sind die Justice and Equality Movement (JEM) und die Sudan Liberation Movement. Die Darfur-Rebellen beschuldigen die sudanesische Regierung die hellhäutige arabische Bevölkerungsgruppe den Schwarzafrikanern massiv vorzuziehen. In Darfur unterstützt die sudanesische Regierung arabische Reitermilizen, die Janjaweed, die die einheimische schwarze Bevölkerung terrorisiert, vertreibt und ungestraft mordet.

    Die Problembereiche in Darfur sind

    • der bereits genannte arabisch-schwarzafrikanische Konflikt,
    • Wassermangel oder genauer eine seit über 20 Jahren stattfindende Ausbreitung der Sahara nach Süden und eine Abnahme der Niederschlagsmenge um 40% innerhalb von 20 Jahren, welche die Nomaden Richtung Süden in die Gebiete von sesshaften Ackerbauern treibt,
    • eine Verschiebung der Monsunzeiten durch eine zunehmende Erwärmung des Indischen Ozeans und damit verbundene Schwierigkeiten in der Landwirtschaft
    • und immer neue Erdölfunde die Begehrlichkeiten auf allen Seiten wecken.


    Auffanglager für Flüchtlinge innerhalb des Landes bei Nyala im Süden Darfurs (©USAID)

    In den drei Bundesstaaten der Region Darfur leben etwa 6,5 Millionen Menschen. Anfangs waren etwa 1,1 Millionen Menschen (Schätzung Juni 2004 ) auf der Fucht, inzwischen sind es nach vorsichtigen UN-Schätzungen 2,7-3,0 Millionen (Schätzung Apr. 2008), andere Quellen sprechen von bis zu 5 Millionen Flüchtlingen. Weit mehr als 250.000 Flüchtlinge sind über die Grenze in den benachbarten Tschad geflohen. 1,6 Millionen Menschen mussten Ende 2004 mit Nahrungsmitteln beliefert werden, Mitte 2005 waren es etwa 2 Millionen, Anfang 2006 bereits 3 Millionen, seit Ende 2006 müssen bis zu 4 Millionen Menschen in der Region (Sudan, Tschad) humanitäre Hilfe erhalten, im Jahr 2009 sind noch immer etwa 2 Millionen Menschen darauf angewiesen. Nach einer Ausweisung von Nichtregierungsorganisationen Mitte 2009 hat die sudanesische Regierung die Versorgung der Bevölkerung übernommen, seitdem hat sich die Lage wieder verschlechtert.

    Karte der Region:-> Sudan

    Chronologie des Konflikts - siehe Chronik: hier klicken

    Zerstörungen in Darfur:


    Zerstörung einer neu errichteten Schule in einem Dorf nahe Geneina, West-Darfur 2004 (© USAID)


    Tierkadaver vor dem niedergebrannten Dorf Tawilla. Hier haben die Milizen im Februar 2004 14.000 Einwohner und 9.000 Flüchtlinge aus anderen Dörfern vertrieben. (© USAID)


    Verbrannte traditionelle Wohnhütte der einheimischen schwarzen Bevölkerung. Die Janjaweed-Milizen brandschatzen, morden, vertreiben.
    (© USAID)


    Die runden völlig geschwärzten Strukturen in diesem hochauflösenden Satellitenbild sind zerstörte traditionelle Hütten. Aufnahmen von Zerstörungen gibt es inzwischen viele. Etwa 2,7 Million Menschen sind seit Beginn der Vertreibungen vor etwa einem Jahr auf der Flucht.
    (© DigitalGlobe, Inc. and Department of State via USAID)

    Hilfe für Darfur, z.B.: UNICEF

    Bericht eines Flüchtlings über die Janjaweed (2006):

    Abdullah: "Ich bin hierher gekommen, weil wir im Sudan eine Menge Probleme haben. Es gibt keine Sicherheit dort. Immer wieder hat die Miliz uns in Darfur angegriffen, und die Regierung tat nichts, um uns zu helfen. Ich bin Bauer und immer wenn ich meine Saat ernten wollte, kamen die Araber und nahmen mir alles weg. Und die Regierung hilft bei Problemen den Dieben, statt sie vom Rauben abzuhalten. Die schlimmsten Diebe sind die Janjaweed, und wenn jemand versucht sie aufzuhalten, wird er erschossen. Die Janjaweed sind bewaffnet. Sie kommen in die Häuser und rauben uns aus - egal, ob man sich wehrt oder nicht. Die Janjaweed haben mir meine Hirse weggenommen. Als sie kamen, hatten wir Angst und sind weggelaufen. Wir konnten nicht alles mitnehmen und so ließen wir fast alles zurück. Die Janjaweed haben dann alles gestohlen. Der Name Janjaweed kommt von den beiden Wörtern jan - was "Gewehr" heißt und jawid - was "Reiter" bedeutet. Beim ersten Mal ließ ich meine Familie zurück, weil es hieß, dass die Janjaweed nur Männer angreifen. Als ich das Dorf verließ hoffte ich, sie bald nachholen zu können. Jetzt ist die ganze Familie hier bei mir. Am Anfang der ganzen Schwierigkeiten wurden einige Dörfer bis zum Boden nieder gebrannt und einige Leute konnten hierher fliehen. Inzwischen sind alle geflohen, sodass wir keine Informationen mehr haben, was im Sudan passiert. Ich glaube, dass die Araber von der Regierung unterstützt werden. Früher gab es keine Probleme zwischen den Massalite (meiner ethnischen Gemeinschaft) und den Arabern. Wir waren Freunde. Aber jetzt töten die Araber uns, und wir wissen nicht warum. Die Araber wurden bewaffnet, um uns anzugreifen."

    [Interview mit freundlicher Genehmigung von Caritas international]

    Mehr Infos:
    Chronik:
    2011 Immer noch gibt es häufige Berichte über Kämpfe in der Region. Ein Übergreifen auf die zwischen dem neuen Staat Südsudan und dem Dudan umstrittene und erdölreiche Region Abyei wird befürchtet.
    2010 Im Februar konnte ein Rahmenabkommen zwischen der größten Rebellengruppe und der sudanesischen Regierung unterzeichnet werden, das eine Regierungsbeteiligung der Rebellengruppe (JEM) vorsieht. Da die übrigen 19 Rebellenorgansiationen nicht an den Gesprächen beteiligt waren, schwelt der Konflikt weiterhin.
    2009 19.000 Soldaten und Polizisten sind in der UN-Mission im Einsatz. Trotzdem kann das Waffenembargo kaum wirksam kontrolliert werden. Friedensverhandlungen fanden wegen andauernder Scharmützel und der Zersplitterung der Rebellengruppen nicht statt.
    20.04.08 Nur neue Statistiken. Die UN benennt als Zahl der im Darfur-Konflikt umgekommenen Menschen jetzt vorsichtig 300.000. Andere Beobachter gehen von ca. 400.000 Toten aus.
    Bisher sind nur 10.000 kaum ausreichend ausgerüstete afrikanische Blauhelmsoldaten im Einsatz. Besonders der Mangel an Transportmöglichkeiten schränkt ihre Wirksamkeit deutlich ein. Die Sollstärke von 26.000 Mann kann wohl bis Jahresende (!) nicht erreicht werden. Dies liegt u.a. daran, dass vom Sudan nur afrikanische Truppen akzeptiert werden, und dass die von den Industrienationen verprochene Ausrüstung nicht geliefert wird.
    18.11.07 Immer noch nichts neues. Die Entsendung der UN-Truppen stockt, weil die notwendige technische Ausrüstung bisher von keinem Staat zur Verfügung gestellt worden ist, insbesondere fehlen Transport- und Kampfhubschrauber. Damit ist der Einsatz der ganzen Truppe gefährdet.
    Zudem zeigt das sudanesische Regime immer wieder sein wahres Gesicht und blockiert die Entsendung nichtafrikanischer Truppenteile der UN-Truppe. Für bestimmte Aufgaben (Ingenieure,...) stehen aber keine afrikanischen Truppen zur Verfügung.
    01.08.07 So lange nichts neues? Bisher gab es keine wirkliche Hilfe für die Geflohenen und Verfolgten.
    Nach langen und zähen Verhandlungen hat der UN-Sicherheitsrat einer Resolution von USA, Großbritannien und Frankreich zugestimmt, 26.000 Soldaten der AU und der Vereinten Nationen unter einem gemeinsamen Kommando in die Region Darfur zu entsenden. Ob dies endlich eine Änderung der Lage bewirken wird, bleibt abzuwarten.
    04.03.07 Über 100 Hilfsorganisationen fordern von der weltweiten Staatengemeinschaft endlich ein echtes Engagement in der sudanesischen Region Darfur. Bisher wurde noch kein Ende der Kämpfe und Übergriffe erreicht, die Versorgung der Flüchtlinge bleibt ein dauerhaftes Problem.
    28.12.06 Möglicherweise kann die UNO in mehreren Schritten immer mehr Friedenstruppen in den Sudan schicken: den Anfang machen sollen etwa 100 Spezialisten evtl. bereits im Januar, im zweiten Schritt werden einige hundert Soldaten, Polizisten,... hinzukommen.
    Die Grünen fordern Deutschland zu einem verstärkten Engagement in Darfur auf, etwa durch die Bereitstellung von logistischer Unterstützung,... Kampftruppen solle Deutschland aber nicht stellen.
    26.12.06 Unter Bedingungen will sich die sudanesische Regierung bereit erklären, eine gemischte Friedenstruppe (UNO, AU) ins Land zu lassen. Insbesondere wird ein Mitspracherecht bei der Stationierung verlangt.
    01.12.06 Im 2005 mit einem Friedensabkommen zur Ruhe gekommenen Konflikt zwischen dem Norden und dem Süden des Sudan ist es zu neuen massiven Kämpfen im Süden in der Ortschaft Malakal gekommen. mehrere hundert Kämpfer sollen getötet worden sein.
    20.11.06 Nach Angaben der AU (Afrikanische Union) ist es bei Luftangriffen der sudanesischen Armee in Darfur zu schweren Verlusten in der Zivilbevölkerung gekommen.
    Die Regierung des Sudan hat einen Rückzieher in Bezug auf die Entsendung einer UN-Friedenstruppe gemacht.
    16.11.06 Angeblich hat die sudanesische Regierung der Entsendung einer UN-Friedenstruppe nach Darfur zugestimmt.
    20.10.06 Es wird von Hilfsorganisationen inzwischen angenommen, dass bis zu 400.000 Menschen im Darfur-Konflikt umgekommen sind.
    09.09.06 Die afrikanische Union (AU) wird ihre Truppen im Sudan (7000 Soldaten) mit dem Auslaufen des Mandates im September zurückziehen. Der mangelnde bisherige Erfolg der unterfinanzierten und schlecht ausgestatteten AU-Mission rechtfertigt keine Verlängerung. Zudem gibt es die Chance, dass eine UN-Blauhelmtruppe die Friedensmission übernimmt.
    Dabei werden die 36 deutschen Ausbilder wohl auch zurückgezogen.
    03.09.06 Wieder setzt die sudanesische Regierung auf den Einsatz von Soldaten. Diesmal geht es wohl um die Vernichtung einer Rebellengruppe, die sich nicht an den Friedensverhandlungen beteiligt hatte.
    Wieder (oder immer noch) sind hunderttausende der zwei Millionen IDP's, also der Binnenflüchtlinge kaum noch zu versorgen.
    01.09.06 Die Regierung des Sudan lehnt kategorisch eine nichtafrikanische UN-Friedensmission ab.
    31.08.06 Eine UN-Resolution wird beschlossen, die die Stationierung einer schlagkräftigen UN-Blauhelmtruppe mit 20.000 Soldaten vorsieht.
    20.08.06 Noch immer keine deutliche und für die Menschen spürbare Verbesserung der Lage im Sudan!
    Die USA und Großbritannien haben eine massive schlagkräftige internationale Friedenstruppe vorgeschlagen, da die schlecht ausgerüstete afrikanische Friedensmission keine deutlichen Erfolge aufweisen kann.
    23.05.06 Die UN Hochkomissariat für Menschenrechte wirft der sudanesischen Regierung vor, den Friedensvertrag für den Südsudan nicht einzuhalten. Kritiker der Menschenrechtssituation würden eingeschüchtert, eingesperrt und misshandelt.
    Die Gewalt im Westen des Sudan (Darfur) sei in den letzten Wochen ebenfalls eskaliert.
    08.05.06 Ein Abkommen zwischen der sudanesischen Regierung und mehreren Rebellengruppen in Darfur ist unterzeichnet. Die Rebellen sollen in die reguläre Armee eingegliedert, die Janjaweed vollständig entwaffnet werden.
    Ob das Abkommen tatsächlich umgesetzt werden wird, bleibt abzuwarten, denn nicht alle Rebellengruppen wollen sich an das Abkommen halten.
    Nach UN-Angaben hat der Konflikt seit Anfang 2003 mindestens 200.000 Todesopfer gefordert.
    03.05.06 Die Verhandlungen zwischen den verschiedenen Rebellengruppen in Darfur und der sudanesischen Regierung stocken. Die Rebellen fordern unter anderem einen Anteil an den Erdöleinnahmen des Sudan und eine Beteiligung an der Regierung.
    29.04.06 Wegen nicht erfüllter Zahlungen von Geberländern, die 746 Millionen Dollar Hilfe angeboten, bisher aber nur 238 Millionen Dollar gezahlt haben, muss das UN-Welternährungsrogramm die Versorgung der Bevölkerung in Darfur drastisch reduzieren. Die Versorgungsvorgabe von 2100 kcal pro Tag/Erwachsener muss auf die Hälfte gekürzt werden.
    28.04.06 Nach Worten von Bundesaußenminister Steinmeier schließt die NATO die Entsendung von Bodentruppen nach Darfur aus. Möglich wäre aber ein Ausbau der Unterstützung der AU-Friedensmission. Schon bisher leisten unter anderem 80 deutsche Bundeswehrsoldaten logistische Hilfe und bilden AU-Truppen aus.
    26.04.06 Der UN-Sicherheitsrat hat gegen vier Sudanesen Reisebeschränkungen und ein Einfrieren ihrer Auslandskonten beschlossen. Zudem werden die Verhandlungsparteien aufgefordert bis Sonntag, den 30.04. zu einem verwertbaren Ergebnis zu gelangen.
    Wie bisher immer bleiben die Beschlüsse der UN damit weitgehend zahnlos.
    12.03.06 Eine UN-Mission ist momentan wieder in weite Ferne gerückt. Die bisher kaum erfolgreiche AU-Mission wurde dagegen bis September 2006 verlängert. Es soll aber mehr Geld für die völlig unterfinanzierte und schlecht ausgestattete AU-Mission aufgebracht werden.
    09.02.06 Der libysche Staatspräsident Gaddafi will in der Darfur-Katastrophe vermitteln. Bei einem Treffen in Tripolis sollen insbesondere die zunehmenden Spannungen zwischen dem Sudan und dem Tschad thematisiert werden.
    25.01.06 Nach Aussagen des UN-Generalsekretärs drohen die Kämpfe in Darfur auch auf den Nachbarstaat Tschad überzugreifen, da dieser das Regime im Sudan beschuldigt, Bewaffnete auf seinem Gebiet zu stationieren.
    12.01.06 Die Afrikanische Union beschließt die AU-Mission mit über 7000 Mann bis März zu verlängern und bald möglichst in eine UN-Mission mit wesentlich mehr Einsatzmöglichkeiten umzuwandeln.
    15.12.05 Auch Ende 2005 keine Änderung der Lage im Sudan. Mit wenigen tausend schlecht ausgerüsteten Soldaten eine infrastrukturell kaum erschlossene Region wie Darfur auch nur annährend sichern zu wollen, während die sudanesische Regierung den Terror weiter unterstützt, scheint eher sinnlos.
    05.11.05 Die sudanesische Regierung lässt noch immer Angriffe auf Flüchtlingslager fliegen und lässt offensichtlich sogar Militärfahrzeuge im weiß der AU-Friednsmission streichen.
    11.10.05 Nach UN-Angaben verschlechtert sich die Situation in Darfur dramatisch. Der UN-Sonderbeauftragte Juan Mendez sagte nach einem Besuch der Flüchtlingslager, dass alle Konfliktparteien wieder in Kämpfe verwickelt seien. Die sudanesische Regierung gehe immer noch nicht gegen Menschenrechtsverletzungen vor.
    30.09.05 "Während wir hier hier reden, müssen wir in vielen Gebieten unsere Arbeit einstellen" sagt Jan Egeland, der UN-Hilfskoordinator. Andauernde und seit Anfang Spetember noch zunehmende Gewalt in weiten Teilen Darfurs behindert alle Hilfseinsätze.
    29.08.05 Etwa 2 Millionen Menschen müssen derzeit mit Hilfslieferungen versorgt werden. Kaum Fahrzeuge, noch immer gefährliche Gebiete, nicht entwaffnete Janjaweed,...
    Zudem fehlt immer wieder das Geld, denn die Versorgung von 2 Millionen Menschen ist teuer.
    11.08.05 Bei den anfänglichen Unruhen in der sudanesischen Hauptstadt sind mindestens 130 Menschen ums Leben gekommen.
    Inzwischen wurde der Rebellenführer Salva Kiir als zweiter Staatschef des Sudan vereidigt. Er gilt als Verfechter eines selbstständigen Südsudan.
    30.07.05 Der gerade erst als zweiter Staatsschef des Sudan vereidigte Rebellenführer des Süd-Sudan John Garang ist gestern bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. In der sudanesischen Hauptstadt Khartoum sind Unruhen ausgebrochen.
    09.07.05 John Garang, südsudanesischer christlich geprägter Schwarzafrikaner, ist zumVize-Staatspräsidenten des Sudan erannt worden. Damit gilt der Konflikt zwischen den südsudanesischen Rebellen und der Regierung als beigelegt. In einer sechs Jahre dauernden Übergangszeit soll endgültig festgelegt werden, ob der Südsudan Teil des Sudan bleibt oder selbstständiger Staat wird.
    07.07.05

    Der UN-Generalsekretär Kofi Annan begrüßt ein vorläufiges Abkommen zwischen der sudanesischen Regierung und zwei großen Rebellenorganisationen (JaLM, SLM), das darauf hinwirken soll, dass der nun beinahe zweijährige Bürgerkrieg in Darfur beendet werden kann. Am 24. August werden die Gespräche wiederaufgenommen, man hofft auf eine politische Lösung.
    Problematisch bleibt die Sicherheitsstituation, die neben der politisch motivierten Vertreibungen durch die Janjaweed inzwischen stark durch interne Stammeskämpfe, Übergriffe von Räuberbanden und Diebstähle gekennzeichnet ist.

    04.06.05 Die Afrikanische Union will ihre Truppen in Darfur und in anderen Regionen des Sudan verstärken. Bis August soll sie auf über 6000 Mann und zusätzlich 1500 Polizisten erweitert werden, im Herbst könnten dann nochmals bis zu 4700 Soldaten ins Land geschickt werden.
    Der Lufttransport von AU-Truppen aus Nigeria, Ruanda, Senegal und Südafrika wird durch die französische und die deutsche Luftwaffe abgewickelt. Auch die USA und Kanada werden Transporte durchführen.
    Finanziert wird die AU-Truppe unter anderem aus EU-Mitteln und weiteren Hilfen von europäischen Ländern.
    03.06.05 Die sudanesische Regierung geht gegen unliebsame ausländische Helfer vor, die Beweise gegen Regierungssoldaten oder Janjaweed sammeln. So wurden zwei niederländische Mitarbeiter von medicines sans frontiers (Ärzte ohne Grenzen) wegen angeblicher Spionage verhaftet.
    16.05.05 Bei einer Konferenz von sechs nordafrikanischen Staatschefs (inkl. dem des Sudan) in Tripolis (Liyben) wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass Ende Mai weitere Friedensverhandlungen stattfinden können.
    04.05.05 In Libyen unterzeichnen zwei der kämpfenden Gruppen in Darfur ein Abkommen, das weitere Friedensgespräche möglich macht.
    28.04.05 Die AU bittet Deutschland um infrastrukturelle Unterstützung für eine Erweiterung der Mission in Darfur.
    15.04.05 75 deutsche Militärbeobachter werden im Süden des Sudan die Befriedung überwachen. Darfur ist nicht Ziel dieser Mission.
    31.03.05 In UN-Resolution 1593 überweist der Sicherheitsrat den Straffall Sudan an den Internationalen Strafgerichtshof (ICC).
    24.03.05 Nachdem China und andere Staaten ihre starre Haltung gegen eine Resolution gegen die sudanesische Regierung aufgegeben haben, hat die USA eingewilligt sich bei einer Resolution, die mit dem UN-Gerichtshof droht, zu enthalten. Damit konnte endlich ein erster Schritt mit wirksamen Maßnahmen gegen die Regierung eingeleitet werden.
    20.03.05 UN-Offizielle gehen von 180.000 - über 250.000 Toten in Darfur aus.
    09.03.05 Die UN befürchten deutlich höhere Opferzahlen in Darfur. Besonders in den unkontrollierten Bereichen der Region seien Morde noch immer an der Tagesordnung und die Versorgungslage katastrophal. Ein UN-Sprecher meinte, 2 bis fünf Mal höhere Opferzahlen als bisher angenommen seien nicht auszuschließen.
    14.02.05 Die Bundesregierung ist bereit ein militärisches Beobachterkontingent in den Sudan zu entsenden.
    06.02.05 Der Sudan will in keinem Fall sudanesische Staatsangehörige, die sich an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt haben an ein internationales Gericht ausliefern.
    05.02.05 Die Bundesregierung fordert die schnelle Entsendung einer UN-Blauhelmtruppe in den Sudan mit afrikanischen Soldaten. Das UN-Mandat soll für mindestens 10.000 Mann gelten und auch den Einsatz von Waffen beinhalten.
    30.01.05 Die UN stellt in einem Bericht fest, dass es sich bei den Vertreibungen, Morden,... in Darfur nicht umVölkermord handelt, wohl aber um Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Diese Feststellung wird bestenfalls in zukünftigen Prozessen gegen die Haupttäter eine Rolle spielen, die Lage der Betroffenen ändert sich nicht.
    26.01.05 Nach dem Abkommen, das den Süden an der Regierung des Sudan beteiligen soll, ist nicht nur der West-Sudan in Aufruhr, in der Hauptsache die Region Darfur, sondern es schwelt auch im Osten des Landes. Bei Auseinandersetzungen in der Küstenregion am Roten Meer bei Port Sudan gab es hunderte Verletzte und einige Todesopfer. In der Ostprovinz leben in der Mehrzahl Angehörige der Volksgruppe der Beja, die nun ebenfalls eine stärkere Beteiligung an der sudanesischen Regierung einfordern.
    15.01.05 Bei einem Luftangriff - wahrscheinlich durch die Regierungsarmee - sterben in einem Flüchtlingslager in Darfur bis zu 100 Menschen.
    09.01.05 Kaum noch Hilfe gelangt nach Darfur. Die Lage ist eskaliert.
    Seit Beginn der Vertreibungen sind laut UN mindestens 100.000 Menschen umgekommen, durch die Verschlechterung der Versorgungslage sind viele zusätzliche Opfer zu erwarten, gerade unter Kindern und Jugendlichen.
    22.12.04 Darfur ist nahe am Krieg. Offenbar werden größere militärische Operationen von der Regierung und auch von den beiden Rebellengruppen vorbereitet. Hilfe für die Flüchtlinge ist kaum noch möglich. Insbesondere hunderttausende Kinder sind im Moment vollständig ohne Versorgung.
    14.12.04 Nach einer weiter andauernden Verschlechterung der Sicherheitslage und Morden an zwei Mitarbeitern einer Hilfsorganisation ist die Hilfe für die bis zu 2 Millionen Betroffenen noch weiter eingeschränkt.
    Offensichtlich halten sich weder die Rebellen noch die reguläre Armee und die ihr angegliederten Janjaweed an die Regelungen über einen Waffenstillstand.
    19.11.04 Nach dem Sondergipfel des UN-Sicherheitsrates in Nairobi sieht es so aus, als ob die südsudanesischen Rebellen bis Jahresende eine Regelung mit der sudanesischen Regierung erarbeiten werden, die eine Befriedung erlauben würde.
    Dies würde aber nichts wesentliches an der Situation der Vertriebenen in Darfur ändern, aber den 20 Jahre andauernden Bürgerkrieg beenden.
    17.11.04 Die Bundesrepublik will den Transport von afrikanischen Soldaten der AU in die Krisenregion mit zwei Transall-Transportflugzeugen und bis zu 200 Mann Personal unterstützen.
    16.11.04 Nach UN-Angaben sind seit März 2004 mindestens 70.000 Menschen durch die Vertreibungen umgekommen. Ca. 10.000 Tote gibt es weiterhin jeden Monat. Die WHO warnt vor einer Nahrungsmittelknappheit für 2005, da in der gesamten Region die landwirtschaftliche Tätigkeit fast vollständig zum Erliegen gekommen ist.
    13.11.04 Das UNHCR zieht Mitarbeiter aus Darfur ab, da die sudanesische Regierung die Arbeit behindert. So haben sudanesische Polizisten mehrfach, auch mit Gewalt versucht das Flüchtlingslager Nyala zu räumen. Der Zugang zum Lager wurde dem UNHCR verboten.
    Zum Teil scheinen auch Übergriffe der Janjaweed zuzunehmen, die Regierung des Sudan kann die Milizen offenbar kaum steuern.
    Mindestens 200.000 der 1,6 Millionen Betroffenen können auf Grund dieser Situation nicht mit Nahrungsmitteln versorgt werden.
    07.11.04 Nach neuen Berichten kommt es zu Kämpfen zwischen den zwei Rebellenorgansiationen im Südsudan, zudem scheinen sich die regierungstreuen Janjaweed zu einer größeren Aktion zusammenzuziehen.
    Die Regierung hat - gegen die geltenden Vereinbarungen - mit der zwangsweisen Rückführung von Flüchtlingen in Darfur begonnen. Die Menschen wurden unter Androhung von Gewalt aus ihrem Lager entfernt. Nur dort können Hilfsorganisationen aber wirkungsvoll Nahrungsmittel und eine grundlegende Gesundheitsfürsorge bereitstellen. Die Region Darfur ist noch immer nicht sicher, daher ist eine Rückführung von Flüchtlingen nicht sinnvoll.
    Die afrikanische Eingreiftruppe hat noch immer nicht ihre volle Stärke erreicht, bisher sind wohl etwa 800 Soldaten eingetroffen.
    29.10.04 Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen sterben die meisten Menschen in den Flüchtlingslagern in Darfur an den Spätfolgen von Übergriffen, nicht an Seuchen oder Unterernährung.
    20.10.04 Inzwischen haben es die UN und die vielen Hilfsorganisationen geschafft, über 96% der Flüchtlinge in Darfur und etwa 84% der Vertriebenen im Tschad zu versorgen. Die Nahrungsmittelversorgung scheint bis mindestens Januar 2005 gesichert zu sein. Auch die anfangs sehr große Zahl an Seuchenopfern nimmt ab. In den Lagern in Darfur sollen bis Ende September insgesamt an die 100.000 Menschen umgekommen sein.
    Die Sicherheitslage ist aber sehr wechselhaft, immer noch kommt es zu häufigen Übergriffen der Janjaweed.
    In den nächsten Wochen wird aber endlich eine afrikanische Eingreiftruppe (3000 Mann) beginnen, die Bevölkerung hoffentlich wirkungsvoll zu schützen.
    30.09.04 Die Regierung im Sudan hat zugestimmt, das weitere AU-Soldaten nach Darfur geschickt werden dürfen. In Planung sind mehrere tausend Soldaten, einen Zeitplan gibt es aber noch nicht (AFP/dpa).
    19.09.04 Eine neue Resolution, die dem Sudan Sanktionen gegen die Ölindustrie androht ist vom UN-Sicherheitsart verabschiedet. Nach langen Verhandlungen verzichtete China auf ein Veto, auch Russland, Pakistan und Algerien enthielten sich. Diese Staaten, die selber UN-Resolutionen wegen Menschenrechtsverletzungen,... fürchten, Hatten gegen einen ersten Entwurf der neuen Resolution Stellung bezogen, der nun entschärft doch beschlossen werden konnte. Damit hat auch die Afrikanische Union (AU) ein Druckmittel, um die Beobachtermission auszuweiten.
    07.09.04 Neue Berichte deuten nach UN-Angaben darauf hin, dass in den letzten Tagen wieder bis zu 4000 Menschen in Darfur vertrieben worden sind. Die UN prüft derzeit die Berichte.
    06.09.04 Die EU denkt darüber nach, Sanktionen gegen den Sudan zu verhängen, da die Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung bisher nicht beendet wurden.
    25.08.04

    Trotz vieler Versicherungen der sudanesischen Regierung alles mögliche gegen die Milizen zu unternehmen, sogar "gefälschte" gefangengesetzte Janjaweed wurden präsentiert, ist die Lage in Darfur unverändert katastrophal.
    Seit einigen Tagen ist eine 80köpfige Beobachtertruppe der Afrikanischen Union (AU), die von 300 Soldaten aus Nigeria und Ruanda beschützt wird, vor Ort.
    Die UNO plant den Einsatz einer afrikanischen Friedenstruppe von bis zu 2600 Mann. Die Finanzierung würde übernommen von der UNO und der EU.

    05.08.04 Die französischen Truppen im Tschad leisten bei der Versorgung der 200.000 sudanesischen Flüchtlingen gute Arbeit. Die begrenzte Zahl der Soldaten und Fahrzeuge werden massiv eingesetzt. Auch der Schutz der Flüchtlingslager im Tschad hat sich deutlich verbessert. Damit leistet die franz. Armee eine Arbeit, die Hilfsorganisationen nicht möglich ist.
    UNO und sudanesische Regierung sollen sich geeinigt haben, so dass Hilfslieferungen ab sofort ungehindert in die Krisenregion gebracht werden können. Khartum versprach zugleich eine schnelle Erfüllung der UN-Resolution.
    01.08.04 Eine UN-Resolution, die die sudanesische Regierung auffordert innerhalb von 30 Tagen die Verfolgungen zu beenden wird im Sicherheitsrat beschlossen. Nach anfänglichem Widerstand akzeptiert die sudan. Regierung die Resolution, möchte aber 90 Tage Zeit.
    Nach Angaben von USAID sind bereits bis zu 80.000 Menschen umgekommen!
    Ein kleines Kontingent französische Truppen, die im Tschad stationiert sind, sollen an der Grenze zum Sudan zusätzlichen Schutz von Lagern gewährleisten.
    27.07.04 Bis zu 50.000 Menschen sind bisher in Darfur ums Leben gekommen. Die EU setzt sich neben den USA massiv für Sanktionen gegen die sudanesische Regierung ein, sollte diese nicht einlenken.
    24.07.04 Noch immer gelangt nicht genügend Hilfe in den Sudan! Die Regenzeit hat eingesetzt, viele Straßen beginnen unpassierbar zu werden.
    Zudem will die sudanesische Regierung bis zu 200.000 Flüchtlinge aus den Lagern zurück in ihre Heimat bringen, obwohl dort die Lage unverändert ist. Das UNHCR ist strikt gegen die Rückführung, da die Flüchtlinge in ihren (meist niedergebrannten) Dörfern vor den Milizen nicht sicher wären.
    20.07.04 Amnesty International beschuldigt die Janjaweed-Milizen der Massenvergewaltigung als Mittel der Vertreibung.
    11.07.04 Außenminster Fischer ist im Sudan eingetroffen, um auf die Regierung einzuwirken, die Milizen zu entwaffnen.
    Eine US-amerikanische Initiative, auch die sudanesische Regierung für die Übergriffe der Milizen haftbar zu machen, lehnen einige Staaten im Weltsicherheitsrat ab. Dazu gehören Frankreich, das eigene Ölinteressen im Sudan verfolgt, Russland, China und Brasilien. Sie wollen auf eine Zusammenarbeit mit der sudanesischen Regierung setzen.
    07.07.04 Bisher sind in der Darfur-Region mehrere 10.000 Menschen ermordet worden oder durch Unterernährung umgekommen. Seit Anfang Mai fließt Hilfe zumindest in die Hauptstädte Geneina, El Fasher und Nyala. Seit Ende Mai kann großflächiger Hilfe in die ganze Region gebracht werden, obwohl die Regierung durch verschleppte Zolluntersuchungen der Hilfsgüter, langsames Ausstellen von Visa, Reisebeschränkungen in Darfur,... Hilfe massiv behindert.
    06.07.04 Der amerikanische Außenminister Powell hat vor einigen Tagen die Regierung des Sudan aufgefordert, die arabischen Janjaweed-Milizen zu entwaffnen, die gegen schwarzafrikanische Bewohner der Darfur-Region vorgehen. Im Weltsicherheitsrat wird aber nur ein Resolutionsentwurf vorgelegt, der bei weiteren Übergriffen der Milizen auch nur diese "bestrafen" soll. Die Rolle der sudanesischen Regierung, die die Milizen unterstützt, wird nicht erwähnt.
    Ungestraft räumt wenig später die sudanesische Regierung ein Flüchtlingslager, als der UN-Generalsekretär die humanitäre Lage selber in Augenschein nehmen will. Hinweis der Regierung: die Menschen seien nach Hause gegangen.
    Wer wird endlich zu Gunsten der leidenden Flüchtlinge eingreifen?!
    06.05.04 Die amerikanische Agentur USAID (US Agency for international development) geht davon aus, dass bei optimalem Ablauf der von der UN geplanten Hilfe im Sudan mindestens 300.000 Menschen sterben werden. Auf Grund der in wenigen Tagen einsetzenden Regenzeit werden kaum ausreichend Hilfsgüter in die Krisenregion Darfur und die Grenzregion des Nachbarlandes Tschad eingeflogen werden können. Insgesamt setzt die Hilfe zu spät ein, was zum größeren Teil an der Hinhaltetaktik der sudanesischen Regierung liegt. Immer noch ist es schwierig Hilfslieferungen in das betroffene Gebiet zu transportieren. Unter anderem erteilt die Regierung des Sudan nicht genügend Überflugsberechtigungen. Auch die dringend zusätzlich benötigten Hilfsgelder von Geberstaaten fließen nicht in ausreichendem Maß. (nach SZ vom 06.04.)
    25.05.04 In Kürze wird das UNHCR eine Luftbrücke für die sudanesischen Flüchtlinge im Nachbarland Tschad einrichten. Dort sind inzwischen mindestens 125.000 Flüchtlinge eingetroffen.
    23.05.04 Der Sudan wird wohl ab Montag, den 24.05. auf Druck der UNO und verschiedener europäischer Staaten (wie Deutschland) Hilfsorganisationen in der Region Darfur den Einsatz gestatten. Noch vor der bald einsetzenden Regenzeit müssen Hilfsgüter die Region erreichen, sonst droht laut UNHCR die derzeit größte humanitäre Katastrophe weltweit.
    Spenden werden dringend gebraucht! Über 700.000 Menschen sind im Sudan betroffen! Spenden nimmt z.B. UNICEF entgegen!! Hier kommen Sie direkt zu UNICEF!
    23.04.04 Die Süddeutsche Zeitung veröffentlicht Einzelheiten eines unter Verschluss gehaltenen Berichtes des UN-Menschenrechtshochkomissars zu den Verfolgungen im Sudan: es soll in der Region Dafur, die etwa eineinhalb Mal größer ist als Deutschland, zu "ethnisch motivierten Massenmorden, Vergewaltigungen und Vertreibungen" (SZ vom 23.04.04) kommen. Verantwortlich dafür soll die sudanesische Regierung sein, die gegen unbewaffnete Zivilisten (nicht selten ohnehin Flüchtlinge) Militär einsetzt, unterstützt von einer arabischen Reitermiliz. Insgesamt dürften seit April 2003 etwa eine Million Menschen vertrieben worden sein.
    01.04.04 Die UNO äußert den Verdacht, dass der sudanesischen Regierung ergebene arabische Milizen im Westen des Landes (Region Darfur) gegen schwarzafrikanische Muslime im Sinne einer ethnischen Säuberung vorgehen. Dort haben sich zu Beginn des Jahres 2003 zwei Rebellengruppen formiert, die sich gegen eine Unterdrückung durch die sudanesische Regierung wehren. Es wird von Überfällen auf Dörfer gesprochen, deren Bewohner vertrieben oder ermordet werden.
  • Sudan: Flüchtlingslager in West-Darfur

    Flüchtlingslager in West-Darfur

    Nertiti, West Darfur.
    Nertiti liegt inmitten der Bergregion Jebel Mara am östlichen Zipfel West-Darfurs. Verglichen mit der brütenden Hitze in Nyala, das im äußersten Süden Darfurs liegt, ist die Luft hier frisch und kühl. Nertiti ist ein 7.000 Seelen Ort.

    Eines Tages, um die Neujahrszeit, kamen 700 Menschen, die hier Schutz vor angreifenden Janjaweed suchten. Seither strömen Menschen aus mehr als 40 verschiedenen Ortschaften nach Nertiti. Momentan leben allein hier 35.000 Inlandsvertriebene. Auf zwei Seiten des Städtchens wurden offizielle Flüchtlingscamps errichtet. Im nördlichen Lager sind 4.000 Flüchtlinge registriert, im südlichen leben laut der Registrierungslisten 7.500 Personen. Nertiti ist eine ärmliche Stadt. Auf den ersten Blick ist es kaum möglich, zu unterscheiden, wo die Stadt endet und das Flüchtlingslager beginnt. In den Lagern drängt sich Hütte an Hütte, kaum eine ist größer als zwei Quadratmeter. Dennoch lebt in jeder einzelnen eine ganze Familie mit durchschnittlich sieben bis acht Personen. Die Flüchtlinge sammeln das Stroh für die Hütten in der Umgebung, dort, wo Janjaweed-Milizen umherstreifen. Frauen, die sich aus dem Camp wagen, laufen Gefahr, überfallen und vergewaltigt zu werden, doch scheint dies fast das kleinere Übel, denn Männern droht die Ermordung. Für die Flüchtlinge aber gibt es keine Alternativen. Um ihren Familien einen Unterschlupf zu bauen, müssen sie ihr Leben riskieren. Drei Frauen kommen uns entgegen. Auf dem Kopf tragen sie ein riesiges Gebinde von Zweigen und Ästen, dem künftigen Gerüst für eine etwas stabilere Stohhütte. Das Material stammt aus der Gegend, die von den Janjaweed kontrolliert wird. Die ganze Sammelaktion bedeutete für sie gefahrvolle sieben Stunden. Jene, die schon seit mehreren Wochen im Camp leben, haben wenigstens ein Dach auf ihrer Hütte. Die meisten aber leben hinter einfachen Trennwänden aus Stroh, dem Wetter ausgesetzt und quasi ohne Privatsphäre. Ihre Nachbarn sind nur wenige Zentimeter entfernt.

    Zalingei
    ist eine alte Kolonialstadt, am östlichen Rand der Provinz West-Darfur.

     
    Foto: Christoph Püschner

    Die lokalen Autoritäten versuchen alle, die sich in der Stadt auf öffentlichen Anlagen, in Schulgeländen, einfach auf jedem freien Quadratmeter niedergelassen haben, davon zu überzeugen, in die offiziellen Flüchtlingscamps zu ziehen. Es wurde sogar ein neues Areal für sie bereitgestellt, doch bisher sind nur wenige dorthin umgesiedelt. Die NGOs (Nichtregierungsorganisationen), die Hilfsorganisationen in dieser Region, geben hierfür vor allem zwei Gründe an: So ist zum Einen das neu ausgewiesene Gebiet zu weit von der Stadt entfernt, und damit sinkt die Chance auf eine gelegentliche Arbeit, um etwas Essen zu kaufen. Zum Anderen aber ist es schlichtweg Angst, die die Menschen in der Stadt hält. Denn hier in der Masse, wähnen sich die Flüchtlinge zumindest etwas sicherer. Diesen Menschen ist es gelungen, den grausamen Überfällen der Janjaweed zu entkommen und ihr nacktes Leben zu retten. Und so wiegt Sicherheit für sie schwerer als alles andere.

    Al Hamidia Das erste Camp
    Al Hamidia, beherbergt rund 17.000 Flüchtlinge. Es liegt oben auf einem Hügel, Reihe um Reihe Strohhütten, einige mit einem Dach aus Plastikplanen, um die Bewohner während der wolkenbruchartigen Regengüssen trocken zu halten, mit der sich die Regenzeit bereits angekündigt hat. Am Eingang stehen Frauen Schlange, um Trinkwasser zu bekommen.

    Sudo (Sudan Social Developement Organisation), die Partnerorganisation von Caritas international und Diakonie Katastrophenhilfe in Darfur hat hier zwei Schulen und ein Krankenhaus gebaut. Die Schulen stehen nebeneinander, einfache Strohmatten dienen als Wände. Rund 3.000 Kinder werden hier in acht Klassen unterrichtet. Gegenüber liegt die kleine Gesundheitsstation mit einem Raum zur Aufnahme der Patienten, einem Sprechzimmer und Behandlungsräumen nebenan.

    Von Fiona Callister

    Quelle: Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung von Caritas International (www.caritas-international.de)

  • Sudan: Darfur - Interviews mit Flüchtlingen

    Interviews mit Flüchtlingen in Darfur

    Fatma Mohammed Hasaballah: "Vor fünf Tagen habe ich im Wald Material gesucht, um für meine Hütte ein Dach zu bauen. Dort haben mich die Janjaweed aufgespürt. Sie fragten mich, was ich da mache und forderten mich auf, alles was ich gesammelt hatte, abzuladen und zu verschwinden. Ich fragte sie "Warum macht ihr das? Warum lasst ihr mich nicht in Ruhe?" Doch die Janjaweed antworteten, sie hätten keinen Grund, und begannen, mich zu schlagen und zu treten. Sie haben meine Schulter ausgekugelt und ich habe viele Schnitte von dem Überfall. Foto: Caritas international Ich habe sieben Kinder, die alle mit mir in der Hütte leben. Unser Nachbar hat uns erlaubt, bei ihm zu schlafen, weil unsere Hütte nicht fertig ist. Wenn es mir wieder besser geht, möchte ich aber wieder zurück in meine Hütte. Wir haben unser Dorf Kougo verlassen, als die Janjaweed uns überfallen haben. Sie haben meinen Mann mitgenommen. Ich habe ihn seither nicht mehr gesehen. Das Dorf haben sie vollständig niedergebrannt. Nach dem Überfall sind ein paar Leute zurück ins Dorf und sie haben die Leichen von den Männern entdeckt, die die Janjaweed getötet haben, aber meinen Mann haben sie nicht gefunden. Von den 500 Männern aus meinem Dorf haben sie 28 getötet. Ich habe absolut nichts mitnehmen können. Als ich vor einem Monat hierher ins Camp kam, gab es zuerst gar nichts. Erst nach drei Tagen haben wir etwas Getreide, Öl, und Wasser bekommen."

    Isahage Abubaka: "Ich war Farmer in einem Dorf namens Um Haras. Ich hatte 20 Kühe, 40 Ziegen, zwei Pferde und drei Esel. Als die Janjaweed uns angegriffen haben, haben sie mir alles weggenommen, außer meinem Esel, denn mit dem Esel war mein Sohn zum Markt unterwegs und sie wussten nichts davon. Die Janjaweed kamen mit großen Waffen, sie hatten Maschinengewehre, die auf Lastwagen montiert waren. Die Leute aus dem Dorf sind weggerannt, viele wurden erschossen. Die Janjaweed haben alles geplündert, was zu finden war. Sie haben allein aus meiner Familie 28 Mitglieder erschossen. Meinen Vater, meinen Onkel, meine Tante mit ihrem Sohn, meine zwei Brüder. Alle erschossen. Die Janjaweed kamen am 1. Januar, von den 600 Leuten im Dorf haben sie 133 Menschen ermordet. Unser Dorf war wohlhabend. Wir hatten eine fruchtbare Landwirtschaft, Viehzucht, wir hatten eine Pumpanlage für Trinkwasser. Ich hatte einen Garten voller Orangenbäume - die Janjaweed haben einfach die Bäume gefällt. Auch die Pumpe haben sie mitgenommen. Als wir dann hierher ins Flüchtlingslager gekommen sind, hat man uns Essen und Decken gegeben. Dann aber gab es einen Überfall der Janjaweed auf das Camp und wieder haben sie uns alles geraubt. Der erste Angriff war am 17. Februar. Seither gab es zwei weitere Überfälle. Der letzte war am 27. März. Dieses mal kamen sie nicht ins Lager selbst, aber sie griffen die Leute auf der Straße an. Einem haben sie dabei 40.000 Dinar (154 Us-Dollar) geraubt - es war alles was er hatte. Ich habe zwei Frauen und zusammen 20 Kinder. Wir brauchten vier Stunden, um hierher ins Lager zu kommen. Einerseits fühle ich mich hier sicher, andererseits aber auch nicht. Wir leben hier mit sehr vielen Leuten, das gibt mir ein sicheres Gefühl. Aber sobald wir hier rausgehen, um Holz oder Gras für den Esel zu sammeln, sind wir vollkommen schutzlos. In unser Dorf können wir nicht zurück. Es wurde dem Erdboden gleich gemacht."

    Khadia Abdullah Kabir: "Ich wurde in meinem Dorf überfallen und später haben sie das Dorf niedergebrannt. Deshalb sind wir hier. Ich konnte nichts mitnehmen außer einem kleinen Kochtopf. Eines Tages sind die Janjaweed gekommen und haben alles geplündert, was wir hatten. Wir waren auf dem Markt und als die Janjaweed ins Dorf gekommen sind, haben sie sich in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe hat das Dorf angegriffen, die andere den Marktplatz. Sie kamen mit Gewehren auf ihren Pferden - ohne jede Vorwarnung. Wir wussten gleich, dass es Janjaweed sind, denn wir kannten sie alle. Sie kamen nämlich selbst immer zum Markt, wir gaben ihnen Essen und Trinken und sie waren immer freundlich. Wenn wir im Dorf ein Fest hatten, kamen sie als Gäste, um zu gratulieren und umgekehrt gingen wir auch zu ihnen. Fünf Leute aus meinem Dorf wurden bei dem Überfall umgebracht und mehr als zehn wurden verletzt. Die Janjaweed kamen und fragten, ob wir "dura" (eine Weizensorte) hätten. Wer ihnen dura gab, den ließen sie in Frieden. Wer ihnen nichts gab, wurde sofort erschossen. Die Janjaweed überfielen mein Haus, ich rannte hinaus und konnte nur noch meine Kinder und einen kleinen Kochtopf mitnehmen. Ich habe 10 Kinder, sie sind zwischen dreißig und fünf Jahren alt. Vier meiner Kinder leben noch bei mir. Mein Dorf wurde vollständig niedergebrannt, aber wir konnten entkommen. Nachdem wir geflohen waren wurden die Leute, die zurückgeblieben sind, von den Janjaweed bestraft. Einer Frau wurden die Finger abgeschnitten, weil sie sich weigerte ihren Weizen herauszugeben. Wir sind zu einem Flüchtlingslager gebracht worden, wo es aber keinerlei Hilfe gab - nicht einmal sauberes Wasser stand dort zur Verfügung. Dort blieben wir 22 Tage - unser Dorf wurde am 22. März niedergebrannt. Wir lebten dort, als würden wir fasten: Wir mussten ein Stück Brot in drei oder vier Teile brechen und jeweils eines davon unseren Kindern geben. Einige aus dem Dorf schafften es, heimlich in die Provinzhauptstadt zu gelangen und sie kauften uns Nahrung. Wenn zum Beispiel einer Brot besorgte, dann geschah das heimlich - und viel konnte er nicht mitbringen. Wenn er also 10 Brote brachte, dann musste es unter allen Leuten aus den fünf Nachbardörfern geteilt werden. Wir sind Ende April hier [in Zalingei] eingetroffen. Gleich am Anfang haben wir von Roten Kreuz Weizen bekommen: für vier Personen einen Sack. Aber er hat nur ungefähr vier Tage gereicht, weil die Verteilungsstelle mitten in der Stadt war und wir jemanden brauchten, der uns beim Transport half. Da wir kein Geld haben, mussten wir mit Weizen zahlen... Im Moment essen wir ausschließlich mit Wasser gekochtes Getreide, weil wir kein Geld haben, uns etwas anderes zu kaufen. Aber ich brauche vieles: Ich brauche noch Plastikplanen, um die Hütte ganz abzudecken, ich brauche Essen und Kleidung. Ich habe nur das, was ich auf dem Leib trage. Wir haben auch keine Decken und ich muss die Kinder mit meinem Umhang zudecken. Nachts wird es inzwischen kalt."

    Quelle: Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung von Caritas International (www.caritas-international.de)

  • Flüchtlinge im Tschad

    Flüchtlinge im Tschad

    Abdullah ist nach Mahamata geflohen, einem Dorf einige hundert Meter von der sudanesischen Grenze entfernt. Das Dorf ist zweigeteilt: die ortsansässige Bevölkerung auf der einen, und auf der anderen Seite jenseits eines kleinen Grabens die Flüchtlinge, die seit dem Sommer 2003 in einem steten Strom angekommen sind.

    Mahamata ist ein Dorf mit 157 Haushalten, die 1.800 Flüchtlinge willkommen geheißen haben. Die Bewohner haben ihr karges Weideland und die ohnehin knappen Lebensmittel mit den Ankömmlingen geteilt. Beide Gruppen gehören der gleichen ethnischen Gemeinschaft an, die Familienbande sind seit langem durch Eheschließungen grenzübergreifend. So wurden die Flüchtlinge in dem Dorf als Mitglieder der eigenen großen Familie empfangen. Mahamata ist nur ein Dorf unter vielen, im Nachbardorf, nur unbedeutend größer, sind die Verhältnisse vergleichbar.

    Mittlerweile allerdings werden in den Dörfern Stimmen laut, die vor dem drohenden Hunger warnen, falls die Flüchtlinge noch länger bleiben sollten. Die Dorfbewohner klagen, dass jedes Mal, wenn sie sich zum Essen setzen, ein Flüchtlingskind auftaucht und um Nahrung bittet; und das Mitgefühl gebietet, diese Bitten niemals abzuweisen. Zudem kommen viele Flüchtlinge mit ihrem Vieh, und die wenigen Büsche sind in dem versteppten Landstrich bald kahl gefressen.


    Foto: Caritas international

    Bericht einer sudanesischen Mutter, deren Familie aus Darfur fliehen musste

    Habiba Adam:

    "Ich bin hier mit meinen vier Kindern und meinem Mann, aber andere aus unserer Familie sind noch immer jenseits der Grenze. Wir sind aus unserm Dorf in Darfur vertrieben worden. Wir waren Bauern und haben Hirse angebaut. Einige Leute kamen und haben alles gestohlen; sie haben auch meine Kühe mitgenommen. Nur das Kalb ist übriggeblieben, dass wir hierher mitgebracht haben. Wir waren in großer Gefahr. Also sind wir spät in der Nacht aufgebrochen und hierher ins Flüchtlingslager geflohen. Wir sind noch keine vier Wochen hier.

    Vor fünf Monaten sind wir von zu Hause geflohen und sind zu Fuß bis hierher gekommen. Als wir die Grenze erreicht hatten haben wir Kinder zurück ins Dorf geschickt, um uns Essen zu holen. Sie haben uns etwas bringen können, aber als wir sie zum zweiten Mal losschickten war unser Dorf nieder gebrannt und nichts mehr war übrig.

    Die Regierung hat Hubschrauber geschickt, aber wir wissen nicht, warum sie unser Dorf abbrennen lies. Es sind Araber und sie sind bewaffnet. Wenn sie Frauen und Kinder antreffen schlagen sie, wenn sie Männer finden, töten sie.

    Mein Mann ist eine Nacht später als wir geflohen. Die meisten Frauen und Kinder fliehen zuerst und die Männer kommen nach.

    Wir sind hier angekommen mit nichts als einen Sack voll Hirse und ein wenig Kochgeschirr. Hier bekommen wir Essen, weil wir nichts haben, um selbst etwas kaufen zu können. Allerdings reicht die Hirse nicht aus, die uns zugeteilt wird.

    Hier fühlen wir uns sicher und wir wollen nicht zurück. Außer, wenn man uns bittet zurückzukommen und garantiert ist, dass wir in Sicherheit sind - sonst gehen wir nicht. Wir sind es leid, auf der Flucht zu sein. Es gibt hier einen Gesundheitsdienst, aber wir bekommen nur Tabletten. Es heißt immer wieder, dass es bald Unterricht für die Kinder gebe, aber er hat noch nicht angefangen.

    Ich weiß nicht, was die Zukunft für meine Familie bringt. Aber wie soll ich das auch wissen, solange ich hier bin?"

    Quelle: Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung von Caritas International (www.caritas-international.de)

  • Darfur - Hilfe aus der Luft

    Darfur - Hilfe aus der Luft

    Auf Grund der großen Entfernungen sind Lieferungen aus der Luft oft der effektivste, schnellste und sicherste Weg Nahrungsmittel und wichtiges Material zu den Flüchtlingen zu bringen.

    Hilfe aus der Luft Hilfe aus der Luft

    Hier werden Hilfslieferung beim Kirindang IDP camp, West-Darfur abgeworfen. Dort sind Binnenflüchtlinge untergebracht (IDP = internaly displaced people), die nur per Luft versorgt werden können, insbesondere auf Grund der Überfälle durch die Janjaweed und heftiger Niederschläge, die Straßen für größere Lastwagen unpassierbar machen.

    Quelle: Text: World Food Programme (WFP/Richard Lee), Fotos © WFP

  • Flüchtlinge: Betreut durch das UNHCR

    Flüchtlinge - betreut durch das UNHCR

    Das UN-Flüchtlingshilfswerk (United Nations High Comissioner of Refugees , d.h.: der Hohe Flüchtlingskomissar der Vereinten Nationen) unterstützt derzeit etwa 26 Millionen Flüchtlinge und Fluchtrückkehrer weltweit.

    Im Vergleich die Situation Ende 2002:

    unhcr

    Dazu kommen derzeit etwa 40 Millionen Binnenvertriebene und beinahe 4 Million Staatenlose, die eigentlich nicht unter das UN-Mandat des UNHCR fallen, für die es aber keine eigene Hilfsorganisation gibt.

    Woher kommen die Flüchtlinge:

    Zum Vergleich nochmals das Jahr 2002:

    unhcr

    Laut UNHCR beträgt die tatsächliche Zahl der Flüchtlinge (u.ä.) etwa 65 Millionen!

    Weitere Infos:

    • Hier geht es zu Textauszügen aus den geltenden Flüchtlingsabkommen: -> hier klicken

    Quelle:

    • UNHCR ("UNHCR auf einen Blick", Stand 09/2003)
    • UNHCR (Global Trends 2016)
      Vollständiger Text als pdf-File herunterzuladen unter: www.unhcr.de
  • Flucht

    Creative Commons by-sa 4.0 Christian Michelides

    Flucht

    Noch nie kamen in Mitteleuropa so viele Flüchtlinge an, Hunderttausende aus Syrien, Tausende aus dem Irak, Afghanistan,... und wohl bis zu 500.000 über das Mittelmeer aus vielen afrikanischen Staaten. Hier ein kurzer Blick auf einige Gründe, die man nicht vergessen sollte, wenn man über diesen Problemkreis nachdenkt.

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