Kipppunkte (Kippelemente) im Klimawandel - wenn sich Klimaelemente sprunghaft ändern
Die Forschungsergebnisse, die im Vorfeld der großen Konferenz "Tipping Points: from climate crisis to positive transformation" an der Universität Exeter (12.-14. September) veröffentlicht werden, kommen zu dem Schluss, dass die menschlichen Emissionen die Erde bereits in die Gefahrenzone der Kipppunkte gebracht haben. Fünf der sechzehn Kipppunkte könnten bei den durch die globale Erwärmung schon heute erreichten Temperaturen ausgelöst werden: das grönländische und das westantarktische Eisschild, ein weit verbreitetes abruptes Auftauen der Permafrostböden, der Zusammenbruch der Konvektion in der Labradorsee, und das massive Absterben der tropischen Korallenriffe. Vier dieser fünf Ereignisse werden bei einer globalen Erwärmung von 1,5 °C von zunächst nur möglichen zu dann wahrscheinlichen Ereignissen und fünf weitere werden bei einem Erwärmungsniveau von 1,5°C möglich.
"Wir sehen bereits Anzeichen für eine Destabilisierung in Teilen der westantarktischen und grönländischen Eisschilde, in Permafrostgebieten, im Amazonas-Regenwald und möglicherweise auch in der atlantischen Umwälzzirkulation," erklärt der Hauptautor David Armstrong McKay vom Stockholm Resilience Centre, der Universität Exeter und der Earth Commission.
"Die Wahrscheinlichkeit des Überschreitens von Kipppunkten kann durch eine rasche Reduzierung der Treibhausgasemissionen verringert werden"
"Die Welt ist bereits von einigen Kipppunkten bedroht. Wenn die globalen Temperaturen weiter ansteigen, werden weitere Kipppunkte möglich", fügt Armstrong McKay hinzu. "Die Wahrscheinlichkeit des Überschreitens von Kipppunkten kann durch ein rasches Senken der Treibhausgasemissionen verringert werden, und zwar ab sofort."
Im Sechsten Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) heißt es, dass das Risiko des Auslösens von Klima-Kipppunkten bei etwa 2 °C über den vorindustriellen Temperaturen hoch und bei 2,5 bis 4 °C sehr hoch wird.
Diese neue Analyse deutet darauf hin, dass die Erde bereits einen 'sicheren' Klimazustand verlassen haben könnte, wenn die Temperaturen eine Erwärmung von etwa 1°C überschreiten. Eine Schlussfolgerung der Untersuchung ist daher, dass selbst das Ziel des Pariser Abkommens der Vereinten Nationen, die Erwärmung auf deutlich unter 2°C und vorzugsweise 1,5°C zu begrenzen, nicht ausreicht, um einen gefährlichen Klimawandel vollständig zu vermeiden. Der Bewertung zufolge steigt die Wahrscheinlichkeit eines Kipppunkts von 1,5 bis 2°C Erwärmung deutlich an, mit noch höheren Risiken jenseits von 2°C.
Die Studie liefert starke wissenschaftliche Unterstützung für das Pariser Abkommen und die damit verbundenen Bemühungen, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, da sie zeigt, dass das Risiko von Kipppunkten jenseits dieses Niveaus eskaliert. Um eine 50-prozentige Chance zu haben, 1,5 °C zu erreichen und damit das Risiko von Kipppunkten zu begrenzen, müssen die weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2030 um die Hälfte reduziert werden, um bis 2050 netto Null zu erreichen.