Der Regenwald im Kongobecken wird "braun"
Eine Analyse von Satellitendaten der NASA zeigt, dass Afrikas Regenwald im Zentrum des Kongo, der zweitgrößte tropische Regenwald der Welt, einen deutlichen Rückgang im Grüngrad der Blattmasse im Laufe des letzten Jahrzehnts erlebt hat. Die Studie unter Leitung von Liming Zhou von der Universität Albany (Staatliche Universität New Yorks), zeigt, dass zwischen 2000 und 2012 der Niedergang einen zunehmenden Teil der Waldfläche betroffen und sich deutlich verstärkt hat. Die Studie, veröffentlicht am 23. April 2014 im Magazin Nature, ist eine der umfassendsten Beobachtungsstudien, um die Effekte des langfristigen Wassermangels auf kongolesische Regenwälder mit mehreren unabhängigen Satellitensensoren zu erforschen. Wissenschaftler verwenden die von Satellitenbeobachtungen abgeleitete Farbe "Grün" von Waldgebieten als einen Hinweis auf die Waldgesundheit.
Während diese Studie besonders den Einfluss einer anhaltenden Dürre in der Kongoregion seit 2000 betrachtet, betonen Forscher, dass eine fortlaufende Austrocknungstendenz die Zusammensetzung und Struktur des Regenwaldes im Kongobecken verändern könnte, was seine Artenvielfalt und auch die Fähigkeit zur Kohlenstoff-Lagerung beeinflussen würde.
Dr. Zhou betont: Es ist wichtig diese Veränderungen zu verstehen, weil die meisten Klimamodelle voraussagen, dass tropische Wälder unter Stress sind wegen der zunehmenden Wasserknappheit in einem wärmeren und trockeneren Klima des 21. Jahrhunderts".
Diese Animation zoomt in den Regenwaldbereich Afrikas hinein und zeigt zuerst die Waldbedeckung, dann wird zu einer Darstellung des Vegetationsindex gewechselt, die Verbraunung des Regenwaldes im Kongobecken wird sichtbar.
(NASA/GSFC)
Bisherige Forschung hat satellitenbasierte Messungen des Vegetationsgrüns verwendet, um Änderungen im Regenwald des Amazonasgebietes, besonders die Effekte von Kurzzeitwassermangel in den Jahren 2005 und 2010 zu untersuchen. Bis jetzt ist den afrikanischen Regenwäldern wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden, wo Bodenmessungen noch spärlicher sind als im Amazonasgebiet, und wo Wassermangel weniger massiv ist, aber inzwischen eben über mehr als ein Jahrzehnt andauert. Um den Einfluss des langfristigen Wassermangels auf den Regenwald des Kongo zu klären, begannen Zhou und Kollegen zu untersuchen, ob sie eine Tendenz der Farbe Grün der Vegetation in Satellitenmessungen entdecken würden. Dieser sogenannte Enhanced Vegetation Index wird aus Daten abgeleitet, die vom Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) auf dem NASA-Satelliten Terra gemessen werden. Die Wissenschaftler haben ihre Analyse auf intakte, bewaldete Gebiete im Kongobecken während der Monate April, Mai und Juni jedes Jahres bezogen, da während dieser Zeit die erste von zwei Hauptregenzeiten auftritt.
Das ganze zentrale Kongobecken zeigt die Tendenz, das die Baumwipfel brauner werden. Dargestellt ist die Veränderung zwischen 2000 und 2012.
(NASA/GSFC)
Die Studie hat eine allmählich abnehmende Tendenz im Regenwald-Grün des Kongo gefunden, manchmal als "Braunwerden" bezeichnet. Sie vermuten, dass dies eine schrittweise Anpassung des Regenwaldes an die langfristige Tendenz zu geringeren Niederschlägen ist. Diese Reaktion steht im Gegensatz zu den unmittelbareren Auswirkungen einer kurzfristigen Dürre im Amazonasregenwald, wo z.B. eine große Zahl von Bäumen durch Wassermangel abgestorben sind. Das Braunwerden der Baumkronen geht mit der beobachteten Menge an für die Bäume verfügbarem Wasser einher, ob als Niederschlag, als Grundwasser, Wasser in den Böden oder Wasser, das in der Vegetation gespeichert ist.
Ob der immergrüne Regenwald sich bei anhaltendem Wassermangel irgendwann in eine Savanne mit angepassten und teil auch laubabwerfenden Bäumen verwandeln wird, kann noch nicht vorausgesagt werden.
Im Zuge des Klimawandels steigen aber bereits die Temperaturen auch im Äquatornähe an, was zu einer höheren Verdunstung führt. Dies kann zusätzlichen Wasserstress der Regenwaldbäume hervorrufen, der sich eventuell noch verstärken wird.
Quelle: NASA / GSFC