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Tote in Kairo - ein Erlebnis ohne Photos

Nach der perfekt organisierten Nil-Kreuzfahrt wollten wir uns doch lieber allein ein Bild von Kairo machen. Ein Bild?
Eigentlich sind es ja zwei Erlebnisse, die mein Kairo-Bild mit prägen:

Als meine Frau und ich quer durch die engen und verwinkelten Gassen der Altstadt Kairos in einer Nachmittagshitze spazierten, die auch die Einheimischen zum Schwitzen brachte, gerieten wir kurz vor einer Moschee in einen gewölbeähnlichen Durchgang. Wie alle schattigen Bereiche Kairos wurde auch er genutzt. Rechts ein paar Stühle, daneben eine Holzkiste, alles sehr staubig, für meinen Geschmack. Links im Dämmerlicht erkenne ich und dann auch meine Frau eine Gestalt auf einer Art Pritsche. Eine Frau mittleren Alters liegt mit abgewandtem Gesicht darauf. Auf ihr dutzende, wohl eher hunderte von Fliegen. Auf ihrer Kleidung, auf den unbedeckten Händen, in den Haaren, im Gesicht.
Ein Blick von meiner Frau - nein, ich bleibe jetzt nicht stehen! Atmet die Liegende? Ich kann es nicht sagen, aber nichts weist darauf hin.
Wir eilen weiter, sind etwas bleicher als vorher und können nicht so recht gleuben, was wir gesehen haben. Zurück gehen wir nicht.

Zwei Tage später machen wir uns zu Fuß auf zu den Pyramiden von Gizeh, die etwa eine halbe Wegstunde entfernt liegen von unserem Luxushotel mit Swimmingpool, Vollklimatisierung (ich habe abends einen Pulli zum Essen angezogen - bei 38°C Außentemperatur) und Bediensteten, die wieder einmal nicht zulassen, dass wir unsere Koffer auch nur einen Schritt weit selber tragen.
Ein Polizist hilft uns einmal mehr über eine viel befahrene Straße, indem er den Verkehr anhält. Noch immer haben wir nicht gelernt dieses "Chaos" zu überblicken - drei markierte Fahrspuren, aber fünf Autos fahren nebeneinander!
Über der Kreuzung ein Fahrzeug der schwarz gekleideten Sondereinheiten des Innenministeriums, ein Maschinengewehr auf dem Dach des Pickup montiert. Die Uniformierten sind stets sehr höflich (uns gegenüber) und tragen zudem immer eine Maschinenpistole mehr oder minder lässig vor dem Körper, von einem Riemen um den Nacken getragen, meist nur mit einer Hand am Griff.
Ihr Gefährt steht halb auf dem Gehweg. Etwa eineinhalb Meter Platz bis zur Mauer, die das nächste Grundstück begrenzt. Wir gehen in angemessenem Tempo vorbei. Am Fuß der Mauer liegt ein Bündel Stoff, circa ein Meter achtzig lang, 60 Zentimeter breit. Neugierig fixiere ich es genauer und kann nun deutlich ausmachen, was da vor uns auf dem Gehweg liegt. Eine menschliche Gestalt ist vollständig in eine Decke, die zum Teil auch mit einem dünnen Band verschnürt ist eingehüllt und bewegt sich nicht.
Als wir vom Pyramidenplateau zurück kehren ist niemand mehr da.

Bei beiden Begegnungen haben weder ich noch meine Frau daran gedacht ein Erinnerungsphoto zu machen.

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