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Wüstenbekämpfung - Baumschulen für ein grünes Mali

Dorothee Kolbe
(gekürzt und leicht verändert mit freundlicher Genehmigung des DED)

Schlagwort: Desertifikation
Der Kreis Bla liegt in der sudano-sahelischen Zone, also südlich angrenzend an die Sahelzone, wo das Klima für eine Landwirtschaft in herkömmlicher Form problematisch ist. Viele denken bei Desertifikation zuerst an den Sahel, doch sind die südlich angrenzenden, etwas niederschlagsreicheren Zonen genauso betroffen. Die Dürren der siebziger und achtziger Jahre blieben auch dort nicht ohne Folgen.

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(Foto: Dorothe Kolbe)

Baumschulen
Schon bald nach der Gründung des Projet Agro-Ecologie de Bla (PAE) in Bla 1986 richteten einige Dörfer Baumschulen ein, um den Rückgang des Baumbestandes zu stoppen. Dazu wurden meist zwei Personen aus der Dorfgemeinschaft bestimmt, denen die Verantwortung für den Aufbau übertragen wurde. Über das PAE bekamen sie die nötigen Kenntnisse für die Führung einer Baumschule vermittelt.
Die so verwalteten Baumschulen funktionierten in der Regel jedoch nur mäßig. Die Arbeiten zur Anzucht von kleinen Pflänzchen, vor allem das Gießen, waren sehr zeitintensiv und blieben im Allgemeinen an den zuvor bestimmten Verantwortlichen hängen. Seit in Mali nach der Revolution Anfang der neunziger Jahre ein Demokratisierungsprozess einsetzte, lassen sich kollektive Maßnahmen kaum mehr durchführen.
Als Reaktion auf diese Erfahrung wurden die Baumschulen privatisiert. Bald zeigten sich Erfolge. Durch den Verkauf von Pflanzen erhielten die Baumschulbetreiber einen kleinen Verdienst, der sie dazu ermutigte weiter zu machen.

Das Projekt PAE unterstützte sie dabei in mehrfacher Weise:

  • Günstige Konditionen für den Erwerb von hilfreichen Geräten (Gießkannen etc.)
  • Kostenlose Schulungen, z.B. zur Veredelung von Obstbäumen
  • Kostenloser Transport von Setzlingen zum Pflanzort
  • Abnahmegarantie für einen Teil der Produktion von Setzlingen.

Zur Durchführung von verschiedenen Pflanzmaßnahmen, die durch das PAE initiiert oder gefördert wurden, benötigte das Projekt zahlreiche Pflanzen, die es in den existierenden Baumschulen vorbestellte.

Baumleidenschaft
Die Baumschule ist weit mehr als eine weitere Einnahmequelle neben Ackerbau und Viehhaltung. Zwar muss für einen Baumschulbesitzer seine Baumschule einen ökonomischen Nutzen haben oder zumindest kostendeckend arbeiten. Aber die Menschen haben auch erkannt, wie wichtig der Baumbestand ist. Einer von ihnen sagte einmal: "On a l’amour pour l’arbre". Übersetzen könnte man das in etwa so: "Unser Verhältnis zum Baum ist leidenschaftlich."
Und so werden schließlich auch die meisten Pflanzungen von den Baumschulbetreibern selbst durchgeführt. Sie spielen dadurch eine wichtige Rolle für die Bewahrung der Baum- und Strauchbestände im Kreis Bla. Nicht nur, weil sie Pflanzen produzieren, sondern auch weil sie selbst als engagierte Pflanzer mit gutem Beispiel voran gehen.
1998 gab es in Bla 22 gut geführte Baumschulen, die 25.000 Setzlinge produzierten. Mit etwa 50 verschiedenen Baum- und Straucharten ist die Bandbreite der mittlerweile in den Baumschulen produzierten Pflanzen bemerkenswert. So haben die Baumschulbetreiber damit begonnen, selten gewordene einheimische Bäume zu pflanzen. Dies ist von großer Bedeutung für das Leben der ländlichen Bevölkerung, weil fast alle Baumarten von direktem Nutzen sind: Blätter und Früchte für die Nahrung, Viehfutter, handwerkliche Produktion und traditionelle Heilmittel. Die verbliebenen Bestände können diese Bedürfnisse häufig nicht mehr befriedigen.

Gemeinsam geht es besser
Eine wichtige Voraussetzung für die Produktion von Setzlingen in den Baumschulen ist deren termingerechte Versorgung mit Pflanzsäckchen, die es in Bla nicht zu kaufen gibt. Zehn Jahre lang hatten Projektmitarbeiter diese Aufgabe übernommen, so dass den Baumschulbetreibern die Umstellung schwer fiel. Alleine konnten sie die organisatorischen Hindernisse kaum überwinden. Unter der Leitung des PAE bekamen einige Baumschulbesitzer die Gelegenheit, eine Vereinigung von Baumschulbetreibern in der ca. 80 km entfernten Stadt Koutiala zu besuchen und deren Mitglieder zu befragen. Die Vorteile solch eines Zusammenschlusses waren offensichtlich und so erfolgte bald darauf die Gründung von Benkadi in Bla. Benkadi ist Bambara, die Sprache der größten Volksgruppe in Mali, und heißt wörtlich übersetzt: Es ist gut sich zu begegnen.

Fit für die Wüstenbekämpfung
Seit der Gründung der Vereinigung der Baumschulbetreiber im Kreis Bla wurde vom PAE darauf hin gearbeitet, dass die Baumschulbetreiber ihre Aktivitäten nach Projektende selbständig weiter führen könnten.

Zu den Unterstützungsmaßnahmen zählten:

  • Vermitteln spezieller Kenntnisse zur Produktion einheimischer Baumarten
  • Beraten bei der Ausarbeitung eines Modus für die Versorgung mit Pflanzsäckchen
  • Unterstützen beim Einrichten eines zentralen Verkaufsplatzes in Bla
  • Einführen in wichtige Aspekte des Managements einer Organisation
  • Schulung der entsprechenden Vorstandsmitglieder für die Verwaltung der Finanzen.

Die Geschichte der bäuerlichen Baumschulen im Kreis Bla zeigt deutlich, wie komplex sich ein einzelner Arbeitsbereich in einem Ressourcenschutz-Projekt gestalten kann. Es ergibt sich ein hoch interessantes und anspruchsvolles Tätigkeitsfeld für Entwicklungshelfer. Selbstverständlich ist Fachwissen erforderlich, damit Problemfelder erkannt und ein entsprechender Maßnahmenkatalog erarbeitet werden kann. Schulungen zu technischen Detailfragen wie Saatgutvorbereitung, Pfropfen, Pflanzabstände etc. können meist durch einheimische Spezialisten sehr gut durchgeführt werden.
Nachhaltigkeit kann nur dann erzielt werden, wenn nach Ablauf einer Phase der Unterstützung durch ein Projekt folgende Punkte zutreffen:

  • Eine angemessene Anzahl von Bauern verfügt über das notwendige technische Wissen
  • Für die Maßnahmen benötigte Materialien können selbst besorgt werden
  • die verbreiteten Maßnahmen sind rentabel.

Bei den meisten Aktivitäten ist es sinnvoll, einen entsprechenden Rahmen zu schaffen, so wie sie die Vereinigung für die Baumschulbetreiber darstellt.

Nach 15 Jahren Unterstützungsarbeit schloss PAE plangemäß seine Pforten im Landkreis Bla. Unterstützt worden war das Projekt durch den DED, finanziert wurde es seit 1990 durch die Deutsche Welthungerhilfe.

Jetzt sind die einheimischen Baumschulbesitzer selber Träger ihres Projektes!

Quelle: Deutscher Entwicklungsdienst (Hrsg.): Ländliche Entwicklung und Ressourcenschutz. Bonn 2004, 35ff.

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