Tschernobyl II
Gründe für den GAU (größten anzunehmenden Unfall)
Die Operateure des Reaktors haben durch eine Kombination von:
- unvollständiger Anzeige von Reaktor-Messwerten
- falschen Interpretationen von Messwerten
- zu geringe Kenntnis aufgrund mangelnder Ausbildung
- Unkenntnis oder Nichtbeachtung von Vorschriften
- einen sich nicht gutmütig verhaltenden Kernreaktortyp und
- einem nicht durch einen Sicherheitsbehälter abgeschlossenem Reaktorgebäude,
den Reaktor in einen Zustand gebracht, der zu einer Zerstörung des Reaktorkerns
und des Reaktorgebäudes führte, dies mit der Folge einer massiven
Freiseztung radioaktiver und giftiger Stoffe.
Die Evakuierung der Umgebung
- Alle Einwohner von Pripjat und im Umkreis von 3 Kilometern wurden innerhalb
von 36 Stunden evakuiert (50.000 Einwohner).
- In den folgenden Wochen und Monaten wurden weitere 67.000 Menschen in der
30-km-Zone evakuiert
Dekontaminierungsversuche
- Zwischen 600.000 und 1,2 Millionen "Liquidatoren" ( "Freiwillige",
Studenten und Soldaten) kamen um zu dekontaminieren, die meisten starben an
den Spätfolgen der Strahlung (Krebserkrankung, Immunschwäche/ "T-Aids",
Depressionen (Selbstmord)).
- Die "Dekontaminierung" beschränkte sich auf Bereiche unmittelbar
am Reaktor, wo Explosionstrümmer, Schutt und Staub entsorgt wurden.
- Eine tatsächliche Dekontaminierung der verseuchten Bereiche hätte
den Abtrag der obersten Erdschichten (etwa 10-30cm) auf weit über 100
Quadratkilometern, eher noch auf 1000 Quadratkilometern Fläche bedeutet.
Dies ist technisch und finanziell aber nicht zu bewältigen. Pro Quadratkilometer
wären mindestens 100.000 Kubikmeter (!) endzulagerndes Erdreich angefallen.
Wo ging der "Fallout" nieder?
- 1. Meldungen über Anstieg der Radioaktivität kam am 28.04. aus
Schweden
- Aufgrund veränderter Wetter- und Strahlenlage, driftet eine radioaktive
Wolke nach Polen ab
- Ab 29.04 erreicht sie Deutschland, bis am 30.04 ein Hochdruckgebiet die
Luft aus der Ukraine nach Süddeutschland, v.a. nach Bayern strömen
ließ
- In Südbayern gab es heftige Gewitterregen, wodurch fast die gesamte
Radioaktivität aus der Luft in den Boden gelangt. Hier werden vielerorts
die Grenzwerte für Wildpilze und Wildfleisch noch im Jahr 2004 deutlich
überschritten.
- Überwiegender Anteil der Strahlung stammte von sehr kurzlebigen und
leicht flüchtigen Radionukliden (z.B. Tellur, Edelgase)
- ca. 155.000 km² in Weißrussland, Russland und der Ukraine sind
stark belastet
- Die 30-km-Zone ist bis auf wenige Rückkehrer unbewohnt
- Radioaktiver Fallout verteilte sich in die Aerosolform, verseuchte auch
Regionen von Lappland, Finnland, Rumänien, Bulgarien, Polen, Bayern,
West-England und der Südtürkei
- In Nord-, Mittel- und Westeuropa findet
man hauptsächlich Cäsiumrückstände. Cäsium -137 hat
eine Halbwertszeit von 30 Jahren, das heißt, 30 Jahre nach der Freisetzung
ist noch die Hälfte der ursprünglichen Radioaktivität messbar.
Überschreitet also ein Messwert den festgelegten Grenzwert um das Doppelte,
ist erst nach über 30 Jahren eine Unterschreitung des Grenzwertes möglich!
In einem Gebiet mit einer 10fachen Grenzwertüberschreitung dauert es
somit über 100 Jahre, bis der Grenzwert unterschritten wird.
Satellitenbilder der Region im Vergleich
vor dem Unfall (1986)
nach dem Unfall (1992)
http://edcwww.cr.usgs.gov/earthshots
Landwirtschaftliche Flächen erscheinen auf den Bildern in hellrot oder,
wenn der Boden nach der Ernte freiliegt auch in weiß (stark reflektierend).
Viele der landwirtschaftlichen Bereiche im Bild von 1986 sind in der Aufnahme
von 1992 eher mattes Tannengrün, was die Rückkehr von natürlicher
Vegetation auf den verlassenen Feldern andeutet.
Folgen für die Menschen
- Kinder dürfen nicht in der 30-km-Zone leben
- Überwiegend alte Menschen leben in der 30-km-Zone, da sie eh schon
verseucht sind und so in ihrer Heimat sterben können. Eigentlich ist
dies gesetzlich verboten, trotzdem wird es toleriert
- Der Großteil der evakuierten Menschen lebt heute in Klein- Pripjat
(eine nach der Evakuierung eingerichtete Stadt), oder 60km davon entfernt.
Dies sind hauptsächlich Menschen mit Familien
- mehrere 100.000 Menschen verloren ihr Leben oder wurden schwer krank
- Bis heute verloren ca. 200.000 Menschen ihre Heimat
Folgen in der Natur (Bsp.)
- Tiere litten unter Missbildungen, Fehlgeburten oder kamen mit sechs Beinen,
bzw. ohne Augen auf die Welt (Weißrussland, Russland und Ukraine). Die
Missbildungsrate ist in der Nähe des Reaktors extrem hoch.
- Pinienwälder starben in kurzer Zeit ab
- Pflanzen wuchsen mit veränderten Blattformen und Tannen mit mehreren
Kronen
Quellen:
www.reyl.de/tschernobyl/
www.wissen.de
http://edcwww.cr.usgs.gov/earthshots
Fischer Weltalmanach