Entstehungsgeschichte des Englischen Gartens

1789 wurde die Anlage eines "allgemeinen englischen Gartens" von Kurfürst Karl Theodor befohlen, die erste Phase der Anlage wurde von Graf Rumford beeinflusst, einem Ratgeber des Kurfürsten. Er erweiterte die sog. Militärgärten und nannten diesen Park vorerst den Theodorspark.
Schließlich wurde der Theodorspark in den Englischen Garten umbenannt, da der Gartenbaustil aus England stammte.
Dieser Stil bedeutete die Schönheit der Natürlichkeit zu entdecken. Er war die Antwort auf den vorherrschenden Barockstil, wie man ihn zum Beispiel in Versailles und Schleißheim vorfindet. Die Barockgärten galten als Ausdruck der absolutistischen Herrschaft.
Ein Plan von 1789 beinhaltete noch sehr schnörkelige Wege, die den Barockstil kennzeichnen, landwirtschaftliche Nutzgebiete, sowie verschiedene zu errichtende Bauwerke: den Chinesischen Turm, das Rumfordschloss, ein Amphitheater, einen hölzernen Apollotempel und einige weitere Bauten.

Nach Rumford konnte Freiherr von Werneck an der Gartengestaltung einige wenige Jahre mitwirken, wollte aber einen stark landwirtschaftlich ausgerichteten Garten schaffen. Eine seiner bleibenden Leistungen liegt in der ersten Anlage des späteren Kleinhesseloher Sees (1800/02).

1804 wurde Friedrich Ludwig von Sckell Hofgartenintendant. Eigenhändig steckte er ohne jede Zeichnung bei der Grundsteinlegung die Hauptwege mit Holzpflöcken ab. Da er sehr auf Harmonie bedacht war, veränderte er die Wegeführung sowie die Anordnung der Bäume. Auch der massive Wald, der eine Barriere zwischen dem Nord- und Südteil des Englischen Gartens war, gefiel Sckell nicht. Er lehnte den Chinesischen Turm, die kleineren Bauten und den Apollotempel ab. Der Chinesischen Turm war ihm ein besonderer Dorn im Auge. Um ihn zu verstecken umpflanzte er ihn mit Bäumen und ordnete im Falle einer Zerstörung an, diesen nicht wieder zu errichten.
Er setzte großzügig Bäume und Gehölze ein und bestand auf eine ruhige Gestaltung ohne den Einsatz vieler verschiedener Pflanzenarten. Ruhige Flächen schaffte er durch den Einsatz großer Wiesenareale.

Siehe auch:

Das Amphitheater existierte wohl nur bis 1807, heute (seit 1984/85) gibt es im nördlichen Englischen Garten wieder eine solche Anlage, die im Sommer bespielt wird.

Der Kleinhesseloher See wurde um 1812/13 erweitert

1823 starb Sckell.

Ab 1830 folgten einige Umsetzungen von Plan B, dazu gehörten: Veränderung der Wegeführung und die Vergrößerung des Kleinhesseloher Sees.

Der Monopteros wurde 1830 in die Pläne eingezeichnet und entstand zwischen 1832 und 1837 unter der Planung von Leo von Klenze und dem Neffen Sckells. Der Hügel auf dem der Monopteros steht, wurde künstlich angelegt, zur Stabilisierung geht das Fundament des Monopteros durch den ganzen Hügel.
Der hölzerne Apollotempel wurde 1838 wegen Baufälligkeit abgerissen, an seiner Stelle wurde die steineren Bank von Klenze erbaut. Auch das Werneck-Denkmal wird errichtet.

Seit 1882 gibt es eine Gaststätte am Kleinhesseloher See.

Mit dem Bau des heutigen Haus der Kunst (damals: Haus der Deutschen Kunst) 1937 und der Erweiterung der Prinzregentenstraße vor dem Haus der Kunst wurde endgültig jede Verbindung zwischen dem Englischen Garten und dem Finanz- und Hofgarten gekappt.

Seit 1963 trennt der Isarring den Kleinhesseloher See von der Hirschau, ebenso wie die Busstraße durch den Englischen Garten den südlichen Teil des Parks von dem nördlichen Teil trennt.

Der Bogenschießwettbewerb und ein Teil des Marathonlaufs bei den Olympischen Spielen 1972 wurden im Englischen Garten ausgetragen.

Die jährlich bis zu 10 Millionen Besucher hinterlassen im Englischen Garten deutliche Spuren und auch Schäden, sodass auf dem großen Wiesen der Rasen sehr kurz geschoren werden muss, um weitere Schäden zu verhindern. Kurz geschnittene Rasenflächen haben allerdings nur eine geringe ökologische Wertigkeit.

Immer wieder war der Park auch durch Baumsterben bedroht, so in den 50er und 60er Jahren durch ein Ulmensterben. Heute versucht man die Widerstandskraft von Bäumen durch die Gabe von speziellen Düngern zu stärken.
Da sich die Baumgruppen meist in Richtung der Wege ausbreiten, stellt ihr Wachstum ebenfalls ein Problem dar. Dies wird verhindert, indem die Bäume regelmäßig gepflegt und kontrolliert werden.

In der Hirschau wurden nach dem zweiten Weltkrieg Baumschulen errichtet, sodass Bäume im Englischen Garten, sobald sie absterben, schnellst möglich ersetzt werden können.

Der Englische Garten war für viele Parks ein Vorbild, wie zum Beispiel für den Central Park in New York.

Bemerkenswert und bewundernswert ist vor allem der Aspekt, dass im Englischen Garten heutzutage immer noch Bäume von 1802 stehen.

Einige ausgewählte Baudenkmäler im englischen Garten:

  • Burgfriedensäule (südwestlich des Monopteros)
  • Rumford-Denkmal, mit Reliefbildnis
  • Sckell-Denkmal (kubischer Unterbau mit Säule)
  • Werneck-Denkmal (Marmor-Ädikula mit Inschrifttafel, flankiert von Steinbänken)

Zum Größenvergleich:

  • Englischer Garten: 373 ha
  • Hyde Park, London: 125 ha
  • Central Park, NewYork: 335 ha

Quellen:

  • Interview mit Herrn Degle (Bay. Schlösser- und Seenverwaltung)
  • 200 Jahre Englischer Garten München 1789 - 1989. Offizielle Festschrift .
  • M. Wanatschek: Grünanlagen in der Stadtplanung von München.
  • J. Kachelmann, C. Obermeier: Grün in München.