Kaschmir-Konflikt

Fakten:

  • Größe: 222236 qkm
  • Einwohnerzahl Kaschmirs: 10,5 Millionen
  • besteht aus den Landschaften Jammu, Kaschmir, Ladakh, Baltistan und Gilgit
  • eigenständiges Fürstentum von 1848 bis 1947
  • Amtssprachen: Kaschmiri und Englisch
  • größte Stadt: Srinagar
  • Hauptstadt: im Sommer Srinagar; im Winter Jammu
  • Währung im indischen Teil: Indische Rupie
  • Währung im pakistanischen Teil: Pakistanische Rupie

Geographische Infos:

  • Gletschergebirge (Himalaya) über 5000m
  • und Hochgebirgsbereich über 3000m
  • Längster Fluss: Indus
  • Größter See: Wular
  • Höchster Berg: Nanga Parbat (8126m)
  • Kaschmirtal, NO zu SO: 150km lang, 40km breit


Lage Kaschmirs (Courtesy of The General Libraries, The University of Texas at Austin)

Klima Kaschmirs:

Die Temperaturen in Kaschmir bewegen sich zwischen 1,7°C im Januar und 24,0°C im Juli. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 13,3°C . Außer Juni und September sind alle Monate arid (Niederschlag geringer als Temperatur). Die Niederschlagswerte liegen zwischen 24mm im November und 112mm im März. Der Jahresdurschschnitt liegt bei 692mm. (Klimadiagramm von www.klimadiagramme.de)

 

Landwirtschaft in Kaschmir:
Auf Kaschmirs fruchtbaren Böden wird in den feuchten Gebieten hauptsächlich Reis, bewässert auf immerfeuchten Feldern, angebaut.
In den trockeneren Regionen werden die Felder hingegen mit Mais, Weizen und Gerste bestellt. In Kaschmir leben 80% der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Kaschmir ist der einzige asiatische Produzent und somit auch einziges Exportland von Safran. Safran wird unter anderem zum Färben von Reis benötigt. Champignonzucht und Obstanbau sind auch wichtige Faktoren der Landwirtschaft.
Spezielle Ziegen liefern den Rohstoff für die Produkte durch die Kaschmir bekannt geworden ist, die feine Kaschmirwolle. In Kaschmir werden auch Seidenraupen gezüchtet, die kostbare Seide herstellen. In den Hochländern Kaschmirs herrscht eine Weide-Hirten-Wirtschaft.

Für einen Eindruck der Möglichkeiten von Landwirtschaft in den meisten Gebieten Kaschmirs (Hochland!) hier ein paar Bilder von typischen Landschaften um und über 3000m Höhe und ihrer Nutzung:


Leh (in ca. 3000 m Höhe) (© FUE/www.geolinde.musin.de)


Klostergärten von Alchi (© FUE/www.geolinde.musin.de)


ein "Gärtlein" in beinahe 4000 Meter Höhe (© FUE/www.geolinde.musin.de)

Wirtschaft:
Die Zahl der Touristen, die hauptsächlich wegen der meist unberührten Natur gekommen sind, ist von jährlich 80000 auf ca. 10000 gefallen! Industriell hat die Kaschmir-Region kaum etwas zu bieten.


Kaschmirs längster Fluss: der Oberlauf des Indus (© FUE/www.geolinde.musin.de)


Kaschmirtal (© FUE/www.geolinde.musin.de)

 

Geschichtlicher Rückblick:
Das bis zum 14. Jahrhundert von Hindufürsten, dann von muslimischen Herrschern regierte Land, wurde 1586 dem Mongulreich unter Akbar, der auch das Taj Mahal für seine verstorbene Lieblingsfrau gebaut hat, angegliedert. Es fiel 1756 an Afghanistan und ab 1819 gehörte es zu dem Sikhreich im Panjab.1846 wurde es ein britischer Schutzstaat unter dem Maharadscha Gulab Singh.

Gründe für den Streit um Kaschmir:
Nach der Teilung Britisch-Indiens in das hauptsächlich muslimische Pakistan und in das hinduistische Indien, Unabhängigkeit Indiens seit 15.08.1947. Nach dem Beschluss die einzelnen selbständigen Fürstentümer nach dem jeweiligen Glauben zuzuordnen, müsste Kaschmir zu Pakistan gehören. Doch der autokratische Maharadscha Hari Singh (1925-1952), selbst ein Hindu, wollte den Staat, der zu 3/4 muslimisch ist, keinem der beiden Staaten zuordnen. Beide Länder wollten, dass Kaschmir zu ihrem Land gehört.

Ausbruch des Krieges:
Islamische Stammeskrieger, die von Pakistan unterstüzt wurden, drangen 1947 nach Kaschmir ein. Der Maharadscha trat am 26.10.1947 der Indischen Union bei, nachdem er um militärische Hilfe gebeten hatte. Daraufhin schickt Pakistan Truppen nach Kaschmir um die muslimisch Bevölkerung zu schützen.
Die Kriegswirren bieten China die willkommene Gelegenheit sein Staatsgebiet vollkommen ungehindert auszudehnen, es nimmt 20% Kaschmirs ein und stellt es unter seine Verwaltung. Nach dem 2-jährigem Krieg beschliesst die UN, eine von beiden anerkannte Waffenstillstandslinie, die zugeleich die vorläufige Grenze zwischen den Staaten ist, zu setzten. 2/3 des Staates werden von Indien regiert. Das andere Drittel von Pakistan. Nach der eigentlich geplanten Volksabstimmung, die wegen der Weigerung Indiens gescheiter ist, gab es zwei weitere Kriege (1965 und 1971).
1968 wird Indien von der Sowietunion durch Waffenlieferung unterstützt, Pakistan bekommt Waffen von den USA, Frankreich und China.
1971 bricht ein Bürgerkrieg in Pakistan aus. Die Indische Regierung unterstützt die Unabhänigkeitsbemühungen Ostpakistans, welches noch im selben Jahr zum unabhänigen Bangladesch erklärt wird.
Nach einem erneuten Krieg 1989 richtete sich der Kampf hauptsächlich gegen die indische Zentralregierung in Dehli. Die Tochter des indischen Innenministers Mufti Mohammed Sayeed wurde 1989 von pakistanischen Rebellen entführt, daraufhin ließ Indien einige pakistanische Freiheitskämpfer frei. Die starken Unruhen gingen nun bis 1998 weiter, es gab immer wieder blutige Kämpfe.

August 1998 zeichnete sich eine leichte Entspannung auf dem indischen Subkontinent ab. Im Rahmen der Gespräche über den Atomteststoppvertrag versicherten die Ministerpräsidenten der beiden Konfliktländer, die Gespräche über das Kaschmirproblem wieder aufzunehmen.
Doch 1999 gab es heftige Gefechte um den Tigerberg, den Indien nach einem Monat eingenommen hatte. Indien gewann auch kurze Zeit den Grenzkrieg, der jedoch ein halbes Jahr später erneut ausbrach. Es kam zu einem Geiseldrama in einem indischem Flugzeug auf afghanischen Staatsgebiet, wobei die Freilassung pakistanischer Freiheitskämpfer gefordert wurde.
Nachdem ein Jahr verganganen war, in dem Indien und Pakistan in den Kreis der Atommächte aufgerückt sind, eskalierte der Konflikt zwischen den Erzfeinden um die Kaschmirregion. Erstmals seit 20 Jahren flog Indien wieder Luftangiffe. Auslöser war die Invasion von ca. 600 Soldaten aus Pakistan, die sich im indischem Teil Kaschmirs festgesetzt haben sollen. Die Eindringlinge würden von offiziellen pakistanischen Verbänden unterstützt, laut der indischen Regierung.


Ein Großteil der umkämpften Grenzgebiete liegen in unwirtlichen Regionen (da man sie nicht besuchen kann, hier als Beispiel der Kurunghla-Pass, der auf 5602 m liegt) (© FUE/www.geolinde.musin.de)


Pakistan widersprach dem und beschuldigte Indien des Abwurfes von Bomben und drohte mit Vergeltung. Die Angst vor einem neuem Krieg wurde größer, da er sich zum Atomkrieg ausweiten könnte.
Am 13. Dezember 2001 gab es ein Anschlag auf das Parlament in Neu-Dehli. Es soll sich um eine gemeinsame Aktion der extremistischen Gruppierungen Jaisch-e-Mohammad und Lashkar-e-Toiba gehandelt haben, hinter denen die Inder den pakistanischen Geheimdienst vermuten. Der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, sagte damals "Indien hat ein begründetes Recht zur Selbstverteidigung. Aber der Terroranschlag auf das Parlament ist kein Grund gegeneinander Krieg zu führen."
Es gab extremistische Moslemorganisationen, die im indischen Teil Kaschmirs kämpften und von denen einige El Kaida positiv gegenüber standen. Indien hat keinen Zweifel, dass einige El Kaida Gruppen ihr Hauptquatier in Pakistan hatten und ebenfalls gegen Indien kämpften. Diese Moslemextremisten drohten mit Krieg sobald Indien Luftangriffe fliegen sollte. Indiens Außenminister Jaswant Singh forderte Pakistan auf, die Aktivitäten der Gruppen Lashkar-e-Toiba und Jaisch-e-Mohammad einzustellen und deren Führer festzunehmen, aber dazu war Pakistan nicht bereit. Aber auch die USA sahen diese Gruppen als Terroristen an. So blieben die Fronten zwischen Indien und Pakistan verhärtet.
Am 14.1.2002 verbot der pakistanische Militärmachthaber Musharraf fünf islamische Gruppen von denen zwei für den Anschag auf das indische Parlament im Dezember verantwortlich sein sollten.
Im Mai 2002 nach einem Anschlag bei dem 34 Meschen ums Leben gekommen waren, wies Indien zwei pakistanische Botschafter aus.Die US-Regeierung forderte erneut beide Seiten zu Gesprächen über die Krise auf und bot sich als neutraler Verständiger zwischen beiden Staaten an.
Es gab erneute Anschläge, die laut dem indischem Außenministerium von pro-pakistanischen Islamisten der Gruppe Lashkar-e-Toiba durchgeführt wurden und bei denen über 25 Menschen getötet wurden. Im November kam es zu einer Serie von Bombenanschlägen, die von einer in Pakistan ansässigen Organisation Hezb-ul-mujaheeden ausgeführt wurden. Ein Hindutempel wurde im indischen Teil Kaschmirs von muslimischen Extremisten überfallen, wobei 8 Menschen umkamen.
Indien drohte im April 2003 Pakistan mit einem militärischen Präventivschlag - der Grund war, dass ein Nachbarstaat (Afghanistan) von Pakistan Terroristen Unterschlupf gewähren soll. Wieder bieten die USA ihre Dienste als Vermittler an, um Druck auf Pakistan auzuüben. Es soll gegen die islamischen Extremisten vorgehen und Verhandlungen über die umstritten Region Kaschmir wieder aufnehmen.


Courtesy of The General Libraries, The University of Texas at Austin


Bildquelle: www.hls.sha.bw.schule.de

Aktuelle Ereignisse

16.02.2004: Indien und Pakistan haben nach 2 1/2 Jahren dipolomatischer Eiszeit wieder Friedensgespräche aufgenommen. Hochrangige Beamte beider Staaten begannen im pakistanischen Außenministerium in Islamabad mit Gesprächen.

15.05.2004: Nach dem Rücktritt des indischen Ministerpräsidenten Atal Behari Vajpayee, wegen des schlechten Wahlergebnisses, sollte nun Sonia Ghandhi, von der oppositionellen Kongresspartei, neue Ministerpräsidentin werden. Allerdings lehnte sie das Amt ab, da sie gebürtige Italienerin ist, was viele Parlamentarier kritisierten. Neues Staatsoberhaupt wird nun M. Singh, der aus der gleichen Partei Ghandhis stammt und früher schon Finanzminister Indiens war. Er sprach sich schon für einen Frieden mit Pakistan aus.

23.05.2004: Erneute Anschläge in Kaschmir.

Die Folgen des Konfliktes:

Der Konflikt (inkl. der Kämpfe um die Aufteilung Britisch-Indiens) forderte inzwischen 9 bis 10 Millionen Tote. Und ein Ende scheint nicht in Sicht, da beide Fronten nach wie vor verhärtet sind. Die Angst vor einem Atomkrieg steigen stetig, da beide Staaten Atomwaffen besitzen. Heute ist Kaschmir faktisch aufgeteilt in ein Drittel Pakistan und zwei Drittel Indien. Ein im Raum stehender Vorschlag ist, das strittige Gebiet entlang religiöser Grenzen aufzuteilen (sog. Chenab-Formel), damit müsste Indien aber den gesamten nördlichen Teil Kaschmirs an Pakistan abtreten. Bislang wird das von Indien strikt abgelehnt.

 


Blick auf das Himalayagebirge (© FUE/www.geolinde.musin.de)

Atommächte im Konflikt

Nachdem Indien im Mai 1998 mehrere nukleare Spregsätze zu Testzwecken gezündet hatte, fasste dies der pakistanische UNO-Botschafter als schwere, akute Bedrohung der Sicherheit Pakistans auf und erklärte das Pakistan inzwischen die nuklearen Möglichkeiten hätte, um auf einen möglichen Atomangriff Indiens zu antworten. Daraufhin forderten mehrere Staaten Pakistan auf, auf Atomtests zu verzichten.
Dänemark kündigte an, seine Entwicklungshilfe in Indien zu kürzen.
Indien hat somit zur Destabilisierung der Region Kaschmir beigetragen. Indien hätte schon lange den Atomwaffen-Sperr-Vertrag unterzeichen und sich den Atomtest-Stopp-Vertrag anschließen sollen. US Präsident Clinton entschloss sich eine Delegation unter Leitung des stv. Außenministers, Strobe Talbott, nach Islamabad zu schicken. Jedoch hält Pakistan an eigenen Atomtests fest. Außenminister Khan sagte, pakistanische Atomtest seien so gut wie sicher. Nur der Zeitpunkt sei noch unklar. Auch der ind. Ministerpräsident Vajpayee (Hindupartei BJP) erklärte sein Land zum Atomwaffen-Staat, meinte aber auch, dass es keine weiteren Atomtests in Indien mehr geben wird. Der Staatssekretär Bnjesh Mishar bot Pakistan Verhandlungen an.
Pakistans Regierung kündigte für den 11.April 1998 einen wahrscheinlichen Atomtst an, aber die USA wollten Pakistan immer noch davon abhalten. Auch ein japanischer Sondergesandte reiste nach Pakistan um einen Atomtest zu verhindern. Nun gilt auch Pakistan als mögliche Atommacht. Eine Woche nach dem Atomtest Indiens sagte ein führender Atomwissenschaftler, Indien könne eine Bombe mit einer Sprengkraft von 200 km TNT bauen. Vielleicht würde erst eine Lösung des Atomkonfliktes die Lage Kaschmirs entschärfen.

 

Quellen:

  • www. wissen.de
  • www.hls.sha.bw.schule.de
  • www.krisen-und-konflikte.de
  • www.sueddeutsche.de
  • Fischer Weltalmanach
  • Euronews