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Sibirien taut auf - Permafrost setzt Methan frei

Amerikanische Wissenschaftler haben bei der Auswertung von Satellitenbildern von vor dreißig Jahren im Vergleich zu aktuellen Bildern einen verheerenden Trend im Bereich des sibirischen Permafrosts entdeckt.

Innerhalb von dreißig Jahren sind 125 von 10882 sibirischen Seen vollständig verschwunden, bei der Auswertung zeigte sich zudem, dass die Wasserfläche von über 40 Hektar großen Seen im Vergleichszeitraum um sechs Prozent zurückgegangen ist.

Die amerikanischen Geologen vermuten, dass im Sommerhalbjahr in der Tiefe antauender, ehemals immer gefrorener Boden wasserdurchlässig wird, das Wasser der Seen beginnt abzulaufen.

In die gleiche Richtung weisen Forschungsergebnisse, die zeigen, dass gerade die nördlichen Regionen (jenseits 45°) der Nordhalbkugel in den letzten 20 Jahren deutlich grüner geworden sind.

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Das Bild zeigt leichte Zunahme von Pflanzenwachstum in beige und starke in grün bis schwarz. Die Linie markiert 30° nördlicher Breite.
( Image courtesy Liming Zhou, Boston University )

Es wird deutlich, dass in weiten Bereichen Sibiriens heute ein deutlich höheres Pflanzenwachstum stattfindet als vor 20 Jahren. Dies entspricht auch der gemessenen Temperaturzunahme in diesen Regionen.

 

Eine weitere Folge des Tauens von Permafrost am Grund der Seen rund um die Arktis ist die Freisetzung des im Boden gebundenen Treibhausgases Methan. Jedes Methan-Teilchen hat die ca. 25-fache Treibhauswirkung eines Kohlendioxid-Teilchens und ist damit hochwirksam. Etwa ein Fünftel des irdischen Festlands ist Permafrostgebiet. Zwischen 30 und 50% des Permafrostbodens ist nur noch 1-1,5°C vom Auftauen entfernt. In Sibirien, Alaska und Kanada haben Forscher nun herausgefunden, dass bei andauernder Erderwärmung die Methanemissionen aus Permafrostböden bis zum Ende dieses Jahrhunderts jede andere Quelle von Methan bei weitem übertreffen werden. Methan und auch Kohlendioxid aus den auftauenden Böden könnten die weltweiten Temperaturen zusätzlich um weitere 0,32 Grad steigen lassen.
Tauen Seen weiter auf, so könnten sich Auftaubereiche fingerartig in die Tiefe erstrecken. Damit könnte in Zukunft auf Grund dieses zusätzlichen Temperaturanstiegs auch Methan aus sogenannten Methanhydraten, also unter dem Permafrost in eisartigen Strukturen eingelagertes Methan, freigesetzt. Damit würde sich die Erderwärmung massiv weiter beschleunigen.

 

Quellen:

  • K. W. Anthony: Klimazeitbombe Permafrost. In: SdW 06/2010, 81ff.
  • SZ vom 3.06.05, S. 11
  • http://earthobservatory.nasa.gov

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