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Ein Meer steht unter Stress!

Seit Jahrtausenden werden die Küsten des Schwarzen Meeres besiedelt, an denen verschiedene Zivilisationen sich den Artenreichtum der Pflanzen- und Tierwelt zunutze machten und den fruchtbaren Boden bestellten. In diesem Zeitraum stieg die Bevölkerungszahl kontinuierlich an.

Erst in den letzten 40 Jahren ist das Schwarze Meer nicht mehr in der Lage, die Ansprüche, die wir an es stellen, zu erfüllen.
Städtische und industrielle Entwicklung haben dazu geführt, dass in zunehmendem Maße Abwasser in die Flüsse, die ins Schwarze Meer münden, und in das Meer selbst geleitet wurden.

Seit Beginn 1990 kann von einer Umweltkatastrophe gesprochen werden: Die Konzentrationen von Düngern und Pestiziden, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, sind extrem hoch. Dieser Nährstoffüberschuss führt zu einer massiven Entwicklung von Mikroorganismen. Schwermetallkonzentrationen als Ergebnis einer uneingeschränkten Industrieproduktion in Ost- und Mitteleuropa, Ölverschmutzung und Verschmutzung durch Pestizide erreichten Spitzenwerte. Die Schadstoffe sind überall!

Die Wechselwirkungen der massiven Verschmutzung haben verheerende Folgen für das ökologische Gleichgewicht in dieser Region. Die Fischereiindustrie liegt in den letzten Zügen: Ganze Fischpopulationen sind nicht in der Lage, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen, und die Überfischung reduziert die Bestände praktisch auf Null. Eine Art des Schellfischs, der hier zufällig ausgesetzt wurde, vermehrte sich schnell, um die ökologische Nische zu schließen. In den Küstengebieten brechen häufig gefährliche, durch Wasser verbreitete Krankheiten wie Cholera und HepatitisA aus, und die Schwermetallkonzentrationen haben derart extreme Werte erreicht, daß die Wissenschaftler beim Anblick der Ergebnisse erst einmal ihre Instrumente auf Fehler hin überprüften.

Nachdem die politischen Ereignisse in Mittel- und Osteuropa nach 1990 zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch führten, ist nun auch für das Schwarze Meer die Zeit gekommen, einen neuen Kurs einzuschlagen.
Ein neuer Geist der Zusammenarbeit entstand in den Folgemonaten, und Wissenschaftler aus der Europäischen Union konnten sich 1993 zum ersten Mal ein Bild von der Tragweite der Umweltkatastrophe machen. Alle stimmten überein, daß alles Menschenmögliche getan werden müsse, um dem Schwarzen Meer wieder Glanz und Ruhm früherer Zeiten zu verleihen.

Die Herausforderung, die diese Riesenkatastrophe darstellt, ist nicht einfach zu bewältigen, aber es wurden bereits Fortschritte erzielt. Wissenschaftler von EROS, einem der wichtigsten Projekte, die sich mit diesem Problem befassen, begannen damit, genau zu analysieren, was mit dem Ökosystem geschehen war, und zeichneten gleichzeitig auf, was immer noch geschieht. So wie es aussieht, war dies wahrscheinlich die allerbeste Vorgehensweise, da aus den aktuellen Ergebnissen von EROS hervorgeht, daß das Schwarze Meer über große Fähigkeiten verfügt, sich auf natürlichem Weg zu erholen.

Als die im Frühjahr 1997 erzielten Ergebnisse mit denen der EROS-Kreuzfahrt im Jahr 1995 verglichen wurden, gab es sehr deutliche Anzeichen dafür, daß das Ökosystem im Begriff war, sich zu erholen: Die Sauerstoffkonzentrationen im Oberflächenwasser hatten sich erheblich verbessert. Einige Arten Plankton und wirbelloser Tiere, die ausgestorben zu sein schienen, traten wieder auf. Der Bestand an Schellfischen hatte sich stabilisiert, während die Zahl von Sardelleneiern und -larven angestiegen war. Auf der Grundlage genauer wissenschaftlicher Angaben sind wir nun in der Lage, mehr für das Schwarze Meer zu tun. Regierungen arbeiten beispielsweise zusammen, um sicherzustellen, daß bis zum Ende des Jahres 2000 alle Verklappungen ins Schwarze Meer durch nationale Lizenzsysteme geregelt werden.

Ein Meer steht unter Stress

  • Abfallstoffe aus 17 Ländern werden in das Schwarze Meer abgelassen.
  • Beinahe zwei Drittel des im Meerwasser enthaltenen Nitrogens und Phosphors stammen aus dem Donaubecken.
  • Über 10 Millionen Menschen nehmen die Abwasserleitungssysteme in den Küstenregionen des Schwarzen Meeres in Anspruch.
  • 111 000 t Erdöl fließen jährlich bei Erdöltransporten auf der Donau ins Schwarze Meer.

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