Schmelzende Antarktis

Aus Satellitenbeobachtungen seit 1987 wird deutlich, dass immer tiefer in den Eiskellern der Antarktis liegende Gebiete zu schmelzen beginnen (obere Karte). Im Jahr 2004/05 waren auch Regionen bis zu 500 Kilometer im Inneren des antarktischen Festlandeises betroffen.

 

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(NASA images by Robert Simmon, based on data from Marco Tedesco)

Dass Schelfeisbereiche schmelzen können, ist bekannt, dass aber auch das antarktische Festlandeis nicht mehr vollständig stabil zu sein scheint, könnte sich als ein höchst bedenklicher Trend erweisen.

In der unteren Karte sieht man die Zahl der Tage, an denen im Rekordjahr 2005 ein Schmelzvorgang auftrat. Hier wird deutlich, dass selbst weit im Kontinent liegende Regionen zwischen 10 und 20 Tage Eisschmelze aufwiesen, was bei Jahresmitteltemperaturen von deutlich unter Null Grad nicht unerheblich ist. Betroffen ist hier hauptsächlich die sog. Antarktische Halbinsel.

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Deutlich wird in den letzten Jahrzehnten (1957 - 2006) eine langsame, aber deutliche Erwärmung einiger Bereiche der Antarktis.

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Hier dargestellt ist der Verlust an Eismasse in der Antarktis laut verschiedener Untersuchungen in den letzten Jahren und der damit verbundene Beitrag zum weltweiten Meeresspiegelanstieg
(Copenhagen Diagnosis)

Auf Grund neuerer Erkenntnisse kann man nun erklären, warum sich weite Teile der Antarktis bisher einer Erwärmung entziehen. "Schuld" daran ist das Ozonloch, also die Zerstörung der Ozonschicht im Bereich der zentralen Antarktis.

Der unterdurchschnittliche Gehalt an Ozon in dieser Region führt zu einer geringeren UV-Absorption, was wiederum eine weitere Temperaturabnahme bewirkt. Dies verstärkt das dort existierende Kältehoch und führt zu einer Abschottung der Antarktis gegenüber Einflüssen von außen. Die um die Antarktis herum wehenden Westwinde haben daher in den letzten 40 Jahren um ca. 15% zugenommen. Die antarktische Halbinsel ragt auf Grund ihrer Lage etwas aus dem Bereich des stabilen Kältehochs heraus, deshalb kommt es dort bereits heute zu Reaktionen auf den Klimawandel.

Da in den letzten Jahrzehnten massive Anstrengungen unternommen wurden, ozonschädliche Substanzen weltweit zu verbieten, dürfte sich das Ozonloch in den nächsten Jahrzehnten verkleinern oder gar schließen. Dies hätte eine Abschwächung des antarktischen Hochs zur Folge und würde den Einfluss der weltweiten Erwärmung auch in diese Region tragen.

Die Effekte wären besonders am Rand der Antaktis ausgeprägt, da in der zentralen Antarktis die Temperaturen so niedrig liegen, dass eine vorausgesagte Erwärmung um etwa 3-4°C bis 2100 keine massiven Auswirkungen hätte. Trotzdem rechnen Forscher mit einem Beitrag zum Anstieg des Meeresspiegels auf Grund der Schmelzvorgänge in der Antarktis um etwa 2 mm pro Jahr. Damit könnte der weltweite Meeresspiegelanstieg bis 2100 bei über 1,4 Metern liegen.

Quellen:

  • NASA
  • Kopenhagen Diagnosis
  • Julia Eder: Im Schutz des Ozonlochs. Spektrum der Wissenschaft 04/2010, 16-18.