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Was ist Nachhaltigkeit?

Die Konzeption der nachhaltigen Entwicklung ist aus der Sorge um die Zukunft der Menschheit entstanden. Nachhaltigkeit meint dabei nicht nur Naturschutz oder Enthaltsamkeit um ihrer selbst Willen, Hauptgegenstand ist vielmehr ein Überdenken der Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer allgemeinen Umwelt. Dass moralische und ethische Prinzipien des Umgangs der Menschen miteinander sowie mit der belebten und unbelebten Welt hierbei eine wichtige Richtschnur und Orientierungshilfe bieten, steht außer Frage. Dennoch eröffnen sich Fragen nach den Kernannahmen des Nachhaltigkeitskonzeptes und deren kulturellen Wurzeln.

Wie schon 1972 in den „Grenzen des Wachstums“ beschrieben, geht das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung davon aus, dass die natürlichen Ressourcen endlich sind. Darüber hinaus bezieht es Grundwerte des Umgangs zwischen Menschen und Staaten mit ein, wie Sie z.B. in der UN Charta oder der Menschenrechtskonvention niedergelegt sind, es reicht jedoch weiter und gründet sich auf allgemeine Konventionen zum Schutz der belebten und unbelebten Natur.

Dieses Konzept, das im wesentlichen westlich europäisch, amerikanischen Ursprungs ist, stimmt nicht unbedingt mit der kulturellen, religiösen oder ökonomischen Weltanschauung und der täglichen Erfahrung der Mehrzahl der Menschen auf diesem Planeten überein, es ist aber in der Realität gegenwärtiger politischer Willensbekundungen der Staatengemeinschaft und vieler Nationen verankert. Die Umsetzung weicht allerdings hiervon vielfach weit ab. Besonders die Akzeptanz dieses Konzeptes ist im ökonomischen Tagesgeschäft kaum gegeben.

Die Realität der wirtschaftlichen Konzeption für Staaten und Unternehmen, die auf einem kontinuierlichen quantitativen Wachstum beruht, ist nur schwer mit der Konzeption der Nachhaltigen Entwicklung in Übereinstimmung zu bringen. Der Übergang zu einem qualitativen Wachstum bleibt vielfach eine leere Worthülse.

Vor diesem Defizit kann die Nachhaltigkeitsdebatte auch als eine Facette der Reaktionen auf die Dominanz des westlichen Wirtschaftsmodells und der sich daraus ergebenden Effekte, die als Globalisierung bekannt sind, verstanden werden. Aber die bisherigen Übereinkommen, sei es die Klimaschutzkonvention oder die Seerechtsdebatte und auch die Etablierung des Internationalen Gerichtshofs sind eigentlich nur kleine Voraussetzungsbausteine auf einem Weg zu einer nachhaltigen Welt, nicht aber ein großer Durchbruch. Gerade die Diskussion um den Klimaschutz ist im Kern eine nachsorgende Diskussion, die den Schaden vermindern, nicht aber etwas grundsätzlich Besseres schaffen soll. Mit einem derartigen, nachsorgenden Ansatz wird man dem Anspruch aber nicht gerecht, denn Nachhaltigkeit ist aktiv und in die Zukunft orientiert.

Nachhaltige Entwicklung steht für die Planung einer „besseren“ Zukunft, ist die Entwicklung eines Szenarios, bzw. die Abwägung und Auswahl zwischen verschiedenen Entwürfen. Das Erfüllen von bestimmten Umweltauflagen oder Gesetzen ist daher nicht Nachhaltige Entwicklung per se, sondern lediglich der Vollzug eines einzelnen notwendigen Schrittes in eine bestimmte Richtung, auch wenn der Weg kein definiertes Ende hat.

Beispiel: Nachhaltiger Tourismus
Leitbild für einen nachhaltigen bzw. sanften Tourismus ist das Prinzip der "Nachhaltigen Entwicklung". Gemäß einer Definition der Weltbank ist unter nachhaltiger Handeln zunächst zu verstehen, dass der Einsatz nachwachsender Ressourcen nicht größer ist als der Umfang, in dem sie sich erneuern die Rate, zu der nicht nachwachsende Ressourcen eingesetzt werden nicht größer ist als die Rate, zu der erneuerbare Alternativen entwickelt werden die verursachten Emissionen nicht größer sind als die Kapazität der Umwelt, diese selbst zu beseitigen. Ein mehr grundsätzlicher Leitsatz, der die genannten Kriterien impliziert und noch darüber hinaus geht lautet:

Alle Aktivitäten der heute lebenden Generation, die sich auf die weitere wirtschaftliche, soziale und umweltgerichtete Entwicklung beziehen, dürfen nicht dazu führen, dass zukünftige Generationen in ihren Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt werden.

Übertragen auf den Tourismus impliziert das so verstandene Prinzip einer „Nachhaltigen Entwicklung“ drei gleichrangige Komponenten:

  1. Ökologische Verträglichkeit
    Tourismus als Beitrag zur Erhaltung und Sicherung der Ökosysteme auf der Erde. Intakte Natur- und Lebensräume sind und bleiben Voraussetzung und Basis für den Tourismus. Dies erfordert Strategien zur Schonung der Ressourcen und zur Reduktion der Emissionen, ein landschafts- und umweltplanerisches Konzept, das eine bessere Umweltverträglichkeit des Tourismus und allen damit verbundenen Aktivitäten auf allen Ebenen gewährleistet.

  2. Soziokulturelle Verträglichkeit
    Nachhaltiger Tourismus als Beitrag zu einem interkulturellen Austausch und zur Verständigung von Menschen, ungeachtet von Herkunft, Sprache und Religion. Tourismus muss eine selbstbestimmte kulturelle Dynamik von Regionen ermöglichen und zur sozialen Zufriedenheit beitragen. Touristen sind Gäste in der Region, Regionen sind keine Museen. Regionen sind in erster Linie Lebensraum für ihre Bewohner und nur in zweiter Linie Dienstleistungsbetrieb für den Tourismus. Sozialverantwortlicher Tourismus muss den Erhalt einheimischer soziokultureller Werte unterstützen.

  3. Ökonomische Verträglichkeit
    Nachhaltiger Tourismus folgt den Kriterien eines qualitativen Wirtschaftswachstums, das mittel- und langfristig ein breitgestreutes Einkommen unter Berücksichtigung ökologischer und sozialer Kosten und Nutzen ermöglicht. Tourismus kann einen Beitrag zum Wohlstand der bereisten Regionen leisten (Sicherung der Einkommen, Verbesserung der Lebensqualität). Tourismus kann die strukturellen Nachteile ländlicher und abgelegener Räume milder und sogar ausgleichen, wenn er in eine sektorübergreifende, regionsspezifisch vernetzte Wirtschaft integriert ist und so einen maximalen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leistet. Die fortschrittlichsten Mindeststandards in den Industriestaaten in rechtlicher und sozialer Hinsicht müssen auch in den Zielregionen akzeptiert bzw. deren Umsetzung gefördert werden. Umwelt- und Sozialdumping dürfen sich nicht bezahlt machen.

Text nach www.lighthouse-foundation.org

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