Heuschreckenplage

Hier ist übrigens eine Heuschreckenart aus Madagaskar zu sehen.

Die Wanderheuschrecke tritt in unregelmäßigen Abständen in wahren Massen in weiten Bereichen des nördlichen Afrikas auf. Die letzte gewaltige Heuschreckenplage gab es 1988.

Die Schwärme mit einigen hundert bis zu drei Milliarden (!) Tieren verfinsterten teilweise den Himmel.

Fressende Heuschrecken (FAO)

Pro Quadratkilometer finden sich in einem fressenden Schwarm etwa 50 Millionen Tiere. Eine zwei Gramm schwere Heuschrecke frisst jeden Tag pflanzliche Nahrung in der Größenordnung ihres eigenen Gewichts. Eine Tonne Heuschrecken kann pro Tag so viel essen wie 2500 Menschen zum Leben bräuchten. Eine Tonne Heuschrecken sind aber nur 500.000 Tiere!

Eine Wanderheuschrecke ©FAO

Ein Obstbauer in Marokko begutachtet die Schäden, die nicht nur für dieses, sondern auch die nächsten Jahre seine Ernte dezimieren werden. ©FAO

Wanderheuschrecken beginnen zu schwärmen, wenn sie auf sehr günstige Bedingungen stoßen, ihre Larven sich bei ausreichend Vegetation gut entwickeln und so ein schneller Fortpflanzungsrhythmus einsetzt. Innerhalb weniger Monate kann sich die Zahl der Tier mehr als verzehnfachen. Treffen ausgewachsene Tiere andauernd auf Artgenossen wird der Schwarmtrieb ausgelöst.

Heuschrecken im April 2004 in Marokko vor dem Schwärmen (FAO)

Nach der Brut im Frühjahr schwärmen die Heuschrecken und ziehen nach Süden. Dort folgt von Juli bis Oktober eine Sommerbrut, die wieder neue Schwärme produziert. Wohin diese dann ziehen ist nicht vorherzusagen. Stand der Karte 27.07.2004 ©FAO Stand: 15.09.04: grüne Punkte: Heuschrecken am Boden, rot: Schwärme Stand: 17.11.04

Im Dezember 2003 warnte die Welternährungsorganisati

on FAO vor einer drohenden Heuschreckenplage in Nordwestafrika. In der gesamten Sahelzone hat es 2004 überdurchschnittlich geregnet, die Bedingungen für eine ungewöhnlich große Heuschreckenbrut sind hervorragend. Seit Ende Juni 2004 sind erste Schwärme in Marokko unterwegs (Chronik -> hier klicken!). Somit beginnt in fast ganz Nordafrika von Mauretanien bis zum Westsudan eine gewaltige Heuschreckenplage.

Ein junger Mauretanier kann dem Zerstörungswerk dieses dichten Schwarms nur zusehen. ©FAO

Besonders ungünstig ist, dass große Schwärme auf der Suche nach Nahrung pro Tag zwischen wenigen bis zu etwa hundert Kilometer zurücklegen. Pro Monat können sie Entfernungen von bis zu 3500 Kilometer überwinden. Zudem wird das Ergebnis einer neuen Heuschreckenbrut Mitte August bis Ende September nochmals große Schwärme freisetzen. Ein großer Schwarm kann eine Fläche von etwa 60 Quadratkilometern innerhalb weniger Stunden vollständig kahlfressen. Damit steht die Nahrungsgrundlage für Millionen Nordafrikaner auf dem Spiel.

Im Süden von Mauretannien (FAO)

Die einheimische Bevölkerung versucht die Felder mit brennenden Ölfässern und angezündeten Autoreifen zu schützen, was aber kaum Erfolg verspricht. Eine Bekämpfung der Schwärme und der noch nicht schwärmenden Heuschrecken ist sinnvoll nur aus der Luft mit Kontaktpestiziden, also hochgiftigen Insektenbekämpfungsmitteln möglich. Da die Vermehrung aber nur an - vom Menschen nicht zu steuernden - günstigen Umweltbedingungen hängt, ist der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln die einzige Möglichkeit, den Schaden für die Ernten zu begrenzen. Ansonsten droht eine gewaltige Hungersnot.

©FAO

Dieser Einsatz aus der Luft ist sehr kostspielig. Die FAO rechnet mit Kosten von bis zu 80 Millionen US-Dollar. Die gesamte Kampagne der Jahre 1987-1989 kostete 300 Millionen Dollar!

Tote Heuschrecken nach dem Pestizideinsatz (FAO)

Übrigens arbeitet die FAO intensiv an neuen "ungiftigen" Methoden der Heuschreckenbekämpfung, etwa "Bio"-Pestiziden, die nur für Heuschrecken giftig sind, für Säugetiere aber nicht. Schließlich müssen einige Millionen Hektar Land jedes Jahr vorbeugend besprüht werden, um die Dichte der schlüpfenden Tiere so gering zu halten, dass sie nicht schwärmen. Die Umweltbelastung durch diese Maßnahmen ist enorm!